Ramon Zenhäusern ist nach langer Absenz und harten Zeiten zurück auf dem Slalom-Podest. Die Leidenszeit verleiht dem 2. Platz beim Nachtslalom von Schladming eine besondere Bedeutung.
Fast zwei Jahre ist es vor dem Nacht-Spektakel in Schladming her, seit Ramon Zenhäusern in Kranjska Gora zuletzt aufs Slalom-Treppchen steigen darf. Nach dem Rennen im März 2021 muss der Walliser zahlreiche Rückschläge einstecken. Im November 2021 setzt ihn eine Schulterverletzung ausser Gefecht, in Fahrt komm Zenhäusern aber in der gesamten Saison 2021/22 nie wirklich.
«Anfangen mit dem Sturz, Rückenschmerzen, mit dem Material verzettelt, Corona gehabt – ich war am Boden zerstört und hatte keine Motivation mehr», erinnert sich Zenhäusern nach dem geschafften Befreiungsschlag im Interview mit SRF. «Danach habe ich mich langsam aufgerafft, Schritt für Schritt genommen und das heute ist der Zahltag für das. Ich kann definitiv sagen: Der Weg ist das Ziel.»
Der zurückgelegte, steinige Weg macht den 2. Platz in Schladming besonders wertvoll. «Wenn es nicht läuft, kommen Stimmen, die sagen, man habe den Anschluss verpasst. Bla,bla,bla. Selber kommt man auch etwas ins Zweifeln. Es ist wunderschön, wenn man sich so zurückkämpft und so etwas vor dieser Kulisse hier erleben darf», unterstreicht der 30-Jährige. Sich nach den erfahrenen Rückschlägen so zurückzumelden, sei fast schöner, als immer vorne zu sein.
«Ein Traktor, der langsam startet»
In Schladming liegt Zenhäusern zur Halbzeit noch auf Platz 5, bevor er im zweiten Lauf zur Aufholjagd bläst. «Heute habe ich mir gesagt, dass ich es mir eigentlich schuldig bin, durchzuziehen und nirgends die Handbremse zu ziehen. Das habe ich gemacht.» Schlussendlich fehlen dem Schweizer nur mickrige 7 Hundertstel auf Sieger Noël. Den Rückstand handelt sich Zenhäusern im oberen Streckenteil ein, wo er sowohl im 1. als auch im 2. Lauf Zeit einbüsst.
Die Frage, ob er im obersten Abschnitt bewusst Risiko dosiert habe, verneint Zenhäusern allerdings. Er habe natürlich einen frühen Fehler, wie ihn beispielsweise der Italiener Tommaso Sala begangen habe, vermeiden wollen. Für den verhaltenen Start hat Zenhäusern aber eine andere Erklärung: «Mit meinen zwei Metern und 100 Kilogramm bin ich eher ein Dieselmotor. Ein Traktor, der langsam startet, aber wenn er mal ins Rollen kommt, läuft er.»