Eigentlich hat Clément Noël den Slalom-Triumph in Madonna di Campiglio bereits in der Tasche. Nachdem ihm das allerletzte Tor zum Verhängnis wird, sitzt der Frust beim Franzosen tief.
Nach dem überragenden Saisonstart ist Clément Noël im Slalom derzeit der Mann, den es zu schlagen gilt. Erst Mitte Dezember entscheidet der Franzose den ersten Slalom der Saison in Val-d'Isère mit einem unfassbaren Vorsprung von 1,4 Sekunden für sich. Am Mittwoch in Madonna di Campiglio knüpft er genau da an.
Bereits im ersten Lauf des Nachtslaloms distanziert Noël die restliche Konkurrenz um Längen. Auch den ärgsten Widersachern nimmt er bis zur Rennhälfte bereits eine halbe Sekunde und mehr ab. Am Franzosen scheint an diesem Tag kein Vorbeikommen.
Den Eindruck bestätigt Noël auch im zweiten Durchgang. Kontinuierlich baut er seinen Vorsprung aus, bei der letzten Zwischenzeit vor dem Ziel hat er die Nase um satte neun Zehntelsekunden vorne. Dann passiert es: Ein kurzer Wackler beim drittletzten Tor bringt Noël entscheidend aus dem Rhytmus und ins Straucheln. Zwar passiert er das vorletzte Tor noch korrekt, kann sich dann aber nicht mehr auf den Beinen halten und stürzt im wahrsten Sinne des Wortes ins Ziel.
«Vielleicht dachte ich, es sei schon vorbei»
Nichtsdestotrotz leuchtet es im Ziel grün auf, inklusive der Rutschpartie ist Noël noch immer eine Sekunde schneller als Sebastian Foss-Solevaag. Weil er das letzte Tor aber nicht korrekt passiert, nützt ihm das im Endeffekt rein gar nichts. Noël wird disqualifiziert und fährt keine Weltcup-Punkte ein, während Foss-Solevaag den Sieg erbt. Die Freude beim Weltmeister aus Norwegen ist gross, auch wenn er im Interview bei ORF betont: «Es tut mir leid für Noel, er war sehr schnell. Aber so ist das Leben.»
«Vielleicht ist es besser, Englisch zu sprechen. Ich habe wirklich keine Worte», sucht der Unglücksrabe im TV-Interview selbst nach einer Erklärung. Er habe bereits den Stadionsprecher gehört, bevor ihm das Malheur im letztmöglichen Moment unterlaufen sei. «Ich weiss nicht, wie es möglich ist, beim letzten Tor so zu stürzen», sagt Noël.
«Vielleicht dachte ich, es sei schon vorbei. Das war es aber nicht. Ich weiss jetzt zumindest, dass ich auf dieser Art von Pisten schnell bin. Das nehme ich mit», fügt der Franzose ratlos an. Für den Moment aber schmerze der Ausfall enorm. «Ich wollte das gewinnen heute. Aber so ist Skirennfahren, manchmal tut es weh. Das ist schwierig.»