Pro

Bruno Bötschi

Redaktor Lifestyle/Reisen

Seit drei Jahrzehnten liegen im Nationen-Ranking die Österreicher vorne. Nach den ersten Rennen in diesem Winter ist für einmal alles anders. Die Schweiz ist an der Spitze – und das wird so bleiben.

Österreich hat ein Problem: Ende November gab Marcel Hirscher seinen Rücktritt bekannt. Der erfolgreichste Skifahrer der Welt war seit Jahren der fleissigste Punktesammler für unser Nachbarland.

Seit dem Winter 1988/89 haben die österreichischen Skifahrerinnen und -fahrer jeweils am Ende des Winters am meisten Weltcup-Punkte auf dem Konto. Mal knapp, dann wieder sehr deutlich.

Die gute Nachricht: Seit dem Winter 2013/14 kam die Schweiz den Österreichern Jahr für Jahr immer näher – und jetzt ist Hirscher weg. Und darum: Die Zeit des Darbens ist vorbei. Endlich.

Erstmals seit Jahren bietet sich den erstarkten «Skigenossen» in diesem Winter zudem die Chance, in allen Disziplinen zu siegen. Im Slalom, der einstigen Sorgendisziplin, stellen die Schweizer Männer heute mit Daniel Yule, Ramon Zenhäuser und Co. sogar das stärkste Team. In den schnellen Disziplinen werden die arrivierten Stars Beat Feuz, Carlo Janka und Mauro Caviezel für viele Punkte sorgen.

Und bei den Frauen? Wendy Holdener ist wie immer ein punktereicher Wert, Lara Gut-Behrami findet zur alten Stärke zurück, Corinne Suter wird zur Siegfahrerin und Michelle Gisin darf sich sogar Chancen auf den Gesamtweltcup ausrechnen.

Aber das ist nicht alles: Entscheidender Faktor wird unser Goldjunge Marco Odermatt (fünffacher Sieger an der Junioren-WM 2018) sein. Odermatt glänzte bereits im letzten Winter im Weltcup – und bewies nun auch zum Saisonstart sein unglaubliches Potenzial. Manche glauben sogar, er werde Hirscher dereinst übertrumpfen.

Und deshalb düfen wir im März 2020 endlich wieder einmal sagen: Die Schweiz ist die stärkste Skination der Welt.

 

Contra

Syl Battistuzzi

Sportredaktor

Die Schweiz verfügt in allen Disziplinen über Leute, die gute Resultate liefern. Doch ein Wunderwuzzi ist nicht dabei, weshalb unser Lieblingsnachbar Österreich auch dieses Jahr abräumt.

Der Start in die Skisaison ist der Schweiz fürwahr geglückt: Bei den Männern fuhren Beat Feuz, Carlo Janka sowie Mauro Caviezel Stockerlplätze heraus, bei den Frauen klassierte sich Michelle Gisin als Schmankerl auf dem starken 4. Rang.

Zusammengezählt mit den anderen Rangierungen kommt die Schweiz so bereits auf 935 Punkte, während Erzrivale Österreich derzeit nur 858 Punkte aufweist.

Das Austria-Team scheint die Absenz ihrer zurückgetretenen «Gottheit» Marcel Hirscher bereits zu spüren. Der achtfache Gesamtweltcupsieger holte letztes Jahr alleine über 1500 Punkte, die nun natürlich in der Nationenwertung fehlen. 

Genau diese Differenz, die der «Stangerl-Kaiser» herausfuhr, war bei den Männern ausschlaggebend zwischen den beiden Nationen (6102 zu 4650 Punkten). Gute Aussichten eigentlich also für die Schweiz. 

Doch erstens ist es um die «Wadln» bei den Schweizer Leithammeln Beat Feuz und Carlo Janka nicht zum Besten bestellt – zwei potenzielle Topfahrer also, die jederzeit länger auszufallen drohen. Zwar können auch Caviezel sowie die Techniker Daniel Yule, Ramon Zenhäusern und Loïc Meillard regelmässig punkten.

Aber zweitens und in der Endabrechnung entscheidend: Die feschen Damen mach(t)en letzte Saison den Unterschied aus. Für die Schweiz holte nur Wendy Holdener als Gesamtdritte (1079 Punkte) das Schnitzel aus der Friteuse, während danach gleich fünf Österreicherinnen bessere Leistungen zeigten als unsere Landsfrauen. 

Wenn es also Lara Gut-Behrami, Corinne Suter, Michelle Gisin & Co. heuer wieder versemmeln, behält Österreich im Alpenduell des Kaisers Krone weiter auf der Birn.