Mikaela Shiffrin meldet sich am Wochenende in alter Stärke zurück und fährt die Konkurrenz in Lienz in Grund und Boden. Die Mini-Krise ist beendet – doch sie machte der Amerikanerin zu schaffen.
Mit unglaublichen 1,36 Sekunden Vorsprung auf die Zweitplatzierte Martha Bassino gewinnt Mikaela Shiffrin am Samstag den Riesenslalom in Lienz überlegen, nur 24 Stunden später lässt sie der Konkurrenz auch im Slalom keine Chance. Es sind die Weltcup-Siege 63 und 64 für die Amerikanerin, in den letzten 20 Slalom-Rennen bleibt sie 18 Mal ungeschlagen.
Shiffrin dominiert die technischen Disziplinen nach Belieben – und trotzdem lässt sie sich von einem vermeintlich harmlosen Rückschlag zuletzt ziemlich aus der Bahn werfen. Dafür verantwortlich ist das für sie miserable Abschneiden am 17. Dezember in Courchevel, als Shiffrin im Riesenslalom nur den 17. Rang belegt und in eine Mini-Krise stürzt. Es sei extrem schmerzhaft gewesen, emotional und mental: «Ich verlor mein ganzes Selbstvertrauen», verrät die fünffache Weltmeisterin. «Ich konnte drei Tage nicht mehr schlafen.»
Shiffrin entscheidet daraufhin, auf die Rennen in Val d'Isère zu verzichten und stattdessen zu trainieren. Im Nachhinein zweifellos der richtige Entscheid, nicht zuletzt auch weil die Rennen in Frankreich schliesslich abgesagt werden müssen.
Nicht zum ersten Mal Selbstzweifel
Es ist nicht das erste Mal, dass Selbstzweifel Shiffrin zu schaffen machen. Lange muss sie sich vor den Rennen vor Nervosität übergeben. «Ich dachte, andere Leute zu enttäuschen, wenn ich nicht mit über zwei Sekunden Vorsprung gewinne», gibt die 24-Jährige Anfang Dezember in einem Interview mit der NZZ preis. Zudem fürchte sie sich, plötzlich kein Rennen mehr gewinnen zu können. Die vergangenen Wochen zeigen: Shiffrin ist dem hohen Druck auch nach drei Siegen im Gesamtweltcup nicht immer gewachsen.
Umso grösser ist die Erleichterung in Lienz nach der Rückkehr auf das oberste Treppchen. «Auch wenn ich nicht Erste geworden wäre – wenn ich so Skifahren kann wie heute, ist das eine grosse Erleichterung. Nach Courchevel war alles eine Erleichterung.»