Talk mit unseren Skistars Simon Ammann auch mit 40 noch voller Tatendrang: «Ich freue mich mega auf Olympia»

Manu Rothmund, Peter Staub und Marcel Allemann

9.10.2021

Unsere Skistars – Der Talk mit Simon Ammann

Unsere Skistars – Der Talk mit Simon Ammann

Seine Doppelsiege an den Olympischen Spielen 2002 und 2010 sind unvergessen. Noch immer ist Simon Ammann als Skispringer aktiv: er steigt in seine 25. Weltcup-Saison und hofft in Peking auf seine 7. Olympia-Teilnahme. Der Toggenburger ist kürzlich mit seiner Familie in die Heimat zurückgekehrt. Parallel zum Sport studiert Simon Ammann in St. Gallen, und als lizenzierter Privat-Pilot und Unternehmer hat er viele Pläne.

06.10.2021

Er steht vor seiner 25. Weltcup-Saison und seinen siebten Olympischen Spielen. Im Interview mit blue Sport spricht Simon Ammann darüber, was ihn auch mit 40 Jahren beim Skispringen immer noch antreibt und weshalb der bevorstehende Winter nochmals seiner werden kann.

Manu Rothmund, Peter Staub und Marcel Allemann

Es ist in den letzten Jahren ruhiger geworden um Simon Ammann. Dabei ist er mit vier Olympia-Goldmedaillen einer der erfolgreichsten Schweizer Sportler aller Zeiten. Bald steigt Ammann in seine 25. Weltcup-Saison, einige Konkurrenten könnten längst seine Söhne sein. Seine Freude am Skispringen ist ungebrochen. Und noch lockt ihn ein grosses Ziel: Peking 2022. «Ich freue mich mega auf die Winterspiele», frohlockt er.

Ammann ist in diesem Jahr mit seiner Familie (Ehefrau Yana und den drei Kindern) von Schindellegi im Kanton Schwyz, wo er wegen der Nähe zu den Schanzen von Einsiedeln jahrelang gelebt hat, wieder in seine Toggenburger Heimat gezogen. In der Ostschweiz findet er die Ruhe und die Energie, die er braucht, um seine verschiedenen Aktivitäten unter einen Hut zu bringen.

Ammann ist in seiner Sportler-Karriere schon weit herumgekommen. Als 16-jähriger Teenager hatte er seinen ersten grossen Auftritt auf der olympischen Bühne – bei den Spielen 1998 von Nagano. Danach war er im Vierjahresrhythmus in Salt Lake City, Turin, Vancouver, Sotschi und Pyeongchang am Start.

Auf dem Weg zum Olympia-Rekordteilnehmer

Qualifiziert er sich nun auch für Peking, dann wäre Ammann mit 7 Olympia-Teilnahmen in dieser Rangliste die Nummer 1 der Schweiz. Aktuell liegt er gleichauf mit der Dressur-Reiterin Christine Stückelberger.

40-jährig ist Simon Ammann am 25. Juni geworden und mit ganz grossen Erfolgen konnte er zuletzt auch nicht mehr aufwarten. Unumwunden gibt er zu: «Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange im Sport dabei bleiben würde.» Aber er ist längst nicht der älteste im Starter-Feld.

Der Japaner Noriaki Kasai, schon 1992 Skiflug-Weltmeister, und mittlerweile 49-jährig geworden, nimmt ebenfalls nochmals einen Anlauf Richtung Peking. «Wenn ich mich mit Kasai unterhalte, sagt dieser stets ‹still good, still good› (immer noch gut).» Ammann schmunzelt, als er diese Anekdote erzählt.

Nicht unglücklich über die Verletzungspause

Auch wenn die Folgen einer Bänderverletzung noch nicht ganz ausgeheilt sind und er momentan nicht springen kann, weil der Knöchel noch schmerzt, blickt Simon Ammann dem Winter optimistisch entgegen. Eine Operation der Bänder war nicht notwendig. Und bis zum Weltcup-Auftakt am dritten November-Wochenende in Russland bleibt noch Zeit.

«In einer Olympia-Saison tendieren die Athleten ohnehin dazu, viel zu intensiv zu trainieren, um möglichst gut zu sein. Eine Verletzung hilft einem aber, das Qualitative stärker zu beachten», hält er fest.

Für die Spiele von Peking sind die Voraussetzungen für alle Athleten gleich. Wegen der Pandemie ist noch niemand auf den Olympia-Schanzen gesprungen. Ausser ein paar Grafiken, die sie zu Gesicht bekamen, wissen die Springer nichts. Und die Bedingungen in Asien könnten speziell sein. «Pyeongchang hat dies ja gezeigt. Das Wetter, die Kälte… Das war eine grosse Herausforderung», so Ammann. Routinierte Athleten können mit solchen Situationen oft besser umgehen.

Vom Skispringer zum Unternehmer

Was auch nicht unerwähnt bleiben soll: Bei einem Sommer-Grand-Prix-Springen in Courchevel belegte Ammann den 3. Platz. Die Vergangenheit hat gezeigt: Wer schon im Sommer gut springt, ist in der komplexen Sportart Skispringen oft auch im Winter stark. Doch so direkt sagt dies der Toggenburger nicht.

Für die Zeit nach seiner Karriere hat Ammann konkretere Pläne. Vom Fliegen war er immer fasziniert, er hat mehrere Prüfungen für die Berufspiloten-Lizenz abgelegt. Aber er hat festgestellt: «Ein Beruf, bei dem ich nur sitzen muss, ist nichts für mich.»

Deshalb hat er an der Uni St. Gallen ein Wirtschaftsstudium begonnen, auch wenn er lange damit gerungen habe, ob das für ihn wirklich sinnvoll sei. Mittlerweile weiss er: «Unternehmer, etwas zu probieren, etwas mit Mut und Ehrgeiz anzupacken, das ist der Weg, den ich später einmal einschlagen werde.» Doch zuerst wartet auf Simon Ammann die nächste sportliche Herausforderung – die Olympia-Saison 2021/22.