Skispringer im HochSkispringer Killian Peier im Hoch: «Ich bin aus der Komfortzone rausgegangen»
SDA
3.8.2018 - 07:09
Killian Peier und nicht Simon Ammann steht beim Sommer-Grand-Prix in Einsiedeln im Fokus. Auf dem Waadtländer ruhen am Samstagabend die Schweizer Hoffnungen.
«Im Skispringen braucht es nicht bloss einen schnellen Ski, eine gute Technik und einen Anzug, der passt. Der Kopf entscheidet», sagte Berni Schödler, angesprochen auf Killian Peiers frappante Leistungssteigerung in diesem Sommer. Zwei Siege im unterklassigen Continental Cup sowie einen 3. und 5. Rang im Sommer-Grand-Prix im Kampf gegen die Weltbesten kann der 23-Jährige bereits vorweisen. «Killian hat nach dem Verpassen der Olympischen Spiele gemerkt, dass es so nicht reicht, und die richtigen Konsequenzen gezogen», fügte der Schweizer Disziplinenchef an. «Jeder Athlet muss selber merken, weshalb er im Wettkampf stets scheitert, wo die Stolpersteine liegen, ob Versagensängste herrschen.» Peier habe gehandelt. Er sei im Kopf zum Profi gereift.
Für die Arbeit im mentalen Bereich nehmen viele Sportler Hilfe von aussen an, auch Peier. Seit einem Jahr arbeitet er mit einem Coach. Allein in der Verpflichtung eines Fachmanns liegt der Fortschritt allerdings noch nicht. «Ich bin in der mentalen Arbeit hartnäckiger geworden. Ich bleibe besser dran», betonte Peier. «Ich bin aus der Komfortzone rausgegangen, um besser zu werden.» Als Beispiel fügte er die Trainings bei windigen Verhältnissen an, die im Sommer oft vorherrschen. «Auch wenn die Bedingungen schwierig sind, kämpfe ich nun um die Qualität jedes Sprungs.» Früher habe er die Flinte zu oft ins Korn geworfen.
«Ich kann meine Gedanken nun besser akzeptieren, besser steuern, besser in den Griff kriegen», hielt der perfekt zweisprachige Waadtländer fest. Manchmal seien diese negativ, manchmal zu euphorisch. «Dank der Arbeit mit dem Coach bin ich schneller wieder fokussiert.» Dies sei wichtig, denn so nehme er das Körpergefühl während der Sprünge besser wahr.
Tapetenwechsel
Peier vollzog einen Tapetenwechsel im eigentlich Sinn. Er verliess vor drei Monaten bewusst die Wohngemeinschaft seiner Sportkumpels Gregor Deschwanden, Gabriel Karlen und Tim Hug. «Immer drehte sich alles doch irgendwie ums Skispringen.» Dies habe ihm im mentalen Bereich letztlich jene Energie gekostet, die im Training gefehlt habe. Jetzt lebt Peier in Einsiedeln zusammen mit seiner Freundin in den eigenen vier Wänden.
Skispringen ist ein Stück weit unerklärbar. Manchmal braucht es nur wenig, damit das Flugsystem kollabiert. Oder andersrum nur die Änderung eines kleinen Details, damit auf einmal alle Puzzleteile zusammenpassen. Oft wissen die Trainer und Athleten gar nicht, weshalb die frappante Leistungssteigerung eintritt.
Peier mag seine starken Resultate nicht allein der engagierteren mentalen Arbeit zuschreiben. «Die Handflächen zeigen bei mir im Flug nun in eine andere Richtung. Nach unten», verriet er. Ein Detail, das jeder Laie übersieht. Tatsächlich: Vergleicht man im Internet die älteren Flugbilder mit aktuellen Aufnahmen, wird der feine Unterschied augenfällig. Die Änderung der Handstellung löse ihm kleinste Blockaden im Oberkörper, erwähnte Peier. «Ich kann jetzt besser mit der Luft spielen und bringe die Hüfte schöner in den Knick.»
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