Ski alpin Starke Schweizer bei Hirschers Traum-Comeback

SDA

3.12.2017 - 22:34

Marcel Hirscher ist zurück - und wie. Der von einem Knöchelbruch genesene Österreicher gewann trotz Rückstands an allen Fronten den Weltcup-Riesenslalom in Beaver Creek, Colorado. Die Walliser Justin Murisier und Loïc Meillard verpassten das Podium knapp.

Fünf Wochen nach der Absage in Sölden war es endlich soweit. Die Riesenslalom-Fahrer traten zum ersten Ernstkampf mit den neuesten Ski-Modellen an. Die wieder stärkere Taillierung verringert den fahrbaren Radius von 35 auf 30 Meter. Eine erste Tendenz ist auszumachen. Im Gegensatz zur letzten Reglementsänderung vor fünf Jahren, als der Amerikaner Ted Ligety die Vorteile seines Materials zu Siegen mit zwei und drei Sekunden Vorsprung genutzt hat, scheinen die Unterschiede zwischen den Produkten der einzelnen Hersteller diesmal moderat zu sein.

"Das Podium kommt näher"

Viel Testarbeit hat im Besonderen Justin Murisier hinter sich. Bei seinem Ausrüster Völkl stehen vergleichsweise wenige (Spitzen-)Fahrer unter Vertrag, so dass die Belastung für jeden einzelnen entsprechend hoch war und ist. Neben dem Walliser ist mit dem Italiener Riccardo Tonetti nur noch ein Völkl-Fahrer in den ersten 30 der Weltcup-Startliste im Riesenslalom zu finden.

Der grosse Aufwand lohnte sich für Murisier auf Anhieb. Er wurde Fünfter und klassierte sich in seiner bevorzugten Disziplin im Weltcup so weit vorne wie noch nie. Sein bisheriges Bestergebnis hatte er vor einem guten Jahr mit Rang 7 in Sölden abgeliefert. Zur ersten Klassierung unter den ersten drei fehlten Murisier lediglich 15 Hundertstel. "Endlich sind mir in beiden Durchgängen starke Leistungen gelungen", berichtete der Walliser. "Das Podest kommt immer näher." Murisier blickt den kommenden Aufgaben zuversichtlich entgegen, zumal das neue Material passt. "Wir sind auf einem guten Weg."

Ein ähnliches Fazit konnte Loïc Meillard ziehen. Murisiers junger Kantonskollege egalisierte als Sechster seinen Bestwert im Weltcup, nachdem er diese Platzierung schon vor drei Wochen im Slalom in Levi in Finnland erreicht hatte. Bisheriges Highlight im Riesenslalom war der 8. Rang im März vergangenen Jahres in Kranjska Gora in Slowenien. "Besser hätte ich nicht in den Winter starten können", resümierte Meillard. "Zwei Spitzenresultate in zwei Disziplinen- das ist eine sehr gute Basis, auf der wir aufbauen können."

Zwei Schweizer im Riesenslalom in den ersten sechs. Das nährt in der Tat den Glauben daran, dass sie bei Swiss-Ski auch in der einstigen Sorgendisziplin bald wieder mit absoluten Spitzenergebnissen rechnen dürfen. Es wäre auch langsam an der Zeit, denn der letzte Podestplatz eines Schweizers in einem Weltcup-Riesenslalom geht auf März 2011 und den Sieg von Carlo Janka in Kranjska Gora zurück. Nur zehn Tage nach einer Herzoperation hatte der Bündner damals für ein fast unglaublich anmutendes Comeback.

Staunen überall

Für ähnlich ungläubiges Staunen ausserhalb seines engsten Betreuerstabes sorgte Hirscher an diesem Sonntag, zumal er vom vorgesehenen Entwicklungsprogramm nur einen Bruchteil abarbeiten konnte. Ausgerechnet er, der unermüdliche Tüftler schlechthin, konnte die Abstimmung seines Materials wegen des Knöchelbruchs nicht im erhofften Umfang vorantreiben. Ganze sechs Tage hatte er sich vor der Anreise nach Colorado damit beschäftigen können, in Vail unweit von Beaver Creek kamen noch einmal vier Tage dazu.

Immerhin konnte Hirscher aus Vail täglich Fortschritte vermelden. Die anfänglich gedämpften Erwartungen schlugen immer mehr in Hoffnung um, das eigentlich Unmögliche trotz des immensen Defizits doch möglich zu machen. Schon die erste Fahrt auf dem unteren Teil der "Birds of Prey" lieferte ihm die Bestätigung: Der Rückstand auf die Konkurrenz war praktisch wettgemacht.

Ohne alles zu riskieren, schloss Hirscher den ersten Teil des Pensums als Drittschnellster ab. Und am Nachmittag setzte er noch einen drauf. Er fuhr Bestzeit und realisierte so einen seiner ganz besonderen Siege. "So unerwartet kam ein erster Rang für mich noch nie."

Hinter dem entfesselten Österreicher belegte der Norweger Henrik Kristoffersen, sein Dauer-Rivale im Slalom, Platz 2. Der nach dem ersten Lauf führende Deutsche Stefan Luitz wurde Dritter.

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