Weniger als acht Jahre nach ihrem Weltcup-Debüt hat die erst 23-jährige Amerikanerin Mikaela Shiffrin schon 50 Siege auf dem Konto.
Mikaela Shiffrin errang ihren 50. Weltcupsieg in Courchevel. Nicht hoch genug einzuschätzen war dabei ihre Fähigkeit, alles ausser das sportlich Relevante auszublenden. «Einfach alle haben mich heute nach diesem Fünfzigsten gefragt. Ich hingegen habe krampfhaft versucht, alle Statistiken und Rekordlisten zu vergessen», sagte die Ausnahmekönnerin aus Colorado.
Ihre Motivation sei schliesslich nicht, Rekorde zu jagen oder zu brechen, so Shiffrin weiter. In diesem Sinne folgerichtig fiel dann auch Shiffrins Antwort auf die Frage aus, was es ihr denn bedeute, dass sie mit ihrer gesamten Anzahl Siege nun mit Alberto Tomba und mit 35 Slalom-Triumphen mit Rekordhalterin Marlies Schild gleichgezogen sei: «Was heisst das denn genau? Gerade bei Tomba war es eine ganz andere Zeit. Aber ich vergleiche mich generell nicht mit anderen Fahrern.»
Ein Ende ist nicht abzusehen
Dass sie in allen relevanten Statistiken weit vorne auftaucht, dem kann sich Shiffrin gleichwohl nicht entziehen. Selbst in Vergleichen mit ganzen Nationalteams schneidet sie extrem gut ab. Seit ihrem ersten Weltcup-Podest Ende Dezember 2011 in Lienz hat die Amerikanerin 69 weitere Top-3-Platzierungen gesammelt. Die gesamte Schweizer Frauen-Equipe zeigte sich im gleichen Zeitraum mit 89 Podestplätzen nicht viel erfolgreicher – und in Bezug auf die Siege mit deren 28 gar klar unterlegen.
Bemerkenswert an Shiffrins Erfolgen ist auch, dass seit ihrem Debüt auf oberster Stufe noch keine acht Jahre vergangen sind – und sie erst 23 Jahre und 284 Tage alt ist. Damit befindet sie sich erst in der Mitte ihrer Karriere. Ein Ende ihres Sieges-Zuges im Ski-Zirkus scheint nicht absehbar. Zu motiviert, zu fokussiert und auch zu perfektionistisch veranlagt ist die Amerikanerin. Bei ihr trifft Talent und technische Brillanz – mittlerweile über alle Disziplinen vom Slalom bis zur Abfahrt – auf enormem Trainingsfleiss. Noch immer ist Shiffrin bereit, die Extra-Meile zurückzulegen, will sie sich ständig verbessern und ist sie konstant auf der Suche nach Optimierung.
Nie genügsam oder selbstzufrieden
Angetrieben sieht sich die Überfliegerin, die auch bereits je zweifache Olympia- und Gesamtweltcupsiegerin sowie dreifache Weltmeisterin ist, nicht zuletzt auch von der Angst. So sagte Shiffrin zu Beginn des vergangenen Winters, dass je mehr sie gewinnen würde, desto mehr fürchte sie sich, nicht mehr siegen zu können. Deshalb hinterfragt sie sich selbst nach klaren Siegen regelmässig. Es gebe schliesslich immer Passagen, die man verbessern könne und müsse. Es gelte, Genügsamkeit und Selbstzufriedenheit vorzubeugen, so Shiffrin, die am liebsten «voller Energie und Inspiration» Rennen bestreitet.
Nicht zuletzt profitiert Shiffrin von einem Top-Umfeld, welches exakt auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Der US-Skiverband lässt seinem Aushängeschild grösste Freiheiten. Mutter Eileen ist ihre engste und fast ständige Begleiterin. Im Kernteam dabei ist auch Kilian Albrecht. Der Vorarlberger, der während seiner Aktiv-Karriere zweimal als Slalom-Zweiter auf dem Weltcup-Podest stand, kümmert sich seit vielen Jahren als Manager um die Sponsoren-Suche, Verträge und auch um Medien-Belange. Dazu stehen Shiffrin zwei persönliche Ski-Trainer sowie ein Physiotherapeut zur Verfügung.