EisschnelllaufWenger strebt im Massenstartrennen eine Medaille an
sda
24.2.2018 - 06:17
Livio Wenger hat sich für das Massenstartrennen am Samstag eine Medaille zum Ziel gesetzt. Es wäre die erste für einen Schweizer Eisschnellläufer an Olympischen Winterspielen.
Quasi als Aufwärmen startete Wenger in der vergangenen Woche bereits über 5000 m (17.) und 1500 m (25.). Dass er auf diesen Strecken nicht mit den Besten mithalten kann, war dem 25-jährigen Luzerner klar. Ganz anders sieht es im Massenstart aus, da er vom Inline kommt und sich deshalb Positionskämpfe gewohnt ist. Im Weltcup belegte er in dieser Saison in dieser Disziplin die Ränge 5, 6 und zuletzt 2.
«Ich weiss, wann ich antreten und wann ich mich zurückhalten muss», sagte Wenger. «Mit Kalon (Dobbin) habe ich einen taktisch hervorragenden Coach. Mit einer guten Taktik wird sehr viel möglich sein. Es gibt fünf, sechs Favoriten, zu denen ich dazugehöre. Allerdings ist es auch immer etwas eine Lotterie.» Im erstmals im olympischen Programm stehenden Massenstartrennen werden 16 Runden gleichzeitig absolviert. Während dem Wettkampf gibt es vier Sprint-Wertungen, in denen Punkte geholt werden können. Die Medaillen gewinnen jene drei Läufer, die als erste die Ziellinie passieren. Die restlichen Klassierungen ergeben sich aufgrund der gewonnenen Punkte.
Wenger ist im Herzen immer noch ein Inline-Skater, weil ihn jedoch Winterspiele reizten, macht er nun Eisschnelllaufen. 2012 unternahm er die ersten Versuche, seit 2014 betreibt er die Sportart «richtig». Zunächst trainierten ihn Niederländer, die das Mass aller Dinge im Eisschnelllauf sind. Das funktionierte jedoch nicht. «Ich fand den Draht nicht. Sie konnten mir einfache Fragen nicht beantworten» so Wenger. «Es war eine deprimierende Phase. Ich bin aber froh, dass ich durch das durchgegangen bin. Eisschnelllauf ist ein technischer Sport, da gibt es immer Phasen, in den etwas nicht funktioniert.» Zu Beginn der Saison absolviert er jeweils Anfängerübungen, «um die Schlittschuhe zu spüren».
Ein knallharter Freund
Seit 2016 ist Dobbin Wengers Trainer auf dem Eis. Der Neuseeländer hatte einst selber den Wechsel vom Inline, wo er Weltklasse war, zum Eisschnellläufer gemacht, wusste daher, auf was es ankommt. In dessen Trainingsgruppe sind nur «Inline-Läufer». Ausserdem kannte Wenger ihn schon von früher, war er doch einst auch im Inline sein Trainer. «Alle grossen Erfolge verdanke ich ihm», erklärte Wenger. «Auf dem Eis ist er knallhart, daneben ist er ein Freund.»
Zur Gruppe gehört auch der Neuseeländer Peter Michael, der in Gangneung im Rennen über 5000 m den 4. Platz belegte. Vor einem Jahr gewann er auf dieser Strecke WM-Bronze. Mit ihm trainiert Wenger auch im Sommer, und zwar «praktisch nur auf den Inline». Die Trainingsbasis liegt im deutschen Geisingen, wo es eine überdachte Inline-Arena gibt. Auch wenn Eisschnelllauf Trumpf ist, gibt es Phasen, in denen lange Einheiten auf den Rollen absolviert werden. Das ist für Wenger das Erfolgsrezept.
Einen Grund für den grossen Leistungssprung auf diese Saison hin sieht er darin, dass er nur einmal «etwas krank» war und deshalb durchtrainieren konnte. Ausserdem brauche es Zeit, bis die Automatismen greifen, so Wenger, der sich akribisch auf die Winterspiele vorbereitet hat und schon seit Ende Januar in Südkorea weilt. Nun fühlt er sich bereit, um Schweizer Sportgeschichte zu schreiben.