Wendy Holdener stand auch nach dem Weltcup-Slalom in Zagreb auf dem Podium. Die Schwyzerin wurde hinter der überlegenen Amerikanerin Mikaela Shiffrin Zweite.
Wieder Zweite, wieder hinter Mikaela Shiffrin. Zum siebenten Mal schon nahm Wendy Holdener nach einem Weltcup-Slalom diesen Platz ein. Dass ihr der Sprung ganz nach vorne bisher verwehrt geblieben ist, dafür ist primär die Amerikanerin verantwortlich. Die Überfliegerin der Szene stand der Innerschweizerin zum bereits fünften Mal vor der Sonne. Dazu war sie im vergangenen Februar in St. Moritz vor Wendy Holdener zum dritten Mal in Folge Slalom-Weltmeisterin geworden. Und auch vor zwei Tagen nach dem Parallelslalom in Oslo hatte die Reihenfolge gleich gelautet.
Wendy Holdener vermag sich mittlerweile auch bei schwierigen Bedingungen zu behaupten. Der zweite Lauf wurde bei Schneefall und zeitweiligem Regen gefahren, was die Piste zusätzlich strapazierte. "Früher hatte ich Mühe in Kursen mit Rillen und Spuren. Nunmehr kann ich damit besser umgehen", erzählte die Schwyzerin. "Ich bin auch diesbezüglich auf dem richtigen Weg." Trotz aller Fortschritte blieb auch sie im vierten Weltcup-Slalom der Saison gegen Mikaela Shiffrin chancenlos. Im Schlussklassement wies sie einen Rückstand von 1,59 Sekunden auf.
Premiere für geschwächte Mélanie Meillard
Im Finale war die Schweiz mit drei weiteren Fahrerinnen vertreten. Das Trio fiel in der Entscheidung zwar leicht zurück, trug aber dennoch zu einem guten Team-Ergebnis bei. Die durch eine Magenverstimmung geschwächte Mélanie Meillard, nach halbem Pensum Siebente, wurde Neunte.
Die Walliserin, der die stete Steigerung knapp 48 Stunden zuvor in Oslo den ersten Podestrang im Weltcup eingetragen hatte, gehörte erstmals der Gruppe der besten sieben an. Als Nummer 9 der Weltcup-Startliste rückte sie nach der verletzungsbedingten Absenz der Slowakin Veronika Velez Zuzulova, der Siegerin des Vorjahres in Zagreb, und dem Rücktritt der Tschechin Sarka Strachova in den erlesenen Zirkel vor. Michelle Gisin und Denise Feierabend, nach dem ersten Durchgang Zehnte beziehungsweise Dreizehnte, fanden sich im Schlussklassement auf den Plätzen 13 und 16 wieder.
"Nomen est omen"
Für Mikaela Shiffrin hiess es nach den zwei Fahrten "nomen est omen". Nach ihrem siebenten Sieg in diesem Winter durfte sie sich als Snow Queen auszeichnen und sich die in Zagreb traditionelle Kristall-Krone aufsetzen lassen. Vorerst war der seit 2005 im Kalender des Frauen-Weltcups aufgeführte Slalom unter der Bezeichnung "Goldener Bär" ausgetragen, nach dem Rücktritt von Kroatiens Skikönigin Janica Kostelic im Frühling 2007 zu deren Ehre aber umbenannt worden.
Janica Kostelic war damals, die Gegenwart heisst Mikaela Shiffrin. Die Amerikanerin war einmal mehr die Königin, zum dritten Mal am Sljeme nach 2013 und 2015. Unantastbar war sie im ersten Lauf, in einer eigenen Liga fahrend, "von einer anderen Welt", wie es Michelle Gisin treffend sagte. Für Wendy Holdener war es "grosses Kino", was Mikaela Shiffrin kurz nach Mittag aufgeführt hatte. Um mindestens 1,41 Sekunden hatte sie die Konkurrentinnen distanziert und deren Hoffnungen praktisch auf den Nullpunkt sinken lassen.
Andere Gesetze
Für Mikaela Shiffrin gelten längst andere Gesetze. Ihr permanent hohes Niveau überrascht niemand mehr. Und doch verblüfft sie immer wieder aufs Neue mit ihrer Leichtigkeit, ihrer perfekten Technik, ihrer Präzision und ihrer Sicherheit. Selbst für eine Hochbegabte wie sie ist der Erfolg gleichwohl keine Selbstverständlichkeit. Ihre Dominanz basiert, und darauf weist sie bei jeder Gelegenheit hin, auf der Symbiose aus Talent und harter Arbeit.
"Um zu gewinnen, musst du am härtesten arbeiten im Training. Wenn du das weisst, glaubst du umso mehr an dich", sagt Mikaela Shiffrin. Den Glauben an die eigenen Fähigkeiten hat sie seit frühester Jugend verinnerlicht - und mit ihm das Selbstvertrauen. In Zagreb hat sie dies ein weiteres Mal auf beeindruckende Art demonstriert.
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