Nachdem im Vorjahr zwei Norweger auf dem Adelbodner Slalom-Podest standen, sind es in dieser Saison zwei Österreicher. Sieger Manuel Feller singt sich in die Fan-Herzen.
Ein «Vogellisi» bei der Ankunft und ein «Vogellisi» zum Abschluss des Adelboden-Wochenendes. Manuel Feller ist ein Fan des Berner Volksliedes. «Es ist eine kleine Tradition geworden, dass ich bei meiner Ankunft im Hotel in Adelboden das Vogellisi singe – das letzte Wort in Anführungszeichen», erklärte der Österreicher beim Sieger-Interview.
In diesem Jahr nahm Feller ein Video auf, wie er relativ textsicher, melodisch jedoch mit einer eigenen Interpretation das Lied zum Besten gab. Erst in seinem Zimmer, dann auf dem Balkon. Dieses machte über die sozialen Medien die Runde, weshalb er seither immer wieder um eine Kostprobe seiner Gesangskünste gefragt wurde. «Als Sänger sehe ich mich sicher nicht», fügte der 31-Jährige an, «aber vielleicht ein bisschen als Entertainer.»
Grosse Genugtuung
Unterhalten hat Feller an diesem Wochenende definitiv. Bereits im Riesenslalom am Samstag hatte er nach dem ersten Lauf den 4. Rang belegt und mit dem Podest geliebäugelt. Nach einem Fehler im zweiten Lauf war er jedoch auf den 27. Platz zurückgefallen. Im Slalom tags darauf zahlte sich das erneut eingegangene Risiko doch noch aus.
«Es ist ein unglaublicher Tag und ein Traum, der für mich in Erfüllung geht», sagte Feller. Jeder Slalom- und Riesenslalomfahrer träume davon, in Adelboden einmal ganz oben zu stehen. Zwei Jahre zuvor hatte er am Chuenisbärgli im Duell gegen Landsmann Johannes Strolz den Kürzeren gezogen. Dieses Mal blieben ihm 0,02 Sekunden auf den Norweger Atle Lie McGrath.
Es war das Hundertstelglück, das dem Österreicher in seiner Karriere oft gefehlt hatte. Den inzwischen vier Weltcup-Siegen stehen nämlich zehn 2. und sieben 3. Plätze gegenüber. Auch an Grossevents blieb Feller der Sprung ganz nach oben zweimal knapp verwehrt. 2017 musste er sich im WM-Slalom in St. Moritz ebenfalls mit Silber begnügen wie ein Jahr darauf im olympischen Teamwettbewerb in Pyeongchang.
Doppeltes Glück
Komplettiert wurde das österreichische Glück durch den sensationellen 3. Platz von Dominik Raschner. Dieser war als 35. Fahrer gestartet und hatte sich im ersten Lauf im 16. Rang klassiert. «Das hätte ich mir nie erträumen lassen», sagte der 29-Jährige, dessen Bestresultat im Weltcup bis dahin ein 16. Platz gewesen war – die Parallelwettbewerbe ausgeklammert.
Damit wurde ein zweites Norweger-Fest nach dem Doppelsieg im letzten Jahr verhindert. Der 23-jährige Atle Lie McGrath, der 2023 hinter dem zurückgetretenen Lucas Braathen den 2. Platz belegt hatte, konnte sich immerhin erneut über 80 Weltcup-Punkte freuen. Der 22-jährige Alexander Steen Olsen zahlte nach seinem Out Lehrgeld.
«Es ist sehr schade für Alex», sagte Feller, «aber die beiden Norweger sind noch jung und bekommen noch viele Chancen. Bei mir werden es immer weniger.» Diese nutzt der Slalom-Spezialist derzeit aber konsequent.