Ein Killer. Ein Freak. Eine coole Socke. Die jüngste Neuverpflichtung des FC Zürich bringt viele Geschichten mit sich. Was für eine schreibt Donis Avdijaj in der Super League?
«Beamtenbeleidigung, Raserei und ein Geldschwimmbad», titelt der Tagesanzeiger im August vor fünf Jahren. Mittelpunkt der Geschichte ist der damalige Schalke-Profi Donis Avdijaj, der über die deutschen Landesgrenzen hinaus «einmal mehr für Ärger sorgt».
Diesen brockt sich der 25-Jährige im September 2016 ein, als er mit dem Handy am Steuer in eine Polizeikontrolle gerät, bei der er die Beamten mit den weise gewählten Worten «Was wollt ihr mit euren 1000 Euro im Monat? Ihr macht euch lächerlich» zu besänftigen versucht. Die Antwort erhält er vor dem Gericht Gelsenkirchen: 40 Sozialstunden.
Auf dem Fussballplatz zeigt der wirblige Angreifer deutlich mehr Talent als beim Smalltalk mit den Ordnungshütern. Er spielt so gut, dass ihm Schalke eine spektakuläre Ausstiegsklausel von 49 Millionen Euro auferlegt. Zu viel des Guten für einen grossspurigen Teenager, der sich mit seinem ersten Salär einen 160'000 Euro teuren Mercedes gönnt und schon als 18-Jähriger bei Sturm Graz in einem Interview seine beste Eigenschaft so beschreibt:
«Ich bin geil!»
Den Mercedes fährt er übrigens nicht lange. Aufgrund mehrerer Unfälle und Raserei muss Avdijaj nur kurz nach seinem erwähnten Rencontre mit der Gelsenkirchener Verkehrspolizei den Führerschein abgeben.
«Er ist einfach ein Killer»
Aber was einmal war, muss ja nicht immer noch sein. Für seine zahlreichen Eskapaden haben ihn die Zürcher sicherlich nicht verpflichtet. Und wie bei Schalke schon erkannt wurde, weiss der gebürtige Osnabrücker offenbar ziemlich gut, wie mit einem Fussball umzugehen ist.
Das lässt seine telefonbuchartige Transferhistorie mit meist nur kurzen Abstechern bei insgesamt zehn Fussballvereinen und einer zusammenaddierten Ablösesumme von 0 Euro zwar nicht erahnen, aber jene, die ihn spielen gesehen haben, scheinen vollends begeistert.
«Er ist einfach ein Killer», schwärmt TSV-Hartberg-Trainer Klaus Schmidt bei «Sky», nachdem bekannt wird, dass Avdijaj die Österreicher für den FC Zürich verlässt. «In erster Linie verlieren wir einen Freak», so Schmidt. «Er ist eine coole Socke, die den Fussball von 0 bis 24 Uhr lebt. Er ist besessen davon und tut der Mannschaft in der Kabine extrem gut.»
Der Abgang schmerzt auch Hartberg-Geschäftsführer Erich Korherr: «Er war richtig gut in Schuss und ein absoluter Kreativspieler und Leistungsträger. Einen Spieler seiner Qualität bekommt man nur, indem man ihm die Möglichkeit eines Wechsels einräumt.»
Oder die Möglichkeit auf europäischen Fussball. So wie es der FCZ getan hat. Dies, und die Gelegenheit «erneut von Franco Foda trainiert zu werden, hat mich diese Entscheidung treffen lassen», so der 25-Jährige nach seinem Transfer höchstselbst. «Ich freue mich riesig, für den FCZ spielen zu können.»
Eskapaden nur Schnee von gestern?
Solche Aussagen lassen aufhorchen. Das hört sich überhaupt nicht nach dem «Ich bin geil»-Typen aus Gelsenkirchen an. Gibt's den gar nicht mehr?
Gemäss Dirk g. Schlarmann gut möglich. «Er war in Jugendzeiten von falschen Leuten beraten», so der mit Avdijajs Vergangenheit vertraute Sky-Reporter gegenüber blue Sport (siehe Video oben). Hauptproblem sei dabei vor allem die astronomische Ausstiegsklausel auf Schalke gewesen. «Sein Umfeld ist mit dem ganzen Trubel überhaupt nicht zurechtgekommen. Das hat er nicht verpacken können, das ist ihm zu Kopf gestiegen.»
«Ihm tut es gut, bei kleineren Vereinen zu sein. Der FC Zürich ist zwar ein bisschen grösser, aber er braucht nicht den Trubel, er muss einfach gelassen werden und man muss schauen, dass er abseits des Platzes keinen Mist baut.»
Und sollte das in Zürich gelingen, könnte man ein richtiges Juwel an der Angel haben, wie auch Schlarmann bestätigt: «Donis Avdijaj ist ein richtig Guter. Der macht Spass, der Junge. Der will nämlich einfach kicken, der hat so ein bisschen den Schalk im Nacken und hat Bock zu zocken. Er macht im Spiel auch mal Sachen, auf die man nicht wirklich vorbereitet ist.»
Da sind wir ja mal gespannt. Scheint, als würde unabhängig von den Verhandlungen im Wallis schon bald ein Hauch Mario Balotelli durch die Super League wehen.