Der FC Basel ist mit dem Versuch, in fast komplett neuer Zusammensetzung Erfolg zu haben, früh gescheitert. Trainer Timo Schultz zahlt zumindest zum Teil den Preis für die Fehler anderer.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Am Freitag zieht die FCB-Führung die Notbremse und entlässt Trainer Timo Schultz.
- Schultz schaffte es nicht, aus den unzähligen neuen Spielern eine erfolgreiche Mannschaft zu formen.
- Ob unter Heiko Vogel alles besser wird, ist fraglich. Als der Deutsche letzte Saison nach der Entlassung von Alex Frei einsprang, bestand sein grosses Verdienst darin, den Höhenflug in der Conference League initiiert und begleitet zu haben. In der Liga hielt sich der Aufschwung aber in Grenzen.
- Am Sonntag empfängt Basel das punktgleiche Schlusslicht Stade-Lausanne-Ouchy (blue Sport/16.30 Uhr).
Als der Moderator des Stadion-TV nach dem 1:1 gegen Luzern am Donnerstagabend darauf hinwies, dass der FC Basel dank dem einen Punkt in der Tabelle gleich zwei Ränge gutgemacht hat, gab es von den Zuschauerrängen doch noch die Pfiffe, von denen die Spieler zuvor verschont geblieben waren. Für Galgenhumor ist es zu früh und für jede andere Art von Spass ist die Lage rund um den FCB zu angespannt.
Die FCB-Führung um David Degen zeigte nicht viel mehr als zwölf Stunden später, wie dramatisch sie die Lage schon zwei Monate nach dem Start in die Super League einschätzt: Der Klub trennte sich bereits wieder vom im Sommer gekommenen Timo Schultz und überlässt vorerst wie letzte Saison Sportdirektor Heiko Vogel die Zügel.
Wie schon in der Vergangenheit muss damit unter Degen der Coach den Kopf hinhalten, weil das vermeintliche Potenzial der Mannschaft nicht ausgeschöpft wurde. Keine Frage: Fünf Punkte aus sieben Meisterschaftsspielen sind viel zu wenig für den FC Basel. Das frühe Out im Europacup war nach dem Coup in der letzten Conference League eine schwerer Schlag. Bis zu einem gewissen Grad muss Schultz dafür gerade stehen. Er schaffte es nicht, aus den Spielern eine erfolgreiche Mannschaft zu formen.
Ein Schritt nach vorne war zu wenig
Besonders enttäuschend waren die Resultate in der laufenden Woche mit der Niederlage in Yverdon und dem Remis gegen Luzern, just als man sich nach mehrwöchiger Aufbauarbeit auf einem guten Weg sah. Trotzdem kam die Entlassung überraschend, weil – wenn auch mit Verzögerung und ohne den erhofften Sieg – am Donnerstagabend die erhoffte Steigerung erfolgte. Das Team kämpfte vorbildlich. Die gut 20'000 Zuschauer im St. Jakob-Park honorierten den Willen und den Kampfgeist.
«Sie hatten eine ganz andere Körpersprache als noch in Yverdon», lobte Luzerns Trainer Mario Frick nach der Partie. Zum Wandel wenige Tage nach der erschreckenden Vorstellung in Yverdon schien jeder Basler etwas beitragen zu wollen: der an der Seitenlinie sehr präsente Schultz mit einer neu formierten Dreierabwehr und die Spieler mit Pressing und Zweikampf-Stärke. Der Mannschaft fehlte es zwar an spielerischer Qualität, aber sie lebte.
«Niemand muss sich etwas vorwerfen lassen», betonte Captain Taulant Xhaka. Es schien ein Schritt in die richtige Richtung vor dem bereits am Sonntag gegen Lausanne-Ouchy anstehenden nächsten Heimspiel. Ob nun unter Vogel alles besser wird, ist fraglich. Als der Deutsche letzte Saison nach der Entlassung von Alex Frei einsprang, bestand sein grosses Verdienst darin, den Höhenflug in der Conference League initiiert und begleitet zu haben. In der Liga hielt sich der Aufschwung aber in Grenzen.
Viel Geld und eine grosse Lücke
Nur weil Schultz weg ist, findet die aktuelle Mannschaft des FC Basel nicht plötzlich seine Identität. Der Verdacht liegt nahe, dass die entscheidenden Fehler beim Umbau im Sommer gemacht wurden, also in erster Linie von Degen und Vogel. Für rund 50 Millionen Franken hat der FCB Spieler verkauft, andere verliessen den Klub nach einjähriger Leihphase. Das ergab zwar auch abzüglich der in Kaufoptionen und neue Spieler investierten zirka 30 Millionen einen wichtigen Gewinn, um das strukturelle Defizit zu begleichen, aber es hinterliess auch eine beträchtliche Lücke im sportlichen Bereich.
Gerade um vom Saisonstart weg konstant gute Leistungen zu bringen, reicht Talent, das auch im neuen Kader vorhanden ist, alleine nicht aus. Degens Plan vom billig einkaufen und teuer verkaufen stösst an Grenzen, wenn von einer Saison auf die andere fast gar keine Kontinuität vorhanden ist. Dann gerät schon viel aus den Fugen, noch bevor die neue Mannschaft Form angenommen hat. So geschehen in diesem Sommer mit dem Verpassen der Europacup-Gruppenphase, der für den Wertzuwachs der Spieler so wichtigen Plattform.
Um wieder vorzeigbar ins Scheinwerferlicht zu rücken, muss der FC Basel seinen Fehlstart korrigieren: Mit fünf Punkten aus sieben Spielen führt der FCB von Rang 9 aus eine Gruppe von abgehängten Teams an, während jene Mannschaften, die von Beginn weg bereit waren, schon ziemlich weit davongezogen sind. Wer am meisten Schuld an der Misere trägt, Trainer oder sportliche Führung, wird sich in den nächsten Wochen rasch weisen.