Zürich, Basel, YB: Nach den landläufigen Prognosen sind die ersten drei der letzten Saison auch in der am Samstag beginnenden Schweizer Fussballmeisterschaft 2022/23 wieder ganz weit vorne zu erwarten.
Nach der anstehenden 20. Saison in Folge mit der Grösse von zehn Mannschaften und dem Modus mit 36 Runden wird die Swiss Football League (SFL) auf 2023/24 in der Super League vieles verändern, eventuell auch noch den Namen. «Hyper League» wäre eine verfügbare aufwertende Steigerung. Noch bevor der Ligabetrieb mit zwölf statt zehn Teams geführt wird und noch bevor Playoffs auf die Meisterschaft gestülpt werden, hat die Saison 2022/23 zuerst einmal nur die Funktion, die Vergrösserung zu ermöglichen. Deshalb steigt der Zehnte und Letzte nicht automatisch ab und muss sich der Neunte nicht in einer Barrage bewähren.
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Der Zehnte bekommt vielmehr einem Fallschirm ausgehändigt: Er wird am Schluss noch gegen den Dritten der Challenge League um einen Platz in der Super League 2023/24 stechen können. Die schwächeren Teams der Super League - wer diese in Wirklichkeit sind, wird sich im Lauf der Meisterschaft herausstellen - werden dank diesem einmaligen Modus ein wenig aufatmen können. So könnte es beispielsweise für den FC Winterthur in dessen erster Saison im Oberhaus seit 1984/85 eine Erleichterung sein.
Favoriten mit neuen Cheftrainern
Die ersten drei der letzten Saison erfuhren die wichtigste Änderung auf dem Trainerposten. Nach der wunderbaren Erfahrung mit Meistertrainer André Breitenreiter fährt der FC Zürich auf seiner neuen deutschen Welle weiter. Franco Foda bekommt die Chance zu beweisen, dass er nicht nur in Österreich - insgesamt neun Saisons mit Sturm Graz, fünf Jahre mit der Nationalmannschaft - erfolgreich arbeiten kann. Foda wird Breitenreiter nicht kopieren wollen, sondern seinen eigenen Stil, auf den er sich verlassen kann, zur Geltung bringen.
Alex Frei fuhr diesen Frühling seinen ersten ganz grossen Erfolg als Trainer ein. In einem halben Jahr schaffte er mit dem Aufstieg des unaufsteigbaren FC Winterthur etwas Historisches. Die Voraussetzungen scheinen gegeben zu sein, dass der Ur-Basler Frei eine Stufe höher, beim Titelanwärter Basel, ähnlich erfolgreich weiterfahren kann. Jedenfalls versteht sich Frei mit VR-Präsident David Degen viel besser, als er sich vorher mit VR-Präsident Bernhard Burgener verstanden hatte (wegen dem er 2020 dem FCB den Rücken kehrte). Nach turbulenten Jahren mit Unruhe und Intrigen könnte eine neue Harmonie die Rotblauen zu Erfolg und mithin zum Titelgewinn zurückführen.
In Bern hat Raphael Wicky im Juni seine zweite Stelle als Cheftrainer in der Schweiz angetreten. In seiner ersten Anstellung 2017/18 beim FC Basel konnte er nicht verhindern, dass die damals wie in den drei nachfolgenden Saisons klar überlegenen Young Boys der Basler Serie von acht Meistertiteln ein Ende setzten. Unter dem Duo Bernhard Burgener/Sportchef Marco Streller hatte es der Oberwalliser nicht leicht. Aber zuletzt konnte er sich in der Major League Soccer bei Chicago Fire weiterbilden. Bei YB findet er eine gewachsene Umgebung vor, die es ihm erlauben wird, mit der Mannschaft und den Spielern in Ruhe zu arbeiten. Diesen Vorzug des BSC YB hatte auch Gerardo Seoane in seinen drei Jahren in Bern (mit drei Meistertiteln) oftmals hervorgehoben.
Basler Angriff, Berner Verteidigung
Nach seinen ersten Eindrücken in Basel sprach Alex Frei von einer «unfassbaren Qualität» der Mannschaft, des Kaders. Schon letzte Saison galt die Offensive als Basler Haupttrumpf. Trotzdem brachten die Basler in vier der letzten Super-League-Spiele kein Tor zustande, und über diese sieben Spiele insgesamt nur sechs Tore. Im Vergleich zur letzten Herbstrunde fehlt der Dauergoalgetter Arthur Cabral, und den Leihvertrag mit dem ebenso begabten wie aufmüpfigen Sebastiano Esposito liess der Besitzer Inter Mailand auf die neue Saison nicht verläht verlängern. So setzt man in Basel jetzt besonders auf den von Lausanne-Sport geholten Zeki Amdouni. Aber Amdouni ist noch jung. Wie wird er dem Druck der Erwartungen standhalten?
In YBs Abwehrreihe ist Captain Fabian Lustenberger der Chef. Cedric Zesiger und Ulisses Garcia sind Internationale, Quentin Maceiras und Ali Camara bewährte Kräfte. Dennoch spielte YB im Frühling in 16 aufeinanderfolgenden Meisterschaftsspielen nie zu null, einen negativen Klubrekord in der Ära der Super League aufstellend. Die genannten Defensiven sind alle noch dabei. Wicky wird also wissen, woran er arbeiten lassen muss.
Wie André Breitenreiter hatten auch die Stürmer Assan Ceesay und Wilfried Gnonto ein grosses Verdienst daran, dass der FCZ erstmals seit 2009 wieder Meister wurde. Ceesay wird in der neuen Saison fehlen, Gnonto mit einiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls. Nach YB (80) erzielte Zürich letzte Saison die meisten Tore (78). Wie druckvoll die Zürcher in der neuen Saison spielen werden, wird man sehen.