Im Fussball-Talk Heimspiel diskutieren Winterthur-Trainer Bruno Berner, Kommentatoren-Legende Beni Thurnheer und blue Sport Experte Fredy Bickel über Berners persönliche Entwicklung und die Ziele mit dem Klub.
Bruno Berner machte seine Spielerkarriere als Verteidiger. Dabei lief er in der Jugend bei den Hoppers noch als Flügel-Stürmer auf. Aufgrund von Wachstumsstörungen und den daraus resultierenden Verletzungen verlor er damals «die Unbekümmertheit, welche du als Stürmer brauchst», so Berner.
«Erich Vogel hat das erkannt und hat mich zum Aussenverteidiger umfunktioniert», erzählt der 45-Jährige im Fussball-Talk «Heimspiel». Er war sich auch nicht zu schade, eine neue Position anzunehmen. «Ich will einfach eine Karriere haben, notfalls lege ich auch die Handschuhe an», lautete sein Credo.
Diese Philosophie führte ihn bis zu seinem Rücktritt 2012 zu den Grasshoppers, Real Oviedo, Freiburg, Basel, den Blackburn Rovers und Leicester City. Bei der letzten Profi-Station erlebte Berner auch seinen besten Trainer: Nigel Pearson, aktuell bei Bristol City in der Championship (Anm.d.Red.: zweithöchste englische Liga) tätig.
Sein Lieblingstrainer warf ihn aus dem Klub
Dabei beendete sein Förderer Berners Spielerkarriere, als er ihn als 35-Jähriger unbarmherzig aus dem Klub warf. «Es war ein Messer ins Herz», blickt der Zürcher zurück. Der Entscheid sei richtig gewesen, obwohl Berner für Pearson durchs Feuer gegangen wäre, wie er erzählt. Berner habe mit seinem Alter schlicht nicht mehr in dessen Konzept gepasst. «Für die Ehrlichkeit und Direktheit bin ich ihm bis heute dankbar», betont Berner und ergänzt, diese Episode habe ihm auch bei seiner Trainer-Karriere geholfen.
Zu Beginn seiner Coaching-Zeit habe er sich vorgenommen, sich im Gegensatz zu seiner Spieler-Karriere mehr in Geduld zu üben, um «Schritt für Schritt» zu machen. So startete der Zürcher im Profibereich beim SC Kriens, den er aus der Promotion League in die Challenge League führte und insgesamt während vier Jahren betreute. Danach folgte ein mehrmonatiges Engagement als U19-Trainer der Schweizer Nati.
Im letzten Sommer unterschrieb er bei Winterthur, wo er beim Super-League-Aufsteiger die Nachfolge von Alex Frei antrat. Doch die Startphase missriet gründlich – in den ersten acht Meisterschaftsspielen holte man gerade mal zwei Punkte. Von den Medien hiess es über Wochen, die Mannschaft sei untauglich, erzählt Berner. Er habe jedoch den Spielern den Glauben an eine Wende vermitteln müssen.
Winterthur kann nur gewinnen
Berner: «Ich habe dem Team klargemacht: ‹Es kommt keine Hilfe.›» Man müsse sich selber wieder aus dem Sumpf ziehen. «Wir konnten dies drehen und haben nun die gewünschte Konstanz», erläutert der Coach. «Wir sind beharrlich, hartnäckig und eklig – wir kleben an den anderen.»
Je länger sie das machen, desto besser werde ihre Position. Platz 10 sei ja sowieso praktisch für sie reserviert worden, es könne daher nur besser werden, schmunzelt Berner.
Berner, der als Spieler mit GC zweimal Schweizer Meister und mit Basel einmal Cupsieger wurde, ist normalerweise ein ruhiger Zeitgenosse und zeigt sich dementsprechend auch an der Seitenlinie kontrolliert und souverän. Doch auch er kann aus der Haut fahren, wie ein Einspieler aus dem Innenleben in der Garderobe beweist.
«Du musst punktuell die richtige Tonalität finden», verrät Berner, der in Winterthur noch einen laufenden Vertrag bis 2024 besitzt. «Die Art und Weise (wie im Video), die kannst du nicht jeden Tag bringen», sagt Berner. «In diesem Moment war es aber das Richtige.»
Für ihn ist klar: «Es wäre ein Wunder, wenn wir nicht Letzter werden. Wir holen momentan alles heraus aus unseren Möglichkeiten. Dass wir noch so dabei sind, ist schlicht fantastisch», betont Berner und lobt die Arbeit aller Beteiligten im Klub.
Berner weiss sogar, wann die Rettung Winterthur stattfinden soll. «Ich hatte einen wunderbaren Traum – wir machen es im zweitletzten Spiel gegen den FCZ klar», scherzt er.
Wieso Berner den englischen Fussball so fasziniert und was sein ungewöhnliches Tattoo für eine Bedeutung hat, erfährst du in den nachfolgenden Clips.