Er eilt mit dem FC Lugano von Sieg zu Sieg Privat wie nie: Erfolgscoach
Croci-Torti zeigt sein Zuhause

Michael Wegmann (Text), Julian Barnard (Video)

2.4.2024

Exklusiv für blue Sport öffnet Croci-Torti seine Haustür

Exklusiv für blue Sport öffnet Croci-Torti seine Haustür

Der aktuell erfolgreichste Trainer der Super League Mattia Croci-Torti zeigt sein Zuhause, redet über seine Caps, das Tessin, seine Familie, Coco Chanel und Jovanotti. Und spielt mit seinen drei Töchtern am «Töggelikasten».

02.04.2024

Derzeit rockt Mattia Croci-Torti mit  Lugano die Super League. blue Sport zeigt er sein Zuhause, redet über seine Caps, seine Familie, Coco Chanel und Jovanotti. Und spielt mit seinen drei Töchtern am «Töggelikasten».

Michael Wegmann (Text), Julian Barnard (Video)

2.4.2024

Keine Zeit? blue Sport fasst für dich zusammen

  • Trainer Mattia Croci-Torti (41) und sein FC Lugano haben einen Lauf: Mit 6 Siegen in Serie mischen die Tessiner plötzlich mit im Titelkampf mit Servette und YB – zudem stehen sie auch im Cup-Halbfinal.
  • blue Sport hat Croci-Torti und seine Familie zu Hause in Balerna bei Chiasso besucht. Trotz Regenwetter ist Crus – wie ihn alle im Tessin nennen – bestens gelaunt. 

«Piove, senti come piove …» Wer an diesem Mittwoch vor Ostern am Bahnhof Lugano aus dem Zug steigt, hört den italienischen Musiker Jovanotti beinahe singen. «Es regnet, spüre, wie es regnet. Madonna wie es regnet. Spüre, wie es herunterkommt.»

Sintflutartig kommt es herunter. «Keine Sonnenstube heute im Tessin», sagt Mattia Croci-Torti, als er mit dem Auto beim Stadio Cornaredo vorfährt, dabei schneidet er eine Grimasse. Der Scheibenwischer läuft auf der rund halbstündigen Fahrt nach Balerna bei Chiasso, wo der Lugano-Trainer mit seiner Familie wohnt, auf Hochtouren. «Selbst bei Regen ist es wunderschön hier», sagt er.

Croci-Torti braucht 30 Minuten vom Cornaredo nach Hause.
Croci-Torti braucht 30 Minuten vom Cornaredo nach Hause.
blue Sport

Beim Stichwort Jovanotti beginnt Crus, so nennen ihn alle, zu singen: «piove, senti come piove. Madonna come piove. Senti come viene giù…» und zu schwärmen: «Diese Lieder von Jovanotti sind Teil meiner Jugend. Ich war auf vielen seiner Konzerte.»

Die ganze Familie ist Fan von Ambri Piotta

Croci-Torti ist ein sonniges Gemüt, auch wenn es schifft. Und gastfreundlich. Für blue Sport öffnet der dreifache Familien-Papi seine Haustür und zeigt seinen Kraftort. Hier bei seinen vier Frauen lädt er seine Batterien auf und lenkt sich vom Fussball ab. Dies gelinge oft, aber nicht immer, sagt er. Vor den Spielen seien seine Gedanken zuweilen nicht am Familientisch, wenn alle zusammen essen würden, gesteht er. «Dann frage ich mich: ‹Spielt Aliseda, spielt Cimignani oder spielen wir mit zwei Stürmern?› Meine Frau merkt jeweils sofort, wenn ich mit dem Kopf nicht zu Hause bin.» Und bringt Susanne, die beiden sind seit ihrer gemeinsamen Schulzeit zusammen, Verständnis dafür auf? «Ja», sagt der 41-Jährige, «aber nicht immer».

Für gewöhnlich hat er mit Fussball abgeschlossen, sobald er über die Türschwelle tritt. «Dann kümmere ich mich um die Mädchen. Wir spielen, machen Hausaufgaben oder schauen auch manchmal TV zusammen. Die Zeit mit meinen Töchtern und meiner Frau gibt mir viel Energie.»

Mattia Croci-Torti mit seinen 3 Töchtern beim «Töggelen».
Mattia Croci-Torti mit seinen 3 Töchtern beim «Töggelen».
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Obwohl der Sport ein grosses Thema in der Familie ist, dreht sich längst nicht alles um den FC Lugano, nicht einmal um Fussball. Alle fünf sind grosse Anhänger von Ambri Piotta, der Papi und die Töchter zudem Fans von Inter Mailand. Er hat fürs San Siro eine Saisonkarte. Als Teenager war Croci-Torti grosser Fan von SAV Vacallo Basket, war einst sogar Einheizer in der Kurve – inklusive Megafon. Die jüngste Tochter Cassandra (6) betreibt Pole Dance und Leichtathletik und Smeralda (9) Triathlon. Dorotea (11) hat ein anderes Hobby. «Sie ist eine Künstlerin und spielt Theater», erzählt der Papi. «Ich will einmal Designerin werden», sagt sie. Ihr grosses Vorbild ist die französische Modedesignerin Coco Chanel.

«Jeden Tag muss ich mich für eine Mütze entscheiden»

Der Papi mag es modisch eher sportlicher. Seine Dächlikappe ist in der Fussballschweiz mittlerweile Kult. «Ich finde, dass ich mit Kappe besser aussehe», antwortet er auf die Frage, weshalb er Mütze trägt und zeigt blue Sport seine Sammlung. «Da sind noch mehr. Und jeden Tag muss ich mich für eine entscheiden …»

Einfacher fällt ihm dies an Match-Tagen. Da trägt Croci-Torti immer die Lugano-Cap. «Diese bringt Glück. Hoffen wir, dass ich sie ein drittes Mal bei einem Cup-Final anziehen darf – das wäre nicht so schlecht.» Seit er vor zweieinhalb Jahren das Traineramt in Lugano übernommen hat, führte er die Bianconeri zweimal in den Final. Cup-Sieg gegen St. Gallen 2022, knappe Niederlage gegen YB 2023. Und nun steht man gegen den FC Sion erneut im Halbfinal. 

Nicht nur im Cup, auch in der Meisterschaft läuft es wie geschmiert. Lugano ist mit fünf Siegen in Serie derzeit das formstärkste Team der Liga. Die Finalrunde hat man auf sicher – und nicht wenige trauen Croci-Torti und seiner Mannschaft nach der jüngsten Siegesserie sogar zu, dass sie noch ein Wort um den Meistertitel mitreden werden. 

«Werde das Tessin eines Tages verlassen müssen»

Er weiss, dass er derzeit ein privilegiertes Trainerleben führt. Eines, wie es kaum ein zweiter darf: Croci-Torti spielt mit dem FC Lugano um Pokale und darf dabei mit seiner Familie in seiner Heimat leben. Für ihn der schönste Ort der Welt. 

Croci-Torti mit der jüngsten Tochter Cassandra (6) auf dem Arm. 
Croci-Torti mit der jüngsten Tochter Cassandra (6) auf dem Arm. 
blue Sport

Doch wie lange bleibt das noch? Dass Croci-Torti im Tessin tolle Arbeit leistet, ist längst nördlich des Gotthards angekommen. Egal, wen man fragt, jeder schwärmt von Luganos Fussball und vom Trainer. Authentisch, leidenschaftlich. Falls noch nicht geschehen, dürfte es nicht mehr lange dauern und beim FC Lugano werden Angebote für den Coach eintreffen. Könnte er es sich überhaupt vorstellen, ausserhalb des Tessins zu arbeiten? Croci-Torti: «Ich bin hier sehr glücklich und konzentriere mich voll und ganz auf den FC Lugano. Aber ich weiss, dass ich eines Tages das Tessin werde verlassen müssen, wenn ich mich weiterentwickeln will.» 

Aber derzeit geniesst er jeden einzelnen Tag im Tessin – auch wenn es regnet …

Heute steht für Lugano gleich das nächste Duell in der Super League an. Die Tessiner empfangen um 20.30 Uhr den kriselnden FC Basel.