Der FC Winterthur wartet noch auf den ersten Sieg in der Super League. Vor dem Derby am Sonntag gegen den darbenden Meister FCZ ist der Rückhalt für den Aufsteiger bei den Fans dennoch gross.
Die Euphorie ist gross auf der Schützenwiese. Bereits vor einer Woche vermeldete der FC Winterthur ein ausverkauftes Haus am Sonntag (14.15 Uhr live auf blue Sport) gegen Zürich. Über 8000 Personen werden anwesend sein bei diesem Zürcher Derby zwischen Aufsteiger und Meister, dem ersten zwischen diesen beiden Teams in der höchsten Spielklasse seit dem 23. März 1985, als sich der FCW 4:2 durchsetzte.
Die prächtige Kulisse steht in Kontrast zum dürftigen sportlichen Abschneiden in dieser noch jungen Saison. FCW gegen FCZ ist nämlich auch das Duell der Sieglosen, die mit je einem Punkt aus vier Partien das Ende der Super-League-Tabelle zieren. Für Unruhe sorgt das in Winterthur nicht. Bruno Berner weiss, dass vorab am letzten Wochenende in Genf durchaus der erste Super-League-Sieg drin gelegen wäre, ehe Servette mit einem Penalty in der 81. Minute der entscheidende Treffer gelang.
So 14.08. 13:55 - 17:30 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: FC Winterthur - FC Zürich
Event ist beendet
«Ich habe wirklich geglaubt, dass wir dieses Spiel gewinnen», sagt Berner, der auf der Schützenwiese als Cheftrainer das Erbe des zum FC Basel weitergezogenen Alex Frei angetreten hat. Er habe nicht wirklich gezögert, als das Angebot der Winterthurer auf dem Tisch gelegen sei, sagt der 44-Jährige, der zuvor die U19-Nationalmannschaft betreut und nun seinen ersten Trainerposten auf höchster Stufe innehat. «Zwischen einer Nachwuchsnationalmannschaft und einem Super-League-Team liegen Welten», konstatiert er.
Vertrauen in bewährte Kräfte
Berner, der als Linksverteidiger in Deutschland, England und Spanien aktiv war und mit den Grasshoppers zweimal Schweizer Meister wurde, gilt als moderner Trainer, der mutig und vertikal spielen lassen will. Und der sich offensichtlich nicht davor scheut, Personalentscheide zu fällen und Veränderungen in seiner Mannschaft vorzunehmen. Für die Partie gegen Servette nominierte er erstmals den vom FC Sion ausgeliehenen Goalie Timothy Fayulu, nachdem Jozef Pukaj in der Vorwoche gegen Lugano (1:4) nicht überzeugt hatte.
Mit zwei Toren aus vier Spielen besteht aber auch in der Offensive Luft nach oben. Berner sagt: «Wir wissen, dass wir im Angriff noch zu schwach sind. Aber wir müssen zuerst den Spielern, die beim Aufstieg dabei waren, eine Chance geben.» Der Trainer denkt in erster Linie an Roman Buess, der an beiden Treffern beteiligt war, und Neftali Manzambi. Der dritte nominelle Mittelstürmer Florian Kamberi ist in den Augen seines Coachs noch nicht ganz bereit. Berner schliesst eine Verstärkung bis zum Ende des Transferfensters nicht aus. «Wenn es unsere Finanzen zulassen.»
Die Rolle als Spielverderber
Aufgrund der anstehenden Aufstockung der Liga gibt es in diesem Jahr bekanntlich keinen direkten Absteiger. Der Tabellenletzte wird eine Barrage gegen den Dritten der Challenge League bestreiten. Ein weiterer Grund, weshalb die bisherige Punkteausbeute Berner nicht zu beunruhigen vermag, denn so ist der Druck für den Aufsteiger doch erheblich geringer. Und doch stellt der Zürcher klar: «Nein, der zehnte Platz ist nicht unser unausweichliches Schicksal. Wichtig ist, nicht in Panik zu geraten.»
Sowieso gebe es in einer Meisterschaft immer wieder Teams, welche die Karten an der Spitze und am Tabellenende durcheinanderbringen. «Ich glaube, dass der FC Winterthur derjenige sein wird, der den Kampf gegen den Abstieg aufmischt», sagt Berner überzeugt und ergänzt: «Ich weiss, dass die Mannschaft mit jedem Spiel an Erfahrung gewinnt und sich meine Spieler über die Wochen verbessern werden.»
Berner vergleicht die Stimmung rund um den FC Winterthur mit dem FC St. Pauli aus der 2. Bundesliga und bezeichnet die Leidenschaft als «einzigartig» in der Schweiz. «Die Menschen haben den FC Winterthur in all den Jahren immer geliebt, zuerst in der Nationalliga B, dann in der Challenge League. Trotz dieser 37-jährigen Wartezeit auf eine Rückkehr in die höchste Liga hat die Liebe zum Verein nie gelitten.» Gelingt am Sonntag ausgerechnet gegen den grossen Bruder FCZ, der den schwächsten Saisonstart eines Meisters hinter sich hat und immer noch auf den ersten Treffer in der Meisterschaft wartet, der erste Sieg, würde diese Liebe wohl einen zusätzlichen Schub erhalten.