Bosse nicht mehr von Wicky überzeugt? «Man kann die Leute nicht für dumm verkaufen» – Fringer und Zubi über die YB-Krise

Syl Battistuzzi

4.3.2024

Fringer und Zubi über die Berner Krise: «YB-Führung nicht unschuldig an Situation»

Fringer und Zubi über die Berner Krise: «YB-Führung nicht unschuldig an Situation»

03.03.2024

Die Abwärtsspirale der Young Boys geht weiter. Die beiden Experten Rolf Fringer und Pascal Zuberbühler machen sich im blue Sport Studio auf die Suche nach den Ursachen für die Berner Krise. 

S. Battistuzzi

4.3.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Young Boys halten das Meisterrennen offen. Der Titelverteidiger bezieht mit einem 0:1 gegen den FC Zürich die zweite Niederlage in Folge und liegt nach 26 Runden nur noch einen Punkt vor Servette.
  • Die Krise bei den Berner ist zu grossen Teilen hausgemacht, finden die Experten Rolf Fringer und Pascal 'Zubi' Zuberbühler.
  • Im blue Sport Studio analysieren die beiden, was alles aktuell gerade schiefläuft bei YB. Das grösste Thema: Der Umgang mit Trainer Raphael Wicky, der nach der FCZ-Pleite angezählt ist.

Für Rolf Fringer sind es «viele Sachen», die gerade bei YB nicht stimmen. Allen voran «das ganze Ungewisse mit dem Trainer», was seit dem Winter in Bern ein Thema sei. «Sie haben immer gesagt, wir reden jeden Tag, wir reden auch morgen wieder und übermorgen wieder», fasst Fringer die Haltung der YB-Spitze bei der Personalie ihres wichtigsten Angestellten zusammen. 

«Man kann die Leute nicht für dumm verkaufen. Man hat ja früh gespürt, sie wollen mit Raphael Wicky nicht weitermachen, wenn sie den Trainer bekommen, den sie wollen.» Sein Fazit: «Das ist Gesprächsstoff.» Pascal Zuberbühler stimmt Fringer zu: «Man hat es immer wieder ein wenig vertuscht.» Er hätte gerne von beiden Seiten ein Commitment gesehen – und kritisiert damit auch Wicky. Aufgrund der unklaren Situation sei es medial immer aufgebauschter geworden. 

Zudem sind für die beiden blue Sport Experten auch sportliche Gründe für die Baisse verantwortlich. «Es hat keinen Stamm und keine Achsen», analysiert der frühere Nati-Coach Fringer. «Es spielen mal sieben von denen und dann kommen wieder andere. Man hat nicht das Gefühl, dass es eine Mannschaft ist, die weiss, dass das die entscheidenden Spieler sind, die helfen. Sondern es spielen alle ein bisschen mit.»

Wo sind die Leader bei YB?

Zubi erwähnt das Interview von Steve von Bergen. Der YB-Sportchef hielt vor dem FCZ-Spiel fest, man habe mit Fabian Lustenberger, David von Ballmoos, Ali Camara, Sandro Lauper oder Cedric Itten genügend Leader im Team. «Dann erwarte ich auch, dass die von Anfang an spielen – Itten war etwa wieder nicht von Anfang an dabei», moniert Zubi und stimmt Fringer inhaltlich zu, dass es zu viele Umstellungen gebe.

Von Bergen betonte, ihm habe vor allem die Art und Weise der jüngsten Pleiten besonders gestört. Vor allem gegen Sion habe er die absolute Winner-Mentalität vermisst. Zumindest an der Einstellung des Teams kann Zubi nichts bemängeln gegen den FCZ: «Die hat gestimmt», meint er und resümiert: «YB war nicht schlecht – aber wir erwarten mehr von YB.»

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Die Fassade in Bern bekomme langsam Risse. «Überall hat es irgendwo ein Leck, überall gibt es ein bisschen Probleme – das kumuliert sich», findet Fringer und ergänzt: «Dann kann man sukzessive das Selbstvertrauen verlieren.» Zusätzlich beklage man mit Ugrinic und Benito noch Verletzungspech. Fringer erinnert auch an die Posse um Jean-Pierre Nsame – der Stürmer fühlte sich vom Klub schlecht behandelt. «Das sind kleine Baustellen, die auch einen Impact haben», so Fringer und betont: «Die YB-Führung ist nicht unschuldig an der Situation.»

Basel als letzte Bewährungsprobe für Wicky?

Die Berner bekommen es im nächsten Liga-Spiel mit Basel zu tun. «Das ist eigentlich ein guter Match, wo du dich wieder zurückbringen kannst», so Zubi: «Gegen Basel ist es immer ein riesiger Fight – volle Hütte und die Erwartungshaltung ist enorm gross.»

Zubi weiter: «Wenn du dich da zurückkämpfen kannst, kann es ja vielleicht einen Turnaround geben, den auch Cedric Itten angesprochen hat. Aber zuerst muss es umgesetzt werden können.»

Ob gegen den FCB Raphael Wicky noch an der Seitenlinie steht, ist nach den jüngsten Resultaten nicht garantiert. «Es wäre sicher vernünftig, den nächsten Match an Wicky noch zu geben», erläutert Fringer.
Und falls YB gegen Basel die nächste Niederlage einfährt, sind für Fringer noch nicht alle Felle davon geschwommen: «Nachher hat man ja doch noch relativ viel Zeit, um etwas zu verändern.» Und was eine Veränderung bei YB heisst, wissen aktuell alle Beteiligten.

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