Babbel lobt Ex-Assi Rahmen «Mit Rahmen wäre der FC Basel jetzt viel, viel weiter und ein ernsthafter Meisterkandidat»

Michael Wegmann

12.4.2024

Patrick Rahmen führt Winterthur zu neuen Höhenflügen

Patrick Rahmen führt Winterthur zu neuen Höhenflügen

In Winterthur traf Patrick Rahmen im Sommer in grosse Fussstapfen, schliesslich gelang es Bruno Berner zuvor, das Team als Aufsteiger in der Super League zu halten. Doch der 55-jährige Basler konnte sogar die Leistung seines Vorgängers übertreffen.

12.04.2024

Markus Babbel redet mit blue Sport über seine Zeit mit dem heutigen Winterthurer Erfolgscoach Patrick Rahmen in Luzern, stichelt gegen den FCB, wo Rahmen einst entlassen wurde und sagt: «Wären keine grösseren Klubs auf ihn aufmerksam geworden, wäre man ja bescheuert.» 

Michael Wegmann

Keine Zeit? blue Sport fasst für dich zusammen

  • Vor Jahren war Patrick Rahmen Assistenztrainer von Markus Babbel beim FC Luzern. Es hat gepasst zwischen den beiden. «Er ist ein super loyaler Mensch mit einem grossartigen Charakter», sagt Babbel. 
  • Auch neben dem Platz stimmte die Chemie. «Wir sind beide keine Kostverächter. Er trank lieber Rotwein, ich Bier», erzählt Babbel.
  • Was sein ehemaliger Assistenztrainer nun mit dem FC Winterthur leiste, sei schlicht sensationell, so Babbel weiter. Und: «So eine Arbeit spricht sich rum.» Er glaubt, dass Rahmen auch bei Klubs in Deutschland auf dem Zettel gelandet ist. 

Patrick Rahmen, Ihr einstiger Assistenztrainer beim FC Luzern, reitet derzeit mit Winterthur auf einer Erfolgswelle. Hat er das alles von Ihnen gelernt?

Markus Babbel: Na klar, er ist ja nicht dumm und ist sehr aufmerksam gewesen. Nein, Quatsch! Patrick ist ein Klasse-Trainer. Mich hat es damals schon überrascht, dass ein so toller Trainer bei Luzern als Co-Trainer an meiner Seite ist. Er hatte schon da definitiv das Potenzial, um Cheftrainer zu sein. Ich war aber nicht nur überrascht, sondern auch sehr glücklich, weil wir auch menschlich zusammengepasst haben. Patrick ist ein super loyaler Mensch mit einem grossartigen Charakter.

Dann überrascht es Sie nicht, dass er mit dem FC Winterthur, der zum Saisonstart als Abstiegskandidat gehandelt wurde, vorne mitspielt?

Einerseits bin ich schon überrascht, dass Winterthur so sensationell abliefert. Andererseits auch wieder nicht, weil ich weiss, dass Patrick ein toller, authentischer Trainer mit einer klaren Ansprache ist. Er hat Persönlichkeit, kann Spieler in den Arm nehmen, aber er weiss auch genau, wann er sie wieder einmal in den Hintern treten muss. Was er mit Winterthur leistet, ist schlicht sensationell. Ich freue mich sehr, dass es ihm so gut läuft und dass er derzeit in aller Munde ist.

Rahmen gilt mit 55 nicht mehr als junger Trainer. Ist das ein Nachteil auf dem Trainermarkt?

Nein, er hat viele Erfahrungen sammeln dürfen und dies in verschiedenen Positionen. In meinen Augen hat er überall, wo er war, etwas mitgenommen und ist immer besser geworden. Mittlerweile zeichnet ihn so eine Gelassenheit aus, die er sich über die vielen Jahre als Trainer angeeignet hat. Ihm ist bewusst, dass es zurzeit hervorragend läuft, es auch wieder mal anders sein kann. 

Glauben Sie, dass Rahmen Ende Saison zu einem grösseren Klub wechselt?

Wenn er in den nächsten ein, zwei Jahren zu einem grösseren Klub oder in eine grössere Liga wechseln würde, überrascht mich das nicht. Anders gesagt: Wären keine grösseren Klubs auf ihn aufmerksam geworden, wäre man ja bescheuert. In der Schweiz, aber auch im Ausland. Ich denke, dass er in Deutschland schon jetzt beim einen oder anderen Verein auf dem Zettel steht. Denn so eine Arbeit spricht sich rum.

Beim FC Basel war er bereits, da wurde er nach zehn Monaten entlassen ...

... und das bedauern die Basler heute noch. Ein Entscheid aus dieser Ungeduld heraus, die diesen Verein mittlerweile seit Jahren ausstrahlt. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass dies ein sehr grosser Fehler war. Mit Patrick wäre der FCB jetzt mit Sicherheit viel, viel weiter und ein ernsthafter Kandidat um die Meisterschaft. Was soll man da nur sagen? Da sind paar schlaue Menschen am Start, die das nicht kapiert haben. 

Markus Babbel, links, und Patrick Rahmen auf der FCL-Bank im April 2016.
Markus Babbel, links, und Patrick Rahmen auf der FCL-Bank im April 2016.
KEYSTONE/Urs Flueeler

Wie war Ihre gemeinsame Zeit beim FC Luzern?

Toll. Wir hatten sehr viele schöne Momente. Auf dem Platz konnte ich mich hundertprozentig auf ihn verlassen. Eigentlich hatte er ja schon damals viel mehr Trainererfahrung als ich. Darüber hinaus verstanden wir uns auch neben dem Platz hervorragend. Wir sind beide ja auch keine Kostverächter. (lacht)

Das heisst?

Wir sind ab und an sehr gemütlich zusammengesessen, haben geplaudert und es uns auch gut gehen lassen. Patrick trinkt lieber Wein, ich lieber Bier. Wenn man soviel Zeit zusammen verbringt, ist es wichtig, dass man auch ein gutes Miteinander ausserhalb des Platzes findet. Das war aussergewöhnlich in Luzern. Das gesamte Trainerteam hat sehr gut harmoniert.

Ist Ihnen ein gemeinsamer Abend speziell in Erinnerung geblieben?

Ja, unser Ausstand beim FC Luzern. Als ich gefeuert wurde und Patrick leider ebenfalls seine Koffer packen musste, haben wir alle Mitarbeiter des Vereins eingeladen. Wir dachten, wir gehen was essen und spätestens um elf ist die ganze Sache vorbei. Wie es der Teufel eben haben will, haben wir dann bis halb fünf gefeiert und sogar auf den Tischen getanzt. Ein sensationeller Abschied war das.

Ihr ehemaliger Assistenztrainer steht mit Winterthur auch im Cup-Halbfinal. Es könnte sogar einen Titel geben.

Ja, das wäre ja der Oberwahnsinn, wenn Winterthur in den Final kommen und diesen vielleicht sogar noch gewinnen würde. Ich drücke Patrick und Winterthur aus Deutschland die Daumen.