Der Meister kränkelte, jetzt ist er krank Wann erholt sich der Patient FCZ?

plh, sda

9.10.2022 - 04:00

Genesio Colatrella konnte den FCZ noch nicht voranbringen
Genesio Colatrella konnte den FCZ noch nicht voranbringen
Keystone

Das Spiel zwischen dem FC Zürich und dem FC Winterthur vom Sonntag um 16.30 Uhr ist eventuell brisanter, als man denken könnte. Auch wenn erst 10 von 36 Runden gespielt sein werden.

Keystone-SDA, plh, sda

Nach zahlreichen schwachen Darbietungen und ein paar scheuen Lichtblicken ist die Leistungskurve des FC Zürich am Donnerstag ganz zuunterst angekommen, dort, wo sie zuletzt in der komplett missratenen Schlussphase der Saison 2019/20 war.

Die 1:5-Niederlage gegen PSV Eindhoven offenbarte, dass die Mannschaft des Meisters nicht mehr nur kränkelt, sondern krank ist. Mit Fieber, Husten, Halsweh und allem. Der Match war ein einziges Krankheitssymptom. Auch einzelne Spieler des Meisters gaben Symptome von sich. Mirlind Kryeziu ist eines von zahlreichen Beispielen. Der Turm in der Zürcher Defensive war unter Trainer Ludovic Magnin und auch danach nur noch selten zum Einsatz gekommen. Eine Zeitlang wurde er sogar nach Kriens ausgeliehen. Unter André Breitenreiter wurde er in kurzer Zeit ein Trumpf, ein Fundament sogar, auf dem die Zürcher ihren Weg zum Meistertitel gehen konnten.

Beispiel Kryeziu

Nur wenige Monate nach dem triumphalen Erfolg scheint Kryeziu, der einst hinter Hekuran Kryeziu nur der zweite FCZ-Kryeziu war, alles verlernt und seine Selbstsicherheit irgendwo deponiert zu haben. Früh im Match gegen Eindhoven spielte ihn Fidan Aliti mit einem etwas scharfen, aber immerhin präzisen Rückpass an. Im Frühling hätte Kryeziu den Ball wie selbstverständlich angenommen. Und vielleicht hätte er einen neuen Angriff angekurbelt. Aber in diesem Herbst lässt er den Ball weit nach vorne in die Füsse eines Gegenspielers abprallen. Dieser zieht an Kryeziu vorbei und schiesst das 2:0.

Mirlind Kryeziu (r.) sucht seine Form aus der Meistersaison.
Mirlind Kryeziu (r.) sucht seine Form aus der Meistersaison.
KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Aus dem Match vom Donnerstag liessen sich etliche weitere Szenen aufführen, in denen Kryeziu, aber auch ein paar seiner Mitspieler so schlecht spielten, dass man fast nicht zuschauen durfte.

Seit Genesio Colatrella die Mannschaft als interimistischer Nachfolger des abgesetzten Franco Foda führt, geht es dem Patienten nicht besser, im Gegenteil. Sprach man beim FCZ nach dem 1:1 im Derby gegen die Grasshoppers vom letzten Samstag allenthalben noch von Fortschritten und Lichtblicken, muss man jetzt feststellen, dass es mit der Leistung nicht noch weiter hinuntergehen kann.

Winterthur kein idealer Gegner

In dieser misslichen Lage würden die Zürcher in der Meisterschaft wohl am liebsten gegen einen Gegner wie YB oder Basel spielen, gegen den sie nicht viel zu verlieren hätten und gegen den eine Niederlage eher als normal betrachtet würde. Aber es kommt der FC Winterthur, eine Mannschaft, für die jeder einzelne Punktgewinn ein Erfolg ist. Am letzten Wochenende merkten die Winterthurer erstmals, dass sie im Oberhaus gewinnen können. Das 3:1 in Sitten erkämpften sie sich mit einer bravourösen Leistung. Wenn es für den FCZ gerade jetzt einen wirklich unangenehmen Gegner gibt, so ist es Winterthur.

Die Super-League-Spiele vom Sonntag im Überblick:

Servette – Luzern (2:0). – Sonntag, 14.15 Uhr. – SR San. – Absenzen: Crivelli, Bedia und Behrami (alle verletzt); Beka (gesperrt) und Frydek (verletzt). – Statistik: Nach drei Siegen am Stück verloren die Servettiens zuletzt in Lugano. Beim FC Luzern wechselten sich ab der 3. Runde Niederlage und Sieg in striktem Rhythmus ab. Nach der Heimniederlage gegen YB wäre am Sonntag ein Sieg an der Reihe. Servette spielte in dieser Saison schon viermal zu null, Luzern dreimal. Es sind die besten Werte in der Liga nach den fünf Zu-null-Spielen der Young Boys.


Lugano – Basel (2:0). – Sonntag, 16.30 Uhr. – SR Fähndrich. – Absenzen: Celar, Facchinetti und Mahmoud (alle verletzt); Burger (gesperrt), Lopez, Marchand und Tushi (alle verletzt). – Fraglich: Daprelà. – Statistik: Mit der gleichen Methode wie Luzern geht auch Lugano vor: Ab der 2. Runde wechselten sich Niederlage und Sieg laufend ab. Nach dieser Logik müssten die Tessiner gegen Basel verlieren. Die Basler Spieler und ihr Trainer Alex Frei wissen sehr genau, dass sie sich nach der pitoyablen Darbietung in der Conference League gegen Slovan Bratislava (0:2) erheblich steigern müssen. Sonst droht die kleine Serie – zwei Siege nacheinander in der Super League – bereits wieder zu reissen.


Zürich – Winterthur (1:1). – Sonntag, 16.30 Uhr. – SR Piccolo. – Absenzen: Omeragic, Reichmuth und Sauter (alle verletzt); Ramizi (gesperrt), Ballet, Rodriguez und Costinha (alle verletzt). – Fraglich: Manzambi. – Statistik: Wann, wenn nicht im Heimspiel gegen den bescheidenen Aufsteiger, soll der Meister den ersten Sieg in der Super League einfahren? Ganz so einfach scheint die Sache allerdings nicht zu werden. Die Winterthurer kommen mit dem Hochgefühl in den Letzigrund, das sie sich mit ihrem eigenen ersten Saisonsieg, dem 3:1 in Sitten, verschafft haben. Die Stadtzürcher ihrerseits haben nur drei Tage Zeit, um die lamentable Darbietung beim 1:5 gegen PSV Eindhoven zu verdauen. Die Winterthurer dominierten die Zürcher beim 1:1 Mitte August auf der Schützenwiese recht deutlich. Der FCZ war mit dem Punktgewinn gut belohnt.