Der Basler Unternehmer und Mäzen Thomas Straumann investiert zusätzliche Mittel in den Pferdesport. Seit diesem Jahr alimentiert er ein neues Nachwuchsprojekt mit jährlich einer Million Franken.
Swiss Equestrian gehört zu den grössten zehn Sportverbänden in der Schweiz. Über 20'000 aktive Athletinnen und Athleten betätigen sich in neun Disziplinen mit einem Brevet oder einer Lizenz sportlich. In der Qualität der Nachwuchsarbeit verfehlte der nationale Pferdesport-Verband die ersten zehn aber bislang deutlich. Während im Springreiten die Schweiz sich dank den Familiendynastien Fuchs oder Guerdat in der Weltspitze hält, ist der Anschluss im Dressurreiten oder im Concours Complet verpasst worden.
Dies war nicht immer so. Die hierzulande aktuelle Dominanz des Springreitens wird mit dem Blick in die Vergangenheit relativiert. 25 Medaillen wurden bis heute von Schweizer Pferdesportlerinnen und -Sportlern an Olympischen Spielen gewonnen. Davon stammen 15 aus der Dressur, 8 aus dem Springreiten und 2 aus dem Concours Complet.
Um wieder an die erfolgreichen Zeiten anzuknüpfen, wird jetzt in allen drei olympischen Disziplinen investiert. Zusätzlich zur bisherigen Nachwuchsarbeit von einer halben Million Franken wird im Projekt «Swiss Equestrian Talents» mit einer zusätzlichen Million gefördert. «Das ist nicht einfach ein Anhängsel, sondern das zentrale Projekt in unserem Verband», betont Damian Müller. Der Luzerner Ständerat präsidiert Swiss Equestrian. «Die nächste Generation geht bei uns in die Reitschule.» Auch Straumann sagt: «Wir müssen umdenken. Wir beginnen jetzt bei der Basis.»
System im Springreiten getestet
«Swiss Equestrian Talents» hat mit der «Suisse Youth Jumping Academy» eine Vorgängerin. Seit 2018 wurden, ebenfalls mit Straumann im Hintergrund, mit einem Förderprogramm für junge Schweizer Springtalente Erfahrungen gesammelt, die nun ins neue Projekt einfliessen. Bis 2030 hat der Mäzen den Geldfluss zugesichert. In allen drei olympischen Disziplinen ziehen wieder alle am gleichen Strick, das Einzelkämpfertum ist passé.
Unter dem neuen Dach werden die Talente, die in den Genuss des Förderprogramms kommen, von Fachleuten ausgewählt. Michel Sorg, der Geschäftsführer von Swiss Equestrian, gab anlässlich des CHI Basel die Eckdaten bekannt. 2024, also im ersten Jahr des neu geschaffenen Projekts, profitieren 140 Nachwuchskräfte.
Fünf Säulen
«Wir wollen die Reiterinnen und Reiter von jung auf betreuen und sie auf dem Weg in die Elite begleiten. Wir wollen die Talente so früh wie möglich entdecken», nennt Sorg zwei der fünf Eckpfeiler. Hinzu kommt die engere Zusammenarbeit mit den Regionalverbänden und als viertes die Stärkung der Synergien zwischen den drei Disziplinen. Das Zusammenwirken kann beispielsweise auch zum Wechsel zwischen den Disziplinen führen. Die Chance auf Quereinsteiger sei durchaus vorhanden, sagt Ruth Haas, die Equipen-Chefin Dressur.
Den fünften Punkt streicht Sorg speziell hervor: «Der komplette Athlet». «Der Top-Reiter ist ein Allrounder», betont der Romand. Die Ausbildung als Reiter sei nur ein Teil. Hinzu komme eine Formung zum Spitzensportler (Sporttest, Ernährung, Mentaltraining, Team-Spirit) und eine Erziehung zum Horseman (Tiermedizinische Fragen, Ernährung des Pferdes oder ethische Aspekte). Und auch sehr wichtig: «Der Top-Reiter ist ein Manager.» Seine Tätigkeiten sind vielfältig: Saisonplanung der Pferde, Kommunikation und Medienarbeit, betriebliche Aspekte im Stall, Umgang mit den Sponsoren oder Fragen zu den Finanzen und zum Recht. «Genau diese Punkte werden oft unterschätzt», weiss der ehemalige Equipenchef Sorg.
hle, sda