Rückblick Billie Jean Kings Triumph im Kampf der Geschlechter – dank der Mafia?

Von Luca Betschart

31.3.2020

Billie Jean King (links) testet den Bizeps von Bobby Riggs.
Billie Jean King (links) testet den Bizeps von Bobby Riggs.
Bild: Keystone

Weil er das Frauentennis belächelt, fordert Bobby Riggs in den 1970er Jahren die weltbesten Spielerinnen auf, gegen ihn anzutreten. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall – oder war alles ein abgekartetes Spiel?

Zwischen 1936 und 1941 gehört der Amerikaner Bobby Riggs ununterbrochen zu den besten zehn Tennisspielern und führt die Weltrangliste zwischenzeitlich sogar an. 1939 spielt er seine beste Profisaison und triumphiert bei den Grand-Slam-Turnieren in Wimbledon und New York.

Neben dem Platz ist er bekennender Chauvinist und hat wenig Verständnis für den Kampf für mehr Gleichberechtigung, der 1973 in Amerika herrscht. «Amerikanische Frauen sind die privilegierteste Gruppe aller Zeiten. Und immer noch sind sie unzufrieden und wollen mehr. Wir müssen diese Frauen jetzt endlich stoppen», gibt Riggs einst zu Protokoll.

«Ich fege sie alle vom Platz»

So fordert er im Alter von 55 Jahren die weltbesten Tennisspielerinnen auf, gegen ihn anzutreten. Er würde sie alle vom Platz fegen, kündigt Riggs an. Tatsächlich soll er vorerst Recht behalten.

Im Mai 1973 erteilt Riggs der 24-fachen Grand-Slam-Siegerin und amtierenden Weltnummer 1, Margaret Court, eine Lektion und watscht die damals 30-Jährige mit 6:2, 6:1 ab. Das Spiel geht als «Muttertagsmassaker» in die Geschichte ein.

Als nächste nimmt Riggs Landsfrau Billie Jean King die Herausforderung an. «Als Margaret damals verlor, da wusste ich: jetzt musst du ran», erinnert sie sich in einem Radiointerview. Das Duell am 20. September vor unglaublichen 30'000 Zuschauern sei für King aber eine enorme Belastung gewesen: «Es war eine lose-lose-Situation. Wenn ich das Spiel gewinne, habe ich einen 55-Jährigen geschlagen – keine grosse sportliche Leistung. Aber was passiert, wenn ich verliere?»

Die amtierende Nummer 1 Margaret Court (links) hatte gegen Riggs nicht den Hauch einer Chance.
Die amtierende Nummer 1 Margaret Court (links) hatte gegen Riggs nicht den Hauch einer Chance.
Bild: Getty

Die Zweifel der 16-fachen Grand-Slam-Siegerin sind allerdings unbegründet. Grossmaul Riggs geht es ordentlich an den Kragen, King entscheidet das Spiel in drei Sätzen mit 6:4, 6:3, 6:3 mühelos für sich. «Das ist der Höhepunkt meiner Karriere. Seit ich 11 Jahre alt bin und nicht auf ein Foto durfte, weil ich kein Tenniskleid hatte, dachte ich: Tennis sei nur ein Spiel für die Reichen. Ich wollte das Tennis verändern.»

Ein abgekartetes Spiel?

Riggs dagegen, der in den ersten Aufschlagsspielen eine Trainingsjacke mit der Aufschrift «Sugar Daddy» trägt, präsentiert sich allerdings nicht in der gleichen Verfassung wie noch beim ersten Auftritt gegen Court. Der Tennis-Senior bewegt sich schlecht und macht viele Fehler. 

Bereits kurz nach dem Spiel kommen deshalb Gerüchte auf, Riggs habe mit Absicht verloren. Über die möglichen Beweggründe wird wild spekuliert, von Geldproblemen ist die Rede. Bereits als aktiver Spieler ist Riggs als Zocker bekannt und macht aus seiner Leidenschaft fürs Wetten kein Geheimnis. Vor einigen Jahren berichtet «ESPN», der 1995 verstorbene Amerikaner habe dank der Niederlage möglicherweise seine Schulden bei der Mafia begleichen können.

Eine Theorie, die sich auf die Aussagen eines ehemaligen Golftrainers in Florida stützt. Er will Mafiosi belauscht haben, die sich über Riggs Absichten unterhielten, das Geld mit Wettbetrug und Schaukämpfen gegen die besten Spielerinnen der Welt zu beschaffen. 

Ungeachtet der Spekulationen ein historischer Moment

King bezeichnet die Aussagen als lächerlich. «Die Leute müssen akzeptieren, dass er einen schlechten Tag hatte – so wie Margaret Court einen schlechten Tag hatte, als sie gegen ihn verlor.» Klarheit wird wohl nie herrschen. Chris Evert, selbst ebenfalls dreifache Major-Siegerin, fasst treffend zusammen: «99 Prozent von mir sagen, King hat ihn anständig und ehrlich geschlagen. Aber wer Bobby Riggs kennt, muss ihm alles zutrauen.»

Ungeachtet der ewigen Spekulationen – der Sieg einer Frau in einem «Battle of the Sexes» ist ein historischer Sportmoment und soll das Frauentennis in den folgenden Jahren massiv aufwerten. Genau wie den Ruf von Billie Jean King. Nach ihrem bahnbrechenden Erfolg legt die heute 76-Jährige eine bemerkenswerte Karriere zurück – auf dem Tennisplatz und als Kämpferin für mehr Gleichberechtigung.

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