Briefpost für Roger«Federer würde weinen, wenn er wüsste, wie Uniqlo geschäftet»
lbe
5.7.2018
Die Aufregung über Federers Sponsoren-Wechsel von Nike zu Uniqlo war gross und die Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. Der Maestro wird während Wimbledon auch neben dem Platz herausgefordert – durch eine Kampagne.
19 Teilnahmen in Wimbledon mit Nike als Ausrüster sind genug. Auch wenn das ursprünglich nicht die Absicht war und Federer nach eigener Aussage bis zum Schluss von einer Vertragsverlängerung ausging. Doch die Verhandlungen gerieten ins Stocken und scheiterten schliesslich.
Mit Uniqlo ergab sich allerdings eine Alternative. Der japanische Kleiderhersteller verfolgt eine expandierende Strategie und lockt Kunden mit extrem tiefen Preisen. Produziert werden die Kleider in Ländern wie China, Vietnam oder Gerüchten zufolge auch Nordkorea. Die Fairness der vorherrschenden Arbeitsbedingungen wird von NGOs immer wieder angezweifelt und kritisiert.
Der bisherige Sponsor Nike kann von solchen Vorwürfen aber auch keinesfalls freigesprochen werden. In der Vergangenheit wurden immer wieder Berichte veröffentlicht, die bei asiatischen Zulieferern der Nike-Firma auf schwere Missstände hingewiesen hatten. Die Arbeitnehmer mussten demnach vor und nach ihren Schichten Zwangsüberstunden leisten.
Briefpost für Roger
Trotz Beendigung der Zusammenarbeit mit Nike löste der Sponsorentransfer Federers vor allem negative Reaktionen aus. Die Organisation «Public Eye» reagierte beispielsweise mit der Lancierung der Kampagne: «hello-roger.ch». Die Idee: Eine vorbereitete Nachricht an Roger Federer, die auch individuell abgeändert werden kann, soll von möglichst vielen Menschen unterzeichnet und ihm zugesandt werden. Dabei soll der Schweizer die Forderung nach fairen Arbeitsbedingungen bei Uniqlo in einem konkreten Fall geltend machen und durchsetzen.
Denn gemäss «Public Eye» warten rund 2000 indonesische Arbeiterinnen seit der Schliessung der Fabrik Jaba Garmindo im Jahr 2015 auf eine angemessene Entschädigung in Gesamthöhe von 5,5 Millionen Dollar. «Roger Federer würde weinen, wenn er wüsste, wie sein neuer Sponsor Uniqlo geschäftet», ist in der Video-Botschaft von «Public Eye» zu lesen.
Der Baselbieter – betitelt als der «Champion des Fairplay» – soll seine «Power» nutzen, um in diesem Fall die indonesischen Gewerkschaften und Uniqlo an einen Verhandlungstisch zu bringen. Damit die Arbeitnehmenden ihr Recht auf Entschädigungs- und Lohnzahlungen effektiv erhalten.
Eine vielversprechende Idee zur Aufmerksamkeitsgenerierung in der Öffentlichkeit für ein zweifellos wichtiges Thema. Eine Reaktion von Federer und seinem neuen Sponsor blieb bisher aus. Zu hoffen ist, dass die Kampagne ihr Ziel erreicht, ohne dass der Maestro höchstpersönlich aktiv werden muss.
Denn: Federers Aufmerksamkeit wünschen wir uns bis zum 15. Juli, dem Tag des Endspiels der Herren, ausschliesslich in Wimbledon. Dagegen hat wohl auch «Public Eye» nichts einzuwenden, da die vorbereitete Nachricht an Federer folgendermassen endet: «Vielen Dank für dein Engagement. Und jetzt gewinne Wimbledon!»
Federer steht in Wimbledon nach zwei souveränen Siegen in der 3. Runde. Da trifft er am Freitag auf den Deutschen Jan-Lennard Struff (ATP 64). Mit Bluewin sind Sie live dabei.
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