Bericht deckt aufDas Tennis versinkt im Wettsumpf – Was sich jetzt alles ändert
dpa / mar
25.4.2018
Eine 23 Millionen Euro teure Untersuchung hat heute Mittwoch ans Licht gebracht, was längst vermutet wurde: Der Tennissport hat ein extremes Wettbetrugsproblem. Betroffen sind vor allem die Männer.
Die Medienunternehmen «BBC» und «Buzzfeed» haben den Stein nach den Australian Open 2016 ins Rollen gebracht. Sie haben damals berichtet, dass weit über 50 Tennisspiele Ziel von illegalen Aktivitäten waren. Selbst ehemalige Grand-Slam-Sieger und andere Topspieler seien teilweise in die geschobenen Spiele involviert gewesen.
Ein Gremium von über 100 Experten hat in der Folge die Vorwürfe genauer untersucht und heute Mittwoch einen ausführlichen Bericht dazu veröffentlicht. Das Schlimme daran: Der Wettsumpf ist sogar noch viel tiefer als dass man es bis anhin für möglich gehalten hätte. Der Bericht zitierte einen Ermittler, der erklärte, dass «Hunderte von Begegnungen nicht fair abliefen».
Ein weiterer Ermittler sprach von einem «Tsunami» an Verstössen gegen die Regeln. Betroffen sind laut dem Bericht vor allem sogenannte Future- und Challenger-Turniere bei den Männern und Pro-Circuit-Events bei den Frauen. Deren Preisgelder liegen deutlich unter denen von Events auf der ATP- und WTA-Serien. Auf die Nennung von Namen verzichteten die Ermittler.
Online-Wetten sind das Hauptproblem
Der Weltverband ITF sowie die ATP, WTA und das Grand Slam Board zeigten sich über die Erkenntnisse des Berichts erfreut. «Wir begrüssen die Ergebnisse. Diese haben gezeigt, dass es keine institutionelle Korruption oder Vertuschung gegeben hat», hiess es in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Die Kommission veröffentlichte in ihrem Bericht auch Vorschläge, um Spiel- und Wettmanipulationen zu erschweren. Unter anderem sollen Live-Ergebnisdienste von unterklassigen Turnieren nicht mehr verkauft werden, um Internetwetten auf diese Spiele zu erschweren.
Schwächere Spieler verdienen einfach zu wenig
Zudem solle die Tennis Integrity Unit (TIU) komplett umstrukturiert und sowohl personell als auch finanziell besser ausgestattet werden. Das Gremium forderte zudem, dass Wettanbieter zukünftig nicht mehr als Sponsoren im Tennis auftreten dürften.
In der Untersuchung wurden zudem einige Hauptgründe genannt, warum das Problem vor allem auf unterer Ebene auftrete. So sei es relativ einfach zu betrügen, da nur eine Person «agieren» müsse. Auch sei es lediglich 250 bis 350 von etwa 15'000 weltweit registrierten Tennisprofis möglich, kostendeckend auf der Tour zu spielen.
Die Verbände erklärten in ihrer Stellungnahme weiter, die Vorschläge im Detail zu überprüfen und zu analysieren.
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