US Open Der faszinierende Dreikampf um den «GOAT»

SDA

10.9.2019 - 08:35

Rafael Nadal ist Roger Federer mehr denn je hart auf den Fersen, wenn es darum geht, wer der grösste Tennisspieler aller Zeiten ist.

Novak Djokovic macht keinen Hehl daraus, dass es eines seiner wichtigsten Ziele ist, den Grand-Slam-Rekord von Federer zu übertreffen. Da er in der Beliebtheit kaum Aussichten hat, zum Schweizer – oder auch zu Rafael Nadal – aufzuschliessen, dürfte dies seine einzige Chance sein, zum «GOAT» (Greatest Of All Time/Grösster der Geschichte) zu werden. Als er im Achtelfinal des US Open gegen Stan Wawrinka wegen seiner schmerzenden Schulter aufgab, wurde er von den Zuschauern ausgepfiffen. Undenkbar, dass dies Federer oder Nadal passieren könnte.



Der gegen Djokovic nach zwei Matchbällen verlorene Wimbledon-Final war für Federer und seine Fans auch deshalb so bitter, weil danach die Differenz an Grand-Slam-Titeln statt bei beruhigenden 21:15 nur noch bei 20:16 stand. Da der Serbe vier der vorangegangenen fünf Grand-Slam-Turniere für sich entschieden hatte, schien von ihm die grösste Gefahr auszugehen für Federer. Nach dem Triumph von Nadal am US Open, seinem ersten Grand-Slam-Titel auf Hartplatz seit zwei Jahren, sieht die Rechnung plötzlich wieder anders aus. Dem Spanier fehlt nur noch ein Titel zu Federer, und mit 33 Jahren ist er fünf Jahre jünger als der Basler.

Nadals innere Zufriedenheit

Nadal sieht die Jagd nach dem wichtigsten Rekord im Tennis allerdings zumindest nach aussen ähnlich gelassen wie Federer. «Ja, natürlich wäre ich gerne derjenige, der am meisten hat», versicherte er nach seinem Finalsieg in New York gegen Daniil Medvedev. «Aber ich bin mir sicher, dass ich am Ende nicht glücklicher oder unglücklicher bin, wenn einer mehr hat.» Was ihn glücklich mache, sei die Gewissheit, sein Bestes gegeben zu haben. «Und in der Beziehung bin ich sehr, sehr ruhig und sehr zufrieden mit mir.»



Dazu hat Nadal allen Grund. Von den grossen drei ist er vielleicht derjenige, der am härtesten an sich arbeiten musste. Nicht, weil er für seine Punkte am meisten rennen muss, sondern, weil er lernen musste, nicht nur auf seine Defensive zu vertrauen, sondern öfters selber die Initiative zu ergreifen. Zum einen weiss er, dass auch bei ihm die Beine mit dem Alter nicht schneller werden. Zum andern musste er sein Spiel umstellen, um seinen gebeutelten Körper ein wenig zu schonen. Schliesslich musste er sich auch dazu durchringen, vermehrt Pausen einzulegen. Das zahlt sich aus.

Am US Open war Nadal derjenige der Top 3, der als Einziger nicht mit körperlichen Problemen zu kämpfen hatte. In der Vergangenheit war dies meist anders. Nicht mancher hätte ihm bei seinem ersten US-Open-Titel 2010 zugetraut, dass er neun Jahre später noch immer respektive wieder zuoberst steht. Das könnte der Spanier auch bald wieder in der Weltrangliste. Im Jahresranking weist er fast 2000 Punkte Vorsprung auf Djokovic und gut 3700 auf Federer auf. Die Chance, dass er nach 2008, 2010, 2013 und 2017 zum fünften Mal ein Jahr als Nummer 1 abschliesst, steht sehr gut. Er würde so mit Federer und Djokovic gleichziehen. Diesen Rekord hält der Amerikaner Pete Sampras, der sechsmal ein Jahr ganz oben abgeschlossen hat.

Auch Medvedev hat Spass am Dreikampf

Quasi als interessierter Beobachter schaut Daniil Medvedev, der Nadal im US-Open-Final einen grandiosen Kampf geliefert hat, dem Dreikampf um den inoffiziellen Titel des GOAT zu. In New York sagte er zwar an die Adresse Nadals gerichtet: «Was du für unseren Sport getan hast, ist unglaublich. Hundert Millionen Kinder auf der Welt spielen wegen dir Tennis.» Parteiisch ist er aber nicht, er freut sich einfach. «Die haben einen grossartigen Kampf. Das macht einfach nur Spass zuzuschauen.»

Nadal sieht das ähnlich. «Es ist für mich bereits eine Ehre, ein Teil dieses Kampfes zu sein.» Djokovic würde sich hingegen nur sehr ungern mit dem zweiten oder dritten Platz zufrieden geben.

SDA

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