Roger Federer mag vielleicht der eleganteste und bis dato auch erfolgreichste Tennisspieler der Welt sein, doch die Nervenstärke von Novak Djokovic sucht ihresgleichen. Eine weitere Kostprobe lieferte er in Dubai ab.
Quizfrage: Welchen Tennisspieler hätten Sie gerne an Ihrer Seite, wenn Sie in einer Notsituation stecken und Ihr Leben an einem seidenen Faden hängt? Die richtige Antwort kann eigentlich nur Novak Djokovic heissen.
Warum der Serbe das Stehaufmännchen im Tenniszirkus ist, bewies er erneut in Dubai. Dort spielte der «Djoker» im Halbfinal gegen den formstarken Gaël Monfils. Der 33-Jährige war nach seinem Achtelfinal-Aus bei den Australian Open zwölf Spiele hintereinander ungeschlagen geblieben und hatte die Hallenturniere in Montpellier und Rotterdam gewonnen. Doch bisher hatte der Franzose keines der bisherigen 16 Duelle mit Djokovic für sich entscheiden können, nun wollte er endlich Revanche nehmen. Monfils sicherte sich den Startsatz mit 6:2, führte im zweiten Durchgang mit Break.
Djokovic rettete sich ins Tiebreak, doch dort geriet die Weltnummer 1 mit 3:6 ins Hintertreffen. Insgesamt drei Matchbälle wehrte er ab, zwei davon bei Aufschlag Monfils, dann sicherte er sich die Kurzentscheidung noch mit 10:8. Die Hoffnungen seines Gegners waren erstickt, der 3. Satz war nur noch Formsache.
Unfassbare Bilanz bei Matchbällen
Der 32-Jährige baute damit weiter seinen Mythos als nervenstärkster Profi aus. Djokovic hat in seiner Karriere nun 47 Machtbälle abwehren können und holte so noch insgesamt 15 Siege. Sein berühmtestes Comeback gelang ihm ausgerechnet im epischen Wimbledon-Final 2019 gegen Roger Federer, als er zwei Matchbälle in extremis abwehrte und sich noch zum Rasen-König krönte.
Natürlich drängt sich bei dieser Statistik der Vergleich zu seinen beiden grossen Rivalen auf: Rafael Nadal hat 31 Matchbälle gegen sich in 14 Siege umgewandelt. Und Roger Federer hat sogar schon 62 Matchbälle abwehren können und ist so in 22 Partien auf die Siegesstrasse zurückgekehrt.
Doch leider hat die Medaille eine Kehrseite: Der Schweizer hat in seiner über zwanzigjährigen Karriere auch genau gleich viele Matches (22) aus der Hand gegeben und dabei 46 Matchbälle nicht verwandelt. Bei Nadal sieht die Bilanz etwas rosiger aus: Acht Partien musste er noch abschreiben, obwohl ihm nur noch ein Punkt fehlte. Insgesamt 22 Matchbälle liess er sausen. Die beste Bilanz hat – wen wundert's – Djokovic. Nur dreimal gab er einen Match noch aus der Hand. Und nur insgesamt sieben Matchbälle verwertete er nicht.
Keine Angstgegner
Seine Kaltblütigkeit in den «Big Points» verhilft ihm zu einer weiteren Bestmarke. Von den aktiven Spielern hat nur Ivo Karlovic im Direktduell die Nase vorne (2:1), alle anderen Profis auf der Tour haben eine negative Bilanz gegen den Serben. Logisch, führt er auch gegen Nadal (29:26) und Federer (27:23).
Novak Djokovic schlägt im Final dann auch Stefanos Tsitsipas. Somit steht «Nole» im 2020 mit einer sagenhaften Matchbilanz von 18:0 mit einer lupenreinen weissen Weste da. Es ist der 79. Turniersieg für Djokovic. Auch Nadal hat mit seinem Triumph in Acapulco seine Bilanz auf 85 Turniersiege ausgebaut.
Der derzeit verletzte Roger Federer, mit 103 Turniersiegen der aktuelle Rekordhalter in dieser Statistik, muss also machtlos mitansehen, wie sein Vorsprung langsam schmilzt. Wobei der 38-Jährige wohl sein Augenmerk vor allem auf die Grand-Slam-Siege (20) legt. «Rafa» könnte mit einem Gewinn bei den French Open gleichziehen, Djokovic ist mit 17 Major-Titeln dicht dran am Führungsduo. Und die Tennisgeschichte zeigt: Ein Djokovic in Topform gibt nie auf und jagt unermüdlich. Die Aussichten für die Konkurrenz sind düster.
Mit Datenmaterial von tennisabstract.