David Ferrer spielte heuer zum ersten Mal am Hopman Cup und zum letzten Mal in Australien. Der 36-jährige Spanier zeigte in Perth, weshalb er für so lange Zeit an der Weltspitze mitmischte.
Ferrer (ATP 125) gab bereits im Sommer vergangenen Jahres seinen Rücktritt bekannt. Dass seine «Abschiedstour» bis ins Jahr 2019 dauern wird, wussten zu jenem Zeitpunkt allerdings die wenigsten, vielleicht nicht mal er selbst. Umso frenetischer wurde der «alte Duracel-Hase» nun am Hopman Cup gefeiert. Neben Roger Federer ist Ferrer dort dieses Jahr der Liebling der Massen. Der nur 1.75 kleine Spanier gibt die Liebe umgehend zurück - mit starkem Tennis fast wie zu seinen besten Zeiten. Er bezwingt in seinen Einzeln mit Matthew Ebden (ATP 46) und Lucas Pouille (ATP 32) zwei Top-50-Spieler und bringt auch Masters-Sieger Sascha Zverev (ATP 4) an den Rand einer Niederlage.
Nach der Partie, die Deutschland knapp gegen Spanien gewann, brachte es Zverev in einem Interview in lockerer Atmosphäre auf den Punkt: «Ich bin 21 Jahre alt und du bist 36. Das Spiel gegen dich über drei Sätze hat mich so fertig gemacht, dass ich danach im Mixed mit Krämpfen zu kämpfen hatte. Ich sehe, wie du immer noch jedem Ball nachhechtest, als wäre es dein letzter und denke mir einfach ‹Mann›, du hast dich jetzt 20 Jahre lang abgeschuftet. Wir wissen alle, was du alles erreicht hast. Nimm’s doch mal locker!»
«Das sind meine letzten Spiele meiner Karriere und ich möchte jeden einzelnen Punkt davon geniessen», sagte der Spanier im Rahmen des Hopman Cups. Und geniessen, das kann ein Ferrer nicht ohne zu kämpfen. Sein Kampfgeist hat seine Karriere geprägt und ist wohl ein Hauptgrund dafür, warum er neben Federer und Nadal der Spieler der Geschichte ist, der sich am längsten ohne Unterbruch in den Top 50 halten konnte.
Australian Open sind kein Thema
Mit der Spielfreude, die er am Hopman Cup versprüht, wäre er auch an den Australian Open ein gefährlicher Stolperstein für viele Gegner. Die aber können aufatmen: Ferrer hatte sich nämlich bereits nach den US Open 2018 entschieden, keine Grand-Slam-Turniere mehr zu bestreiten. «Ich bin nicht für’s Hauptfeld qualifiziert und wäre nicht mehr bereit, gegen die besten Spieler fünf Sätze durchzustehen».
Auf dem fünften Kontinent hat der «grosse kleine» Ferrer heute mit einem Sieg gegen Lucas Pouille (siehe Video unten) seinen definitiven Abschied gegeben. Im Februar steht noch eine Stippvisite nach Süd- bzw. Mittelamerika an, an den Turnieren von Buenos Aires und Acapulco, die er in seiner Karriere beide mehrmals gewinnen konnte. Und im Frühling kommt es dann mit den letzten Teilnahmen an den Heimturnieren in Barcelona und Madrid zum definitiven Abschied. Jeder, der ihn nochmals spielen sehen kann, darf sich glücklich schätzen.