Alexander Zverev (ATP 5) und Stefanos Tsitsipas (7) können nicht verbergen, dass sie sich nicht leiden können. Für den Tennis-Sport sind das gute Nachrichten.
Viele Tennis-Fans blicken nur ungern in die Zukunft: Was, wenn Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic die grosse Bühne verlassen? Federer ist 37 Jahre alt, der verletzungsanfällige Nadal 32 und Djokovic 31. Zumindest bei den Erstgenannten tickt die Uhr immer lauter.
Der Sport lebt von solchen Rivalitäten, er verleiht ihm das gewisse Etwas. Und deshalb will man als Fan, dass es ewig so weitergeht. Wird es aber nicht. Doch nun tut sich was, eine neue Rivalität, jene zwischen Alexander Zverev und Stefanos Tsitsipas, könnte die nächsten Jahre prägen. Noch ist es ein zartes Pflänzchen, doch die «Zutaten» sind vielversprechend.
Zverev ist 22, Tsitsipas 20, beide stehen in den Top-7 der Weltrangliste, beide haben schon bewiesen, dass sie die Grossen schlagen können – auch wenn es bei Grand-Slam-Turnieren noch nicht zum grossen Wurf gereicht hat. Und sowohl der Deutsche als auch der Grieche sind Charakterköpfe. Und ganz offensichtlich sind sie nicht die besten Freunde, was der Rivalität zusätzlich Würze verleiht.
Eine Kostprobe davon gab es bereits in Madrid zu sehen, wo sie im Viertelfinale aufeinandertrafen. Der Grieche setzte sich in drei Sätzen durch. Die Emotionen kochten hoch, das Publikum verwandelte das Stadion in einen Hexenkessel. Schon im dritten Spiel lieferte sich Zverev ein Wortgefecht mit dem Stuhlschiedsrichter und liess sogar den Supervisor auf den Platz kommen, weil er wegen einer Zeitüberschreitung eine Verwarnung kassiert hatte.
Hätte Tsitsipas den Fairplaygedanke gelebt, er hätte die Situation aufgeklärt und zugegeben, dass er noch gar nicht bereit gewesen wäre, um den Aufschlag zu retournieren. Der Grieche war noch mit seinem Handtuch beschäftigt. Gut möglich, dass er dies absichtlich gemacht hat, denn schon im Sommer 2018 kritisierte Zverev nach einer Niederlage, dass Tsitsipas zwischen den Ballwechseln zu häufig zu seinem Handtuch gehe.
Auf die Frage, wem aus der jungen Garde er am ehesten einen Sieg bei einem grossen Turnier zutraue, antwortete Zverev kürzlich ohne zu Zögern: «Den beiden Kanadiern.» Gemeint sind Denis Shapovalov und Félix-Auger-Aliassime, die weit hinter Tsitispas klassiert sind und gegen die der Deutsche in seiner Karriere noch nie verlor. Ein Seitenhieb? Im Head-to-Head liegt er nach der Niederlage in Madrid jedenfalls 1:2 zurück …