Die Trennung zwischen Dominic Thiem und seinem Langzeit-Coach Günter Bresnik lief schmutzig ab. Nichtsdestotrotz schwärmt Bresnik in einem Interview von den Qualitäten seines früheren Schützlings.
Schon in der Jugend coachte Bresnik Thiem. Der langjährige Förderer machte in mehr als fünfzehn Jahren aus dem Talent einen Tennis-Star. Mit Bresnik an der Seite holte Thiem zwölf Turniersiege auf der ATP-Tour. Sogar ein Buch mit dem prägnanten Titel «Die Dominic-Thiem-Methode» veröffentlichte Bresnik.
2019 kam es kurz vor den French Open (Thiem erreichte das Endspiel) dann zur überraschenden Trennung in zwei Etappen. Erst wurde Bresnik als Trainer abgelöst, dann als Manager. Der Tennislehrer zeigte sich gekränkt: «Ehrlichkeit, Loyalität, Werte. Da ist nicht viel davon eingehalten worden. Ich habe eigentlich kein Problem damit, ausser dass man sich vielleicht darüber ärgert, dass man sich hat täuschen lassen.»
Bresnik sah sich von der heutigen Weltnummer neun verraten: «Wenn ich jemandem alles zu verdanken habe, dann kann ich so nicht mit ihm umgehen. Ohne mich wäre Dominic ein Future-Spieler.» Auch Thiems Vater bekam bei Bresniks Rundumschlag sein Fett weg.
Thiem konterte und unterstellte dem 60-Jährigen einen «gewissen Grössenwahn». Die beiden Streithähne stritten auch über Geld. Bresnik pochte in seiner Anlehnung als früherer Investor und Manager darauf, auch zukünftig an den Einkünften aus Sponsorgeldern partizipieren zu können. Die Parteien fanden dann im Gericht eine Einigung, seither herrscht Funkstille.
Ungeimpfter Thiem wird zum nationalen Politikum
Im Gespräch mit «Heute» gibt der Tennis-Coach – er trainiert aktuell die österreichische Nummer 2 Dennis Novak und den Franzosen Gael Monfils – trotzdem einen Einblick in seine Gefühlswelt. Dies, obwohl er bei Dominic immer aufpassen müsse, was er sage, weil dann ein Anwaltsbrief daherkommt, so Bresnik. Er schwärmt von den Fähigkeiten seines ehemaligen Schützlings: «Ich bin nach wie vor verliebt in Dominic. In den Tennisspieler. Er ist für mich technisch und spielerisch der Beste, wenn wir über die Zukunft in diesem Sport sprechen. Dominic ist besser als ein Zverev oder Tsitsipas.»
Die netten Worte dürften Thiem in der schwierigen Zeit guttun. Der 28-Jährige feilt eigentlich nach einer hartnäckigen Handgelenksverletzung an seinem Comeback. Derzeit steht der US-Open-Sieger von 2020 aber vor allem in seiner Heimat im Fokus. Um den einheimischen Tennis-Star ist – ähnlich wie in Deutschland bei Joshua Kimmich – eine heftige Impfdebatte entbrannt. Thiem erklärte kürzlich öffentlich, dass er am liebsten auf einen – noch nicht zugelassenen – Totimpfstoff warten wolle.
Als ungeimpfter Spieler könnte Thiem nicht an den Australian Open teilnehmen. Die Organisatoren fahren bezüglich Corona-Restriktionen eine harte Schiene und machen auch für Tennis-Spieler keine Ausnahme. Bresnik nimmt seinen ehemaligen Schützling für seine Haltung in Schutz. Er kenne viele Tennisspieler, die nicht geimpft seien. Thiem werde häufig getestet. Zudem hält Bresnik fest: «Dominic hat immer auf seinen Körper extrem genau gehorcht.»
Bresniks Reue und Erkenntnis
Thiems Aussagen über seinen Impfstatus hätten den Tennis-Star in ein schiefes Licht gestellt. «Ich mag es nicht, wenn andere ihn so darstellen, als ob er dumm wäre.»
Die unschöne Trennung beschäftigt Bresnik auch im Nachgang. «Wenn man einen Spieler so lange begleitet wie ich Dominic – privat und beruflich – dann wäre ich ein Trottel, wenn ich glauben würde, es ist kein Fehler passiert.»
Er erläutert: «Im Umgang mit Leuten sollte man Dinge anders machen.» Und meint damit wohl vor allem seine Person. Sein – in eine Metapher verpacktes – Fazit: «Um Erfolg zu haben, sind aber gewisse Dinge notwendig. Ich will das nicht mit Krieg vergleichen. Aber das war kein Jungschar-Ausflug von uns. Wenn du an die Spitze willst, wo die Top-Leute sind, dann wird viel gehobelt. Bei uns flogen die Späne.»