300 Millionen? 300 Millionen? «Schön, dass ihr zu wissen meint, was für Details in meinem Vertrag stehen»

Aus Wimbledon: Roman Müller

2.7.2018

Daran muss man sich erstmal gewöhnen: Roger Federer mit neuem Kleidersponsor.
Daran muss man sich erstmal gewöhnen: Roger Federer mit neuem Kleidersponsor.
Bild: Getty Images

Dicke Überraschung in Wimbledon. Roger Federer wird ab sofort nicht mehr in den Kleidern seines langjährigen Sponsors «Nike» spielen, sondern in den Outfits des japanischen Herstellers «Uniqlo». Damit lässt er gleich zum Wimbledon-Start eine Bombe platzen.

13 Uhr, Wimbledon-Ortszeit: Roger Federer betritt den Center Court. Applaus, Begeisterung, Standing Ovation. Alles scheint wie üblich. Doch auf die Begeisterung folgt ein nervöses Getuschel im Publikum, Ferngläser machen die Runde. Etwas stimmt nicht. Etwas ist anders. Was ist das für ein komisches, viereckiges Logo, das auf Federers Brust prangt? Die Wörter «Uniqlo» und «Nike» machen die Runde. Ein Blick aufs Handy. Und tatsächlich: Gleichzeitig mit Federers Erscheinen auf dem Court verkündet die japanische Kleidermarke, dass Roger Federer ihr neuer Marken-Botschafter sei. Ein Gerücht, das also schon seit Wochen anhält, wurde nun endlich bestätigt.

«Ich habe mich sehr gefreut, das heutige Spiel mit meinem neuen Sponsor zu absolvieren», sagt Federer nach der Partie. «Uniqlos» Vision habe ihn überzeugt. Er habe noch einiges vor in den nächsten Jahren und deshalb denke er, dass die Zusammenarbeit mit den Japanern die Richtige sei. Federer verrät keine Details zu seinem Vertrag. Das Gerücht, dass ihm der neue Vertrag 300 Millionen Dollar einbringt, spielt er runter: «Schön, dass ihr zu wissen meint, was für Details in meinem Vertrag stehen», kommentiert er das Gerücht mit einer gehörigen Portion Sarkasmus.

Tauziehen um das RF-Logo

«Das RF-Logo gehört momentan noch Nike, aber ich hoffe, dass es bald mir gehören wird. Das sind ja meine Initialen. Deshalb wird es früher oder später wieder bei mir sein. Ich hoffe, dass wir bis Anfang nächstes Jahr eine Lösung finden». Die einzige Variante, dass das RF-Logo auch künftig bei Nike bleiben wird, ist, dass Federer einen neuen Schuhdeal mit dem amerikanischen Sportartikelhersteller ausarbeiten wird, was seinen Aussagen zufolge durchaus im Bereich des Möglichen liege.

Die Meinungen zu Federers Markenwechsel gehen auseinander. Den einen ist es egal, die anderen finden den Entscheid mutig. Einige monieren, Federer ginge es doch nur ums Geld und wieder andere loben ihn für seinen ausgeprägten Geschäftssinn.

Untenstehend ein paar Reaktionen aus unserer Redaktion, wo die Diskussionen heiss liefen. Weiter unten die besten Tweets aus dem Netz.


Patrick Lämmle, Redaktor:

«Ganz ehrlich, mir ist das sowas von egal. Vielleicht liegt es daran, dass ich überhaupt kein Markenfreak bin. Das Einzige, das mich interessiert, ist, wie Federer spielt. Ich will Spitzentennis geniessen und bin happy, dass er heute die zweite Runde erreicht hat! Und wenn ich Nike-Shirts sehen will, dann gehe ich in den Nike-Shop.

René Weder, Chefredaktor:

Patrick Lämmle, du hast meistens recht. Aber nicht heute. Federer und Nike gehören zusammen. Wie Jordan, wie Woods, wie Nadal (!) mit dem Ausrüster in Verbindung gebracht werden. Natürlich gibt es Schlimmeres als ein Markenwechsel beim Outfit. Aber wenn du 20 Jahre zusammenarbeitest wie Federer und Nike das getan haben und dann keinen Kompromiss findest für eine Vertragsverlängerung, dann läuft etwas falsch. Entweder wollte Federer – oder sein Manager Tony Godsick – zu viel oder Nike glaubt nicht an den Fortbestand der RF-Marke, sobald der Maestro seine Karriere beendet haben wird. Dabei gibt es wohl auf Jahre hinaus keinen besseren Botschafter als der 20-fache Grand-Slam-Titelhalter. Federer und Nike: Das war auch immer authentisch. Und auch darum gehts beim Sponsoring. Federer wird so oder so ein «Kind des Ausrüsters» bleiben. Nur schon sein Wissen um verschiedene Schuhmodelle ist beeindruckend – und wirkte nie gekünstelt. Es wird nicht möglich sein, etwas ähnlich «Echtes» bei Uniqlo aufzubauen. Dafür ist die Zeit zu kurz, der Brand zu schwach und der Beigeschmack fahl: Der einzige Gewinner ist das Portemonnaie.

Roman Müller, Redaktor:

Die Marke «Nike» ist seit jeher mit Roger Federer verbunden. Es schien so, als hätten die beiden eine unzertrennliche Liaison. Da der Mensch bekanntlich ein Gewohnheitstier ist, tut er sich mit einem solchen Wandel natürlich schwer. Und trotzdem muss man sagen: Das ist ein Sponsoringvertrag, also eine rein geschäftliche Sache. Und wenn diese beiden involvierten Parteien keinen gemeinsamen Nenner mehr finden, dann ist es Zeit für eine Veränderung. Roger Federer bleibt Roger Federer, auch wenn er nun eine andere Kleidermarke trägt. Und falls er es tatsächlich schafft, sein beliebtes RF-Logo von Nike abzuwerben und weiterzuverwenden, dann werden ihm ganz viele seiner unzähligen Fans auch mit neuer Marke weiterhin die Treue schwören .

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