Australian Open Thiem ist reif für seinen ersten Grand-Slam-Titel

Von Patrick Lämmle

31.1.2020

Novak Djokovic geht als Favorit in das Endspiel der Australian Open gegen Dominic Thiem. Doch bevor Sie all ihr Geld auf den Serben setzen, sollten Sie sich drei Minuten Zeit nehmen und weiterlesen.

Djokovic in Melbourne zu besiegen, das hört sich schier nach einem Ding der Unmöglichkeit an. Sieben Mal stand der Serbe im Final, sieben Mal hat er das Turnier gewonnen. Kein anderer hat an den Australian Open öfters triumphiert.

Kommt hinzu, dass sich Djokovic in blendender Verfassung befindet. Im Jahr 2020 hat Nole zwölf Einzelmatches bestritten (sechs beim ATP-Cup, sechs bei den Australian Open) und alle für sich entschieden. Dabei hat er Spieler wie Rafael Nadal, Roger Federer oder auch den aufstrebenden Daniil Medvedev aus dem Weg geräumt.

In Melbourne hat er auf dem Weg in den Final nur im allersten Spiel gegen Jan-Lennard Struff einen Satz abgeben müssen. Es würde niemanden überraschen, wenn Djokovic am Sonntag seinen 17. Grand-Slam-Titel gewinnt und damit Federer (20) und Nadal (19) einen Schritt näher kommt.

«Wenn ich ähnlich spiele wie damals, ist alles möglich»

Seit Jahren steht die Frage im Raum, wer die Dominanz der «Big Three» durchbrechen kann. Bislang lautet die Antwort: niemand. Seit 2004 hiess der Sieger in Melbourne mit Ausnahme von Marat Safin (2005) und Stan Wawrinka (2014) immer Djokovic (7), Federer (6) oder Nadal (1). Bei den anderen Grand-Slam-Turnieren sieht es nicht viel anders aus. Doch mit Dominic Thiem, inzwischen auch schon 26 Jahre alt, könnte am Sonntag tatsächlich mal wieder ein neues Gesicht in die Kameras strahlen.

Betrachtet man nämlich nur die vergangenen zwölf Monate, dann zeigt sich, dass Thiem den drei Übermächtigen immer näher kommt und gegen jeden von ihnen eine positive Bilanz vorweisen kann – 2:1 gegen Djokovic, 3:0 gegen Federer und 2:1 gegen Nadal. Das letzte Duell mit Djokovic, das war im November bei den ATP-Finals in London, konnte der Österreicher für sich entscheiden. «Wenn ich ähnlich spiele wie damals, ist alles möglich», meint Thiem nach seinem Halbfinal-Sieg. Dass er nicht als Favorit ins Spiel geht, ist ihm bewusst, es sei «eine tolle Herausforderung, Novak ist der absolute König hier». 



Das Spiel des zweimaligen French-Open-Finalisten (2018 und 2019 unterlag er jeweils Nadal) ist gereift. Inzwischen hat er die Qualität, auf allen Unterlagen, um die ganz grossen Titel zu kämpfen. Und mental ist Thiem ebenfalls auf der Höhe. Auf dem Weg in den Final musste der 26-Jährige auf und abseits des Platzes viele Widerstände überwinden. Etwa in der 2. Runde gegen den Australier Alex Bolt, als er mit 1:2-Sätzen zurücklag und das Spiel auf eindrückliche Art und Weise drehte. Und nach der 3. Runde gab er die Trennung von Coach Thomas Muster bekannt, es habe einfach nicht gepasst. Den Weltranglistenfünften hat das alles nicht aus dem Konzept geworfen.

Monfils fegte er nach der Muster-Trennung in drei Sätzen vom Platz und es folgte der grosse Sieg im Viertelfinal gegen Nadal. «Dieses Match war körperlich und mental anstrengend. Der Sieg war ganz speziell für mich, gegen einen der grössten Spieler aller Zeiten, gegen die Nummer eins der Welt», zeigte sich Thiem nach dem Spiel erfreut. Im Halbfinal meisterte er am Freitag auch die Hürde Alexander Zverev. «Es ist unglaublich. Das Spiel war auf des Messers Schneide, es gab einige Schlüsselmomente, bei denen ich das bessere Ende hatte», so Thiem nach dem Finaleinzug.

Solche Schlüsselmomente wird es auch im Final geben. Findet er dort erneut die besseren Lösungen als sein Gegner, so kann es Thiem packen. Die Weltgeschichte hat uns gelehrt, dass viele Könige irgendwann gestürzt werden – auch «König Djokovic» ist vor diesem Schicksal nicht gefeit.

Den Final können Sie am Sonntag ab 9:30 Uhr Schweizer Zeit bei «Bluewin» im Live-Ticker verfolgen.

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