Ab 14 Uhr steigt in Paris das 26. Direktduell zwischen Roger Federer und Stan Wawrinka. Trotz der eindeutigen Bilanz eine Affiche, die in Vergangenheit keinen Schweizer Tennisfan kalt liess.
Di 04.06. 13:55 - 17:30 ∙ SRF zwei ∙ F 2019 ∙ 215 Min
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25 Direktduelle trugen Federer und Wawrinka schon aus – 22 Mal davon gewann Federer. Trotz der einseitigen Bilanz boten die beiden Schweizer ihren Fans in Vergangenheit immer wieder dramatische Spiele auf Augenhöhe. Vor dem 26. Aufeinandertreffen blickt «Bluewin» auf die denkwürdigsten Begegnungen zurück.
Erster Schweizer Grand-Slam-Viertelfinal
Australian Open 2011
Der erste Grand-Slam-Viertelfinal zwischen zwei Schweizern überhaupt wird zur Machtdemonstration von Roger Federer. Obwohl Wawrinka auf seinem Weg dorthin stark aufspielt und Gegner wie Monfils oder Roddick aus dem Turnier wirft, hat er gegen seinen Landsmann keine Chance. Nachdem er bereits im ersten Aufschlagsspiel gebreaked wird und den Startsatz schnell abgibt, findet der Romand nie in die Partie und muss Federer nach weniger als zwei Stunden zum Sieg gratulieren. Federer sagt danach: «Dass er nie so ins Spiel fand wie gegen Roddick und Monfils, war der Schlüssel zum Erfolg für mich.»
Ein Spiel auf Messers Schneide
Indian Wells 2013
Genau wie in diesem Jahr kommt es in Indian Wells vor sechs Jahren ebenfalls zum Schweizer Duell in der dritten Runde. In einem spannenden und intensiven, wenn auch nicht hochklassigen Spiel, sieht Federer lange wie der sichere Sieger aus. Als er mit Satz- und Breakvorsprung im Rücken zum Matchgewinn aufschlägt, gelingt Wawrinka der Servicedurchbruch zu Null und wenig später der Satzausgleich. Nach einem frühen Break im entscheidenden Durchgang hat Wawrinka plötzlich alle Vorteile auf seiner Seite – kann diese allerdings nicht nutzen. Federer kehrt die Partie erneut und gewinnt dank eines weiteren Servicedurchbruchs im letzten Game. «Heute war es extrem eng. Ich hatte auch etwas Glück», gesteht Federer.
Erster Schweizer Final auf ATP-1000-Stufe
Monaco 2014
Ganz ähnlich verläuft das Duell zwischen Federer und Wawrinka ein Jahr später in Monte Carlo – mit einem gewichtigen Unterschied: diesmal lässt sich Wawrinka den Vorsprung im entscheidenden Satz nicht mehr nehmen und schafft das Kunststück, gegen Federer eine Partie nach verlorenem ersten Satz noch zu wenden. Im zweiten Satz zeigt der Romand Nervenstärke und holt ihn sich im Tiebreak, bevor er seinen Kontrahenten im dritten Satz regelrecht vorführt und dank des 6:2 nur Wochen nach dem ersten Grand-Slam-Titel in Australien auch seinen ersten Titel auf ATP-1000-Stufe gewinnt. «Es ist natürlich emotional und eine grosse Ehre, gegen Roger den Final zu spielen. Diesen dann auch noch zu gewinnen – ein unglaublicher Final für mich», freut sich Wawrinka.
Ein dramatischer Kampf auf Biegen und Brechen
ATP-Finals London 2014
Der Halbfinal an den ATP-Finals 2014 war insbesondere für Schweizer Tennis-Fans an Dramatik nicht zu überbieten. Nach einem furiosen Start von Wawrinka steht Federer lange mit dem Rücken zur Wand, wehrt beim Stand von 5:4 und Aufschlag Wawrinka im dritten Satz drei Matchbälle ab und rettet sich ins Tiebreak. Dort wehrt der Baselbieter einen weiteren Matchball ab und macht den Sack bei seiner allerersten Chance zu. Federer: «Ich hatte heute Glück. Stan spielte von der Grundlinie besser.»
Für viel Aufregung während und nach der Partie sorgt ein Zwischenruf aus der Federer-Box. Ein angesäuerter Wawrinka wirft Mirka Federer nach der Partie vor, ihn mit einem Zwischenruf gestört zu haben. Sie soll ihn zwischen den Ballwechseln als «Cry Baby» bezeichnet haben.
Die Wogen glätten sich glücklicherweise schnell: Federer und Wawrinka gewinnen nur eine Woche später den Davis Cup – dank des überragend aufspielenden Westschweizers. Federer selbst bekundet zunächst Startschwierigkeiten, auch deshalb, weil er sich im Halbfinal von London verletzte und erst gar nicht zum Endspiel antreten konnte.
Eine mentale Schlacht
Australian Open 2017
In einem aufwühlenden Halbfinal gibt Roger Federer erst eine klare 2:0-Satzführung preis, bevor er sich im fünften Satz steigert und gegen seinen Landsmann einmal mehr die Oberhand behält. Gegen Ende des zweiten Durchgangs muss der Romand mit seinem Physiotherapeuten und wässrigen Augen den Court verlassen, worauf auch Federer kurz in der Kabine seines Gegenübers vorbeischaut. Zurück auf dem Platz, präsentiert sich ein komplett anders Bild als in den Sätzen eins und zwei. Federer scheint komplett verunsichert, Wawrinka spielt entfesselt. Auch dank sieben Spielgewinnen in Folge schafft Wawrinka nach 145 Minuten den Satzausgleich.
Aber Federer wäre nicht Federer, wenn er in solchen Momenten nicht zurückschlagen würde. Nach abgewehrten Breakchancen im Entscheidungssatz nutzt er seine Gelegenheit und gewinnt. Das Comeback-Märchen ist um ein Kapitel reicher und gipfelt kurz darauf mit einem weiteren Fünfsatz-Sieg gegen Rafael Nadal im Endspiel.
Tränen bei Wawrinka
Indian Wells Final 2017
Eine weitere Partie, die für Wawrinka bitter endet. Auch im Final von Indian Wells 2017 hält er mit seinem Landsmann mit und kassiert im ersten Satz das Break im letztmöglichen Moment – nach einem Fehlentscheid des Stuhlschiedsrichters. Nach verlorenem Satz reagiert Wawrinka und schafft es als erster Spieler in dieser Woche, Federer den Aufschlag abzunehmen. Wie so oft schlägt Federer aber zurück, holt sich schnell das Rebreak und macht mit einem zweiten Servicedurchbruch den Turniersieg klar.
Ein enttäuschter Wawrinka kann seine Tränen bei der Siegerehrung nicht zurückhalten. Und Federer? Der Turniersieger lächelt, aber nicht der Tränen seines Kontrahenten wegen. Dafür bekommt er sofort die Quittung: «Ich gratuliere Roger. Er lacht – er ist ein Arschloch, aber es ist okay», sagt Wawrinka lächelnd und dennoch masslos enttäuscht im Platzinterview.
Das bisher letzte Duell
Indian Wells 2019
Das Duell in Indian Wells in diesem Frühling hielt nicht, was es versprach: Federer besiegte Wawrinka in weniger als einer Stunde 6:3, 6:4. Der Baselbieter dominierte die Partie sogar deutlicher, als es das Schlussresultat aussagte. Das Turnier endete dann aber für Federer mit einer Final-Niederlage gegen Dominic Thiem. Seinen 101. ATP-Turniersieg machte er dann aber kurz darauf in Miami klar.