Stefanos Tsitsipas tritt am Sonntag (09.00 Uhr Schweizer Zeit) im Achtelfinal des Australian Open gegen eines seiner Jugendidole an und findet es verrückt, gegen Federer zu spielen.
Wo immer Stefanos Tsitsipas am Australian Open spielt, es herrscht Fussballatmosphäre. Der 20-jährige Aufsteiger des letzten Jahres hat in Melbourne ein Heimspiel. Mehrere hunderttausend Griechen leben in der Umgebung, darunter einige Cousins zweiten Grades von Tsitsipas. Die blau-weisse Welle trug 2006 Marcos Baghdatis, den Griechisch-Zyprioten und guten Freund von Tsitsipas, bis in den Final. Ähnliches wollen sie nun erneut schaffen.
Diesmal steht Roger Federer allerdings bereits im Achtelfinal im Weg. Für Tsitsipas ein grosses Hindernis, eines, das ihm Eindruck macht. «Er ist eine Legende des Sports», betont er. «Ich habe so viele grosse Matches, meist Finals, von ihm gesehen. Wenn ich mir das so überlege, ist es verrückt, dass ich jetzt gegen ihn spiele.» Von den Emotionen überwältigen lassen will sich der Grieche aber nicht. «Der Name Federer ist ein extra Vorteil für ihn. Mental musst du gegen ihn stärker sein als in jedem anderen Match. Ich habe noch Arbeit vor mir, aber ich glaube, ich werde bereit sein.»
Nicht mehr so schüchtern
Federer hatte Tsitsipas als eher schüchtern und einen, der nicht viel spricht, bezeichnet. Auf dem Platz macht der Grieche nicht diesen Eindruck und zeigt seine Gefühle offen – auch beim hart erkämpften Viersatz-Sieg in der 3. Runde gegen den Georgier Nikolos Basilaschwili. Die Nummer 15 der Welt gibt aber zu, früher schüchtern gewesen zu sein. Dass er mit Federer noch nicht so viel gesprochen habe, liege aber daran, dass er es schwierig finde, auf der Tour Freunde zu haben. Er hält sich lieber an Baghdatis, mit dem er in der eigenen Sprache parlieren kann.
Und lachend fügt er hinzu: «Ich lasse mein Tennis für mich sprechen.» Das ist tatsächlich formidabel und lockt auch bei Federer Bewunderung hervor. Tsitsipas verfügt über einen guten Aufschlag, eine einhändige Rückhand und scheut sich auch nicht, ans Netz zu kommen. Er glaubt, aus dem ersten Duell mit Federer vor zwei Wochen am Hopman Cup (6:7, 6:7) einiges gelernt zu haben. «Ich kenne seine Gewohnheiten nun etwas besser. Er serviert sehr gut, ich werde bei den Returns aggressiv sein müssen.»
Tsitsipas wird dabei wieder auf die Unterstützung vieler Fans zählen können. «Ich weiss sehr zu schätzen, was sie für mich tun. Sie bringen eine gute Stimmung und viel Energie auf den Platz.» Gegen Federer wird sich der Grieche, der abwechslungsweise mit seinem Vater in Athen und in der Akademie von Patrick Mouratoglou in Paris trainiert, die Sympathien der Zuschauer aber zumindest teilen müssen. Immerhin hat ein Restaurant in Melbourne, in dem er ab und zu speist, bereits angekündigt, ein Souvlaki nach Tsitsipas zu benennen – eines namens Baghdatis gab es da bereits.