ATP Halle Federer: «Ich bin immer noch ein kleiner Vulkan»

lbe

19.6.2019

Hatte im ersten Satz gegen Millman mit seinem Paradeschlag zu kämpfen: Roger Federer.
Hatte im ersten Satz gegen Millman mit seinem Paradeschlag zu kämpfen: Roger Federer.
Bild: Keystone

Roger Federer gibt sich in seinem ersten Ernstkampf der Rasensaison keine Blösse und gewinnt gegen John Millman souverän in zwei Sätzen. Zu Beginn der Partie macht ihm seine gefährlichste Waffe aber Probleme.

Zum insgesamt 17. Mal trat Roger Federer gestern zu einem Erstrundenspiel in Halle an, zum 17. Mal konnte er am Ende jubeln. Der Hype um den 20-fachen Grand-Slam-Sieger in Halle ist nach wie vor riesig – im Anschluss an die Partie warteten zahlreiche Anhänger vor dem Stadion.

Einfaches Spiel hatte er gegen John Millman, mit dem der Schweizer noch eine Rechnung offen hatte, allerdings nicht. Doch darauf war der Vorjahresfinalist vorbereitet: «Nach der Niederlage an den US Open wusste ich, dass es schwierig wird. Glücklicherweise war ich nicht zu nervös, ich hatte einen klaren Game-Plan. Ich wusste, dass es für John schwieriger wird, von der Grundlinie zu dominieren. Die Bedingungen hier sind schneller (als in New York, Anm. d. Red.), deshalb kann ich das Tempo des Spiels etwas besser kontrollieren.»



Diese Kontrolle fehlte Federer in ersten Satz aber über weite Strecken, weil ihm mit seinem Paradeschlag «viel zu viele Fehler» unterlaufen sind, als dass er das Spiel wie üblicherweise diktieren konnte. «Wenn ich auf der Vorhand zu viele einfache Fehler machen, dann zehrt das an meinem Nervenkostüm. Denn das ist meine grosse Stärke, dass ich mit der Vorhand dominieren kann. Die Selbstverständlichkeit hat einfach gefehlt im ersten Satz.»

Dennoch schaffet es Federer ins Tiebreak und legte da (mindestens) einen Gang zu – wie so oft, wenn es wirklich wichtig wird. Gleich mit 7:1 behielt er in der Kurzentscheidung die Oberhand und setzte ab da eher auf die Karte Sicherheit. «Im zweiten Satz ging es etwas besser, aber da habe ich auch Tempo rausgenommen. Ich bin mehr auf Sicherheit gegangen, habe sie flacher gespielt statt immer so viel Topspin.»

Die Bedeutung des ersten Matches auf Rasen

Dass das Grundlinien-Spiel auf dieser Unterlage nicht auf Anhieb funktioniert, ist für Federer nicht aussergewöhnlich. «Von der Grundlinie hapert es am Anfang immer. Man weiss nicht genau, wie offensiv oder wie sicher man spielen soll. Wartest du auf den Fehler des Gegners oder forcierst du selbst – diesen Mix muss ich sicher noch finden.» Die Hauptsache sei aber, dass er die eigenen Aufschlagsspiele kontrollieren konnte und die Partie gewann. «Es ist wichtig, den ersten Match auf Rasen zu gewinnen, sonst kann die Rasensaison sehr kurz sein.»

Dementsprechend gross war Federers Ärger im ersten Satz, in dem er auch negative Emotionen zeigte. Selbst dann achtet der 37-Jährige aber darauf, seinem Gegner keinerlei Schwäche zu zeigen. «Am Anfang war es schon etwas frustrierend, und ich reg mich dann auch auf. Ich bin immer noch ein kleiner Vulkan – von früher. Das brodelt immer noch in mir drin. Aber unterdessen habe ich es viel besser unter Kontrolle und der Gegner hat es glaub ich nicht gesehen. Die Zuschauern schon, aber das ist ganz okay so.»

Nimmt Federer auch gegen Tsonga Revanche?

Im Achtelfinal wartet mit Jo-Wilfried Tsonga der nächste Prüfstein auf den neunfachen Halle-Champion. Gegen den Franzosen hat er von 17 Duellen eines auf Rasen bestritten und dieses 2011 in Wimbledon auf bittere Art und Weise verloren. «Ich erwarte eigentlich den selben Jo-Willy wie damals in Wimbledon, als er mich geschlagen hat. Obwohl ich mit 2:0 in den Sätzen in Führung lag, spielte er es danach unglaublich runter. Traumhaft serviert und traumhaft Vorhand gespielt – und zwar die ganze Zeit. Das war wirklich unglaublich. Das erwarte ich hier in diesem Sprint auch, ein Match, der eineinhalb oder maximal zwei Stunden dauert.»

Nach der geglückten Revanche gegen Millman kann Federer also auch mit dem zweiten Rasenauftritt der Saison offene Rechnungen begleichen…

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