Fragezeichen bei Nadal Klarer Favorit: Federer peilt an der Church Road den neunten Titel an

SDA

2.7.2018 - 06:10

Roger Federer im Training in Wimbledon, wo er am Montagnachmittag sein Erstrundenspiel bestreitet
Roger Federer im Training in Wimbledon, wo er am Montagnachmittag sein Erstrundenspiel bestreitet
Source: Getty Images

Wer soll Roger Federer in Wimbledon stoppen? Gerade im Rasenmekka gab es seit Jahren immer Favoritensiege. Und der Schweizer Rekordmann ist der Topfavorit.

Roger Federer betont es immer wieder: Spiele auf Rasen sind unberechenbar. Wegen der kurzen Ballwechsel, der wenigen Breaks und der Seltenheit, mit der heutzutage auf der traditionellsten aller Tennisunterlagen gespielt wird, sind Überraschungen hier am wahrscheinlichsten. So geht die Theorie. Die Praxis sieht zumindest für Wimbledon anders aus. Seit 2003 hat immer einer der Big 4 gewonnen: Achtmal der unbestrittene Rasenkönig und Rekordsieger Federer, dreimal Novak Djokovic sowie je zweimal Rafael Nadal und Andy Murray.

Federer ist auch in diesem Jahr wieder der klare Favorit. Nicht einmal den doppelten Einsatz gibt es bei den grossen Wettanbietern für einen Wimbledonsieg des 36-jährigen Baslers zurück. Kein Wunder: Seit Federer vor eineinhalb Jahren nach seiner rund sechsmonatigen Pause wegen Kniebeschwerden in seinen etwa vierten Frühling startete, hat er bei Grand-Slam-Turnieren nur gerade ein Spiel verloren – letztes Jahr im US-Open-Viertelfinal gegen Juan Martin Del Potro.

Auftakt gegen Lajovic

Auch die Vorbereitung auf Wimbledon verlief nahezu optimal. Mit dem Turniersieg in Stuttgart und dem Final in Halle hat Federer sogar noch mehr Matches und Siege in den Beinen als letztes Jahr. Dass er in Westfalen nicht so dominant auftrat wie noch in Baden-Württemberg braucht ihn kaum zu kümmern. Er spielte innerhalb von zwölf Tagen neun Partien, nachdem er zuvor fast drei Monate pausiert hatte. Eine gewisse Müdigkeit war da logisch. Ausserdem hatte Federer das Gefühl, das Training sei deshalb etwas zu kurz gekommen.

Bis zum Start heute Montagnachmittag gegen den Serben Dusan Lajovic konnte Federer seine Batterien wieder aufladen. Dass er die Nummer 1 wieder an French-Open-Sieger Rafael Nadal abgeben musste, dürfte ihn ein wenig geärgert haben, spielt für Wimbledon aber keine Rolle. Der Schweizer ist aufgrund seiner Rasenerfolge der letzten Jahre dennoch topgesetzt.

Fragezeichen bei Nadal

Ob er die Weltranglistenspitze zurückerobert, liegt nicht alleine in Federers Händen. Selbst wenn er seinen Titel verteidigt, reicht Nadal das Erreichen der Achtelfinals, um vor ihm zu bleiben. Das ist für den Spanier allerdings keine so einfache Aufgabe. Seit seiner Finalniederlage gegen Djokovic 2011 ist er in Wimbledon nie mehr über die Runde der letzten 16 hinausgekommen. Die Liste seiner Bezwinger liest sich dabei wenig schmeichelhaft: Lukas Rosol (2012/ATP 100), Steve Darcis (2013/135), Nick Kyrgios (2014/144), Dustin Brown (2015/102) und Gilles Muller (2017/26).

Könnte es für Nadal in diesem Jahr auf der für ihn schwierigsten Unterlage wieder einmal zusammenpassen? Die Voraussetzungen erscheinen nicht schlecht, auch wenn er kein Vorbereitungsturnier bestritt. So trainierte er auf Mallorca gut und ist derzeit schmerzfrei. Bei Nadal keine Selbstverständlichkeit. Das letzte Direktduell zwischen Federer und dem knapp fünf Jahre jüngeren Nadal liegt übrigens bereits neun Monate zurück.

Nach zwei mageren Jahren wieder einmal zu Grossem fähig sein könnte Novak Djokovic. In der Sandsaison zeigte der 31-jährige Serbe Aufwärtstendenz und verpasste im Londoner Queen's Club den Sieg nur knapp. Er ist bei den Buchmachern die Nummer 2, vor dem letztjährigen Finalisten Marin Cilic, der ihn in Queen's bezwang.

Wawrinka auch auf dem Centre Court

Andere potenzielle Herausforderer kämpften zuletzt mit unterschiedlichen Problemen. Alexander Zverev verletzte sich in Paris und verlor dann in Halle beim Comeback gleich zum Auftakt, Milos Raonic musste in Queen's wegen Problemen in der rechten Schulter das Handtuch werfen und Nick Kyrgios sorgte wieder einmal mit einem obszönen Ausraster für Negativ-Schlagzeilen.

Bleibt ein weiterer Oldie, der zuletzt von Verletzungssorgen geplagt wurde. Stan Wawrinka, auf Platz 225 der Weltrangliste zurückgefallen, gehörte in Wimbledon nie zum engsten Favoritenkreis. Der Waadtländer trifft in der 1. Runde am Montag (ab circa 17.30 Uhr) ebenfalls auf dem Centre Court auf den als Nummer 6 gesetzten Bulgaren Grigor Dimitrov.

Muguruza und Williams als Topfavoritinnen

International wird Serena Williams im Fokus stehen. Die 23-fache Grand-Slam-Siegerin, die sieben ihrer Titel in Wimbledon sammelte, belegt nach ihrer Babypause nur noch Platz 183 der Weltrangliste, wurde aber im Gegensatz zum French Open als Nummer 25 gesetzt. Sie ist zusammen mit Titelverteidigerin Garbiñe Muguruza die Topfavoritin. Roland-Garros-Champion und Weltnummer 1 Simona Halep ist hingegen alles andere als eine Rasenspezialistin.

Von den drei Schweizerinnen steht am ersten Tag einzig Viktorija Golubic im Einsatz. Die Nummer 99 der Welt trifft im vierten Spiel auf Court 7 (ca. 18.00 Uhr) auf die Tunesierin Ons Jabeur (WTA 130). Belinda Bencic und Stefanie Vögele starten am Dienstag ins Turnier.

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