Federer ist zurück «Robin Hood» vergisst die Regeln – fünf Dinge, die beim RF-Comeback aufgefallen sind

SB10

11.3.2021

Roger Federer gelingt die Rückkehr auf die Tour nach 405 Tagen Absenz. Der 39-jährige Baselbieter setzt sich im Achtelfinal von Doha gegen Daniel Evans nach hartem Kampf in drei Sätzen durch. Hier sind fünf Dinge, die bei seinem Comeback aufgefallen sind.

Outfit als Symbol der Hoffnung 

Anlässlich seiner Rückkehr in Katar wählte der «Maestro» zusammen mit seinem japanischen Kleider-Ausrüsters Uniqlo den Look «Dark Green». Das satte Grün sollte vielleicht die Hoffnungen von Federer symbolisieren, die er mit seinem Comeback verbindet. Auf dem Court erinnerte der Schweizer so ein wenig an die Romanfigur Robin Hood. Als Alternative hat Federer noch ein weisses Shirt im Köcher.

Im Onlineshop von Uniqlo ist sein grünes Shirt schon ausverkauft und wird bei Ebay schon für mehr als das Doppelte seines ursprünglichen Verkaufswerts angeboten. Auch nicht mehr erhältlich ist sein neues Schuhwerk («Roger Pro»), das der 20-fache Grand-Slam-Sieger zusammen mit seinem Schweizer Partner «On» entwickelt hat.

Rahmenbälle und angepasste Taktik

Auch der wohl talentierteste Tennis-Spieler aller Zeiten konnte seine fehlende Matchpraxis nicht verstecken. Wie bei einem gewöhnlichen Hobbyspieler hatte Federer für seine Verhältnisse zeitweise unfassbar viele Rahmenbälle. Vor allem als Rückspieler.

Doch ein Champion wie er kann jederzeit die Taktik anpassen – so dosierte er etwas sein Risiko und spielte danach etwas weniger aggressiv. Das Resultat: Immer wieder ein paar herrliche Winner. Den Matchball schloss Federer dann mit einer wundervollen Rückhand ab. Gelernt ist halt gelernt.

Aufschlagsrhythmus bereits wieder da

Weil er sich beim Aufschlag seines Gegners nicht viele Chancen zum Break herausarbeiten konnte, musste er selbst bei eigenem Service überzeugen. Keine einfache Aufgabe, vor allem natürlich nach so einer langen Zwangspause. Doch Federer fand schnell seinen alten Rhythmus und variierte geschickt wie zu seinen besten Zeiten.

67,6 Prozent seiner ersten Aufschläge landeten im Feld. Kein Wunder, machte er danach starke 78,9 Prozent der Punkte. Vor allem im Startsatz sah es bei Federer aus wie aus einem Guss. Sein Aufschlag dürfte auch für die kommenden Monate der Schlüssel werden. Damit kann er die Ballwechsel kurz halten und so mehr Druck gegen die starken Return-Spieler aufbauen. Gegen Evans hat es schon mal ganz gut geklappt damit.



Regel-Update

Federer wurde nicht nur durch einen formstarken Gegner (ATP 28) auf dem Centre Court herausgefordert. Die Weltnummer 6 brauchte auch etwas Zeit, um sich an die neuesten Regeln auf der ATP-Tour zu gewöhnen. So liess sich der 39-Jährige von Schiedsrichter Mohamed Lahyani über die Regeln der Shot Clock und der Handtuchbox beraten. Als Federer das letzte Mal auf der ATP Tour spielte, hatten etwa Ballkinder noch Handtücher in der Hand.

«Ich habe zuerst vergessen, das Handtuch zu holen und dann auch noch vergessen, es wieder hinzulegen. Zudem ist die Shot-Clock immer noch nicht etwas, das in meinem System verankert ist», gestand Federer später. «Ich habe zu lange ohne die Shot-Clock gespielt. Dann habe ich auch noch vergessen, dass das Aufwärmen vier Minuten dauert. Ich spielte mit Dan und das Nächste, was ich weiss, ist, dass er nach 30 Sekunden schon am Netz war und einen Volley gespielt hat. Ich dachte mir: ‹Warum beeilt er sich so sehr?›, dann habe ich auf die Uhr geschaut.»

Die Freude ist immer noch da

Alle Leute, die sich fragen, warum Roger Federer trotz körperlicher Beschwerden immer noch spielt und sich trotz zahlreicher Rekorde und zig Millionen auf dem Konto als bald 40-Jähriger noch alle Strapazen antut, die mit dem Leben als Profisportler verbunden sind, müssen sich nur seine Partie gegen Evans anschauen.

Wie ein kleiner Junge freute er sich diebisch über gelungene Punkte. Auch leichte Fehler konnten seine gute Laune nicht trüben. King Roger blüht bei seiner Lieblingsbeschäftigung einfach völlig auf!

Happy Roger Federer is back.
Happy Roger Federer is back.
Bild: Getty