Heinz Günthardt Heinz Günthardt: «Dann kommentiert man teilweise im Stehen»

Von Luca Betschart

29.10.2019

Heinz Günthardt plaudert bei Schawinski aus dem Nähkästchen.
Heinz Günthardt plaudert bei Schawinski aus dem Nähkästchen.
Bild: Keystone

Nach einer beachtlichen Karriere blieb Heinz Günthardt dem Tennis auch nach dem Rücktritt treu und unterhält die Schweiz seit mehr als 30 Jahren als Kommentator. Am Montag war er zu Gast bei Roger Schawinski – und plauderte aus dem Nähkästchen.

1978 gewinnt ein gewisser Heinz Günthardt in Springfield als erster Schweizer überhaupt ein ATP-Turnier und lässt im Verlauf seiner Karriere vier weitere Titel im Einzel folgen. In der Weltrangliste schafft er es zu seinen besten Zeiten bis auf Position 22. Noch viel erfolgreicher spielt Günthardt aber in der Doppelkonkurrenz, wo er zwischen 1979 und 1986 30 Turniere gewinnen kann – je einmal triumphiert er in Wimbledon und an den French Open. 1990 muss Günthardt seine Karriere dann bereits im Alter von 31 Jahren beenden – wegen Hüftproblemen.

«Ich konnte ja einigermassen spielen. Es war nicht so, dass es überhaupt nicht ging. Es tat einfach sehr weh und ich war sehr eingeschränkt. Und darum war meine Karriere relativ kurz», erläutert Günthardt. Er habe sich damals gegen einen operativen Eingriff entschieden: «Es gab Ärzte, die dachten, es sei ein Versuch wert. Aber es gab auch Ärzte, die es als zu gefährlich einschätzten.» Also kämpfte sich der Schweizer einfach durch, bis es nicht mehr ging. «Man lernt auch, mit Schmerzen umzugehen. Ich hatte Schmerzen seit ich 17 Jahre alt war. Und es tat immer weh, wenn ich spielte.» Deshalb überrascht es ihn auch nicht weiter, dass ein Rafael Nadal nach verschiedensten Verletzungen jeweils so zurückkehrte.

Die zweite Karriere 

Auch Günthardt bleibt dem Tennis erhalten – jedoch in neuen Funktionen. Erst heuert er als Trainer von Steffi Graf an und betreut die Deutsche bis ans Ende ihrer Laufbahn. Später coacht er auch Ana Ivanovic und wird Teamchef bei der Schweizer Fed-Cup-Mannschaft. Vor allem aber lanciert er eine zweite Karriere – als Co-Kommentator und Experte bei «SRF».

Seit mittlerweile mehr als 30 Jahren beweist er hinter dem Mikrofon seine Kompetenz und sorgt beim Schweizer Tennispublikum für viel Unterhaltung. «Alles zusammen komme ich auf etwa 10'000 Stunden Kommentar. Ich hab da schon ein paar Meter zurückgelegt», sagt Günthardt. In dieser Zeit habe er viel Erfahrung gesammelt und weiss deshalb auch, wie er seine Emotionen in gewissen Momenten runterfahren kann. «Selbstverständlich hat man teilweise feuchte Hände oder kann nicht sitzen – dann kommentiert man im Stehen. Aber eine gewisse Professionalität kriegt man nach so vielen Stunden fast immer hin.»

Das lustigste Interview

Dass es nicht selbstverständlich ist, dass er überhaupt so lang Tennisspiele kommentieren und dabei von mehr als 20-Grand-Slam-Titeln für die Schweiz berichten konnte, ist dem gebürtigen Zürcher klar. «Ich bin mir dem bewusst. Jedes Mal wenn ich dort draussen sitze oder jetzt auch diese ganze Woche in Basel – ich hab sehr viel Glück gehabt. Mein Lebensmotto ist allerdings: Du musst dem Glück auch eine Chance geben.» 

Einen grossen Verdienst an Günthardts Glück hat mit Sicherheit auch Roger Federer, der mit seinen Erfolgen in der Schweiz für noch grösseres Tennis-Interesse sorgte. Kein Wunder, war der Baselbieter beim lustigsten Interview, das Günthardt nach eigener Aussage je geführt hat, mit von der Partie. «Als ich ihn fragte, ob er der Kleinste sei in der Garderobe», erinnert sich der 60-Jährige genau. Aber sehen Sie selbst. 

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