Mary Pierce «Ich musste gewinnen, damit mein Vater nicht missbräuchlich wurde»

pat

19.6.2020

Mary Pierce konnte in ihrer Karriere zwei Grand-Slam-Titel gewinnen.
Mary Pierce konnte in ihrer Karriere zwei Grand-Slam-Titel gewinnen.
Bild: Keystone

Mary Pierce gehörte zu den besten Tennisspielerinnen der Welt, der Weg nach oben führte sie aber durch die Hölle. In einem Blog erzählt die zweifache Grand-Slam-Siegerin ihre Geschichte.

Bei «Behind the Racquet» erinnert sich Mary Pierce an ihre Kindheit, die von Angst geprägt war. Ihr Vater verfolgte grosse Pläne mit ihr und setzte sie damit gewaltig unter Druck. «Als ich 13 Jahre alt war, war mein Vater mein Vollzeit-Coach und meine Mutter meine Vollzeit-Mutter. Es gab kein Einkommen und wir lebten manchmal im Auto.» Sie erinnert sich, wie ihr Vater ihr einen Sack mit Geld zeigte und sagte: «Das ist alles, was wir haben.» Gefolgt von der unmissverständlichen Aufforderung: «Du beginnst besser zu gewinnen. Denn wir brauchen Geld.»

Dass sie teils mit ihrer Familie im Auto lebt, liegt auch daran, dass ihr Vater Haus und Schmuckgeschäft verkauft, als Pierce zwölf Jahre alt ist. Gleichzeitig nimmt er seine Tochter aus der Schule. Das mit dem Gewinnen klappt ganz gut, Pierce ist mit unglaublich viel Talent gesegnet und ihr Vater lässt es nicht zu, dass sie nicht das Maximum aus sich herauspresst. Mit 14 wird sie Profi.

Pierce: «Ich hasste meinen Vater und hatte Angst vor ihm»

Vier harte Jahre stehen ihr da noch bevor. Es wären wohl noch einige Jahre mehr geworden, hätte sich ihr Vater bei den Australian Open 1993 nicht mit einem Zuschauer geprügelt. Denn nach diesem Vorfall wird der Vater der damals 18-jährigen Pierce für fünf Jahre von der Tour verbannt. «Er war mein Trainer, bis ich 18 war. Während dieser Zeit spielte ich Tennis, weil ich keine Wahl hatte. Ich musste gewinnen, denn wenn ich es nicht tat, würde mein Vater missbräuchlich werden und ich hatte Angst vor dem, was passieren würde. Angst war das treibende Gefühl.»

Die Abnabelung von ihrem Vater verläuft nach diesem Urteil aber alles andere als reibungslos. Denn er lässt sich den Umgang mit ihr nicht verbieten und lauert ihr einmal in Rom auf, wo er sich mit ihren Leibwächtern prügelt. Kraft gegeben haben ihr ihre Mutter und ihr Bruder, der sie später erfolgreich coachte. Zwischen 18 und 25 Jahren habe sie ihren Vater nur einmal gesehen, als sie 20-jährig bei den Australian Open triumphierte. Kein freudiges Wiedersehen: «Ich hasste ihn, ich hatte Angst vor ihm und wollte ihn nicht wiedersehen.»

Der Glaube verändert alles

Mit 25 Jahren gewinnt Pierce, die den kanadischen, amerikanischen und französischen Pass besitzt, die French Open und findet dann zum Christentum. Mit der Hilfe Gottes sei es ihr gelungen, die Vergangenheit zu verarbeiten. «Mein Leben hat sich komplett geändert. Der Herr kam und hat die Wunden der Vergangenheit in meinem Herzen geheilt. Und ich war in der Lage, meinem Vater zu vergeben.» 

Es sind nicht einfach leere Worthülsen. Denn als ihr Vater 2016 an Blasenkrebs stirbt, ist Mary an seiner Seite. Sie begleitete ihn durch die Krankheit und meint rückblickend: «Ich bin sehr dankbar, für die spezielle Zeit, die wir teilten.»

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#Repost @behindtheracquet: “When I was 13 years old, my dad was my full-time coach and my mom was my full-time mom. There was no income and sometimes we lived out of our car. My dad showed me a bag of money and was like, "This is all we have.” Then he told me, “You better start winning because we need money." That was a lot of pressure to put on a young child. But when I first picked up a racquet, I looked like I had been playing for years so I felt that God had given me this gift to play tennis. I turned professional at 14. ⁣ ⁣ My dad took me out of school and was my coach until I was 18. During this time, I played tennis because I had no choice. I had to win because if I didn’t, my dad would get abusive and I was afraid of what would happen. Fear was the driving emotion.⁣ ⁣ I'm grateful that I had my mom who was my pillar of support. I also had my brother who was my practice partner and later became my coach in 2000 and 2005 (two of my best years). We were very close. Looking back, I believe that my dad did the best he could. He loved me and wanted the best for me so he trained me to be tough. I would not have made it on tour without being mentally and physically resilient. My childhood made me the person I am today. ⁣ ⁣ I was fortunate to get a sponsor that supported me for three years. This allowed my family to eat and pay for my tennis. At age 16, I won my first big tournament in Palermo, Italy and broke into the Top 30. Then I was able to financially support my family and my tennis.⁣ ⁣ From 18 to 25, I saw my dad once, when I won the Australian Open at age 20. Other than that, I didn't see him. I hated him, was afraid of him, and never wanted to see him again. ⁣ ⁣ At 25, I became a born-again Christian and my life completely changed. The Lord came and healed my heart from my past wounds and anger and I was able to forgive my dad. I was able to love him and our relationship was restored.⁣ ⁣ My dad got diagnosed with bladder cancer in 2016. I was able to be with him for all of the doctor's appointments, surgeries, and treatments. When he passed away, I was by his side. I am very grateful for the special times we shared.” @marypierce_75 #BTR⁣ #LegendaryBTR

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