Roger Federer hat 100 ATP-Titel gewonnen, bei 52 Erfolgen war Severin Lüthi als Coach dabei. Mit dem «Tages-Anzeiger» spricht der 43-Jährige über die Zusammenarbeit.
Im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» sagt Lüthi auf die 100 Titel von Federer angesprochen: «Ja, es ist eine unglaubliche Zahl! So etwas kann man sich nicht als Ziel vornehmen.» Entscheidend sei, dass Federer das Spiel so sehr liebe. «Seine Leidenschaft hat ihn immer vorwärtsgetrieben. Die meisten sind irgendwann ausgebrannt, verlieren den Siegeshunger.» Bei Federer sei das anders, die Liebe zum Tennis sei nie erkaltet. Auch dann nicht, als er nicht mehr so oft gewonnen hat.
Federer wisse, dass es ein Privileg sei, wie er sein Leben führen könne. «Ihm steht die Welt offen, aber er weiss, was er am Tennis hat. Andere, die deutlich weniger gewonnen haben, haben da mehr Mühe. Und Roger ist auch keiner, der die Dinge überanalysiert. Er sagt: Das Spiel gefällt mir einfach, und das Leben auch», so Lüthi im Interview.
Federer zeichne auch aus, dass er immer einen Weg finde, damit es ihm Spass mache. «Er ist immer noch verspielt wie ein Kind, dem man einen Ball zuwirft.» Bei manchen Spielern habe man das Gefühl, dass es für sie Arbeit bedeutet, «bei Roger ist es ein Spielen». Natürlich gebe es auch bei Federer mal schlechtere Tage, wo er weniger Lust habe oder weniger frisch sei. «Aber er hat hohe Ansprüche, auch an sich selbst. Unter ein gewisses Niveau will er nicht fallen.»
Das zeige auch, dass er Respekt vor seinem Team habe, auch wenn er es letztlich für sich selbst mache. «Aber er möchte uns auch nicht enttäuschen.» Lüthi sagt auch, dass er sich nicht erinnern könne, wann Federer das letzte Mal ein Training abgesagt habe. «Aus Unlust hat er überhaupt noch nie ein Training sausen lassen.»
Und wie schafft es Federer, all die verschiedenen Rollen – Vater, Ehemann, Werbeträger, Sportler und Stiftungsgründer – zu erfüllen? Das Wichtigste sei, dass er es gerne mache. «Die Fans beispielsweise sind für ihn kein lästiges Übel, er geniesst diese Anerkennung.» Als junger Spieler wünsche man sich, dass einen die Fans anhimmeln würden und das habe er nicht vergessen. Oder in einem Satz: «Ich kenne keinen ausgeglicheneren und positiveren Menschen als ihn – das hilft extrem.»
Das ganze Interview mit Severin Lüthi im «Tages-Anzeiger» lesen Sie hier. Unter anderem erfahren Sie dort, was man von Federer lernen kann.