Lustloser AuftrittKyrgios legt sich in Schanghai mehrmals mit dem Schiedsrichter an
lbe
9.10.2018
Dass Nick Kyrgios nicht immer grosse Lust verspürt, seinen Beruf als professioneller Tennisspieler auszuüben, ist bekannt. Nach dem demotivierten Auftritt in Schanghai und der Niederlage in der ersten Runde, äussert sich auch der Maestro zum Verhalten des Australiers.
Nick Kyrgios ist und bleibt eine Ausnahmeerscheinung im Tennissport. Bei seinem Erstrundenspiel gegen den Amerikaner Bradley Klahn gewinnt er zwar den Startsatz, danach macht es aber stark den Anschein, als hätte er die Lust am Spiel verloren. Diesen Eindruck teilte wohl auch der Stuhlschiedsrichter Damien Dumusois.
Nachdem Kyrgios beim Stand von 1:1 im zweiten Satz nahezu keine Reaktion auf einen Service seines Gegners zeigt, macht ihn Dumusois darauf aufmerksam, dass er sich an der Grenze zum Regelverstoss wegen fehlendem Einsatz bewege. Der Australier will davon allerdings nichts wissen: «Ist mir scheissegal. Schau einfach aufs Resultat, vielleicht ist das meine Taktik. Du hast kein Recht, mir das zu sagen.»
Kyrgios ist davon überzeugt, dass der entsprechende Aufschlag so oder so nicht zu retournieren war und verwickelt sich beim nächsten Seitenwechsel erneut in eine Diskussion mit dem Unparteiischen. Anschliessend servierte der Aufschlaghüne ein Ass und verlangte sofort, dass nun auch Gegner Klahn Lustlosigkeit vorgeworfen wird. «Ist das auch an der Grenze?» hackt er bei Dumusois nach. Dieser antwortet ziemlich gereizt: «Nick, das ist genug. Ich will nicht mehr darüber sprechen.»
Diesen Gefallen tut ihm Kyrgios natürlich nicht und entgegnet, dass das eben genau die gleiche Situation war wie zuvor. Anschliessend schlägt er das nächste Ass und wiederholt seine Anspielung in Richtung Schiedsrichterstuhl. Und auch der Punkt zum Spielgewinn sichert sich der 1.93m-Hüne per direktem Aufschlagspunkt. Was danach kommt, können Sie sich vorstellen…
Auch beim nächsten Seitenwechsel haben sich die Gemüter beim 23-Jährigen noch nicht beruhigt. Er informiert Dumusois über die möglichen Konsequenzen, die es für Schiedsrichter haben könnte, wenn er sich nach dem Spiel bei der ATP beschweren würde. «Wenn ich sagen würde, dass dein Kommentar mich runtergezogen hat, hättest du Probleme», so Kyrgios.
Schanghai scheint für die Nerven des Australiers ohnehin nicht das beste Pflaster zu sein. Vor zwei Jahren kam es zu Auseinandersetzungen mit den Zuschauern und ebenfalls zum Vorwurf, Kyrgios hätte Punkte lustlos weggegeben. Und vor einem Jahr wurde er ausgepfiffen, weil er sich schon in Richtung «Handshake« begab, obwohl der Gegner noch gar nicht zum finalen Schlag angesetzt hatte.
Eigentor von Kyrgios
Dass er mit einem solchen Verhalten vor allem sich selbst schadet, wird dem Australier in der Folge eindrücklich aufgezeigt. Kyrgios gibt ein Game später gleich zweimal in Serie den eigenen Aufschlag ab und verliert fünf Spiele am Stück – in einer Partie, in der er ansonsten bei eigenem Aufschlag über weite Strecken unantastbar blieb und kein einziges Break kassierte.
Maestro Roger Federer wird in seiner Pressekonferenz vor dem Spiel am Mittwoch gegen Medwedew auf das Verhalten seines Berufskollegen angesprochen und spricht Klartext: «Ich denke, es liegt wirklich an ihm, wohin er gehen will und was sein Potenzial wirklich ist. Wir wissen es nicht und ich glaube nicht, dass er wirklich genau weiss, was sein Potenzial ist.» Dieses könne man nur ausschöpfen, wenn mit der richtigen Arbeitsmoral und dem optimalen Team geschuftet wird. «Er kann grosse Turniere gewinnen. Aber es ist immer noch ein laufender Prozess. Da muss er durch, wie jeder andere Spieler auch.»
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