Hitzige Szene im Australian-Open-Halbfinal zwischen Daniil Medvedev und Stefanos Tsitsipas. Der siegreiche Russe regt sich fürchterlich über den Schiedsrichter auf und beschimpft den Unparteiischen lautstark.
Medvedev schlägt Tsitsipas in vier Sätzen und steht im Final der Australian-Open, wo er am Sonntag Rafael Nadal fordert. Für Gesprächsstoff sorgt aber nicht die grossartige Leistung des Russen, sondern sein Ausraster im zweiten Satz.
Als der 25-Jährige das Break zum 4:5 kassiert, ist er sichtlich angefressen, was er mit einer obszönen Äusserung auch verdeutlicht. Dafür erhält Medvedev von Stuhlschiedsrichter Jaume Campistol eine Verwarnung, was ihn erst recht auf die Palme bringt. Wutentbrannt setzt er sich auf seine Bank und schnauzt den Schiedsrichter an: «Bist du dumm? Sein Vater kommentiert jeden Punkt. Beantworte meine Frage! Oh mein Gott, du bist wahnsinnig!»
Medvedev fordert seinerseits eine Verwarnung für Tsitsipas wegen unerlaubtem Coachings durch den Vater. Doch der Schiedsrichter geht nicht auf die Forderung ein und ignoriert den US-Open-Sieger einfach – und Medvedev dreht erst recht durch. «Schau mir ins Gesicht, wenn ich mit dir rede! Gibt ihm eine Verwarnung, sein Vater kommentiert jeden Punkt», wiederholt sich der 25-Jährige. «Du bist verrückt.»
Wenig später ist der Satz durch, Tsitsipas schafft den Satzausgleich zum 1:1 – und Medvedev muss dem Schiedsrichter noch einmal die Meinung geigen. «Verstehst du Griechisch? Nächstes Mal musst du ihm eine Verwarnung geben. Wenn du das nicht machst, bist du ... was soll ich sagen ... eine kleine Katze!»
Der Schiedsrichter bleibt in der ganzen Szene relativ gelassen und verzichtet auf eine weitere Verwarnung für Medvedev. Die Eurosport-Kommentatoren Matthias Stach und Boris Becker kritisieren den Unparteiischen dafür und fordern eine härtere Linie. «Er muss aufpassen, dass er die Kontrolle nicht verliert», so Becker. «Eine schwache Vorstellung des Schiedsrichters.» Auch Stach meint: «Der Schiedsrichter lässt sich das alles gefallen. Das ist schlecht, er muss sich Respekt verschaffen.»
Medvedev entschuldigt sich: «Es war ein Fehler»
Für Medvedev endet die Sache letztlich doch noch mit einem Happy End – nicht nur, weil Tsitsipas zu Beginn des vierten Satz doch noch eine Verwarnung wegen unerlaubtem Coachings erhält. Die Weltnummer 2 gewinnt das Spiel in vier Sätzen und steht im Melbourne-Final, wo der Gegner am Sonntag Rafael Nadal heissen wird.
Nach dem Spiel reicht Medvedev dem Schiedsrichter dann auch die Hand und entschuldigt sich. Und als er im Platzinterview auf die hitzige Szene im zweiten Satz angesprochen und von Jim Courier gefragt wird, ob ihm diese Emotionen auch geholfen haben, um das Spiel zu gewinnen, entgegnet der Russe: «Ich denke nicht, dass mir negative Emotionen helfen. Wenn ich das mache, verliere ich das Spiel normalerweise. Ich dachte auch sofort, dass es ein grosser Fehler war. Aber ich konnte mich wieder aufs Spiel konzentrieren und das Ding letztlich doch noch gewinnen.»