Kommentar Mit Assen Spenden sammeln für Buschbrand-Opfer – eine gute Sache?

Von Patrick Lämmle

3.1.2020

John Isner schlägt in seinem Auftaktspiel 33 Asse.
John Isner schlägt in seinem Auftaktspiel 33 Asse.
Bild: Getty

In Australien sind Tausende auf der Flucht vor den verheerenden Buschbränden. Nun sammeln Tennisspieler Geld für die Opfer. Wie viel, das hängt von ihrem Service ab.

Der Australier Nick Kyrgios hat die Tennisszene zu Spenden aufgerufen. Die Organisatoren des ATP-Cups reagieren schnell und verkünden kurz darauf, dass sie für jedes geschlagene Ass 62 Euro für die Opfer der Waldbrände in Australien spenden. Man erwarte mehr als 1'500 Asse und damit über 90’000 Euro.

Kyrgios selbst setzt noch einen drauf: «Ich werde 200 Dollar pro Ass spenden, das ich in diesem Sommer schlage.» Es dauert nicht lange, da kündigen andere Spieler an, es ihm gleichzutun. Kyrgios hat mit seinem Aufruf etwas ins Rollen gebracht. Für einmal nimmt der Badboy eine Vorbildfunktion ein. Eine schöne Geste, es gibt nichts daran auszusetzen.



Auch dass die Organisatoren Kyrgios' Aufruf erhören und darauf reagieren, ist löblich. Nur eine Sache ist in diesem Zusammenhang ein klein wenig stossend – allerdings nur auf den ersten Blick. Dass die gespendete Summe von geschlagenen Assen abhängig gemacht wird, mag dem einen oder anderen zunächst wie eine pietätlose Spielerei vorkommen. Während Tausende um ihre Existenzen bangen, müssen sie auf möglichst viele Asse hoffen? Es wirkt wie im römischen Reich: Daumen hoch (Ass), die Gladiatoren (Opfer der Buschbrände) überleben. Daumen runter, jede Hilfe bleibt aus ... Sollte die ATP nicht besser einfach die von ihr erwarteten 90’000 Euro bezahlen? Nein!

Eine einmalige Spende würde eine einzige Schlagzeile generieren und die würde nicht einmal sonderlich viel Beachtung finden. Es sind ja nicht 90 Millionen, die gespendet werden. Da jedes Ass Geld bringt, können die Organisatoren das Thema während des ganzen Turniers immer wieder auf ihren Social-Media-Kanälen verbreiten. So bleibt das Thema während des ganzen Turniers präsent und kann eine Quelle der Inspiration für Leute rund um den Globus sein. Am Ende dürfte so in der Summe viel mehr Geld zusammenkommen als bei einer einmaligen Spende. Und sollten beim Turnier keine 1'500 oder mehr Asse geschlagen werden, so dürften die Organisatoren am Ende mit grosser Wahrscheinlichkeit den Spendenbetrag aufstocken.

John Isner hat in seinem Spiel gegen Casper Ruud übrigens 33 Asse geschlagen, wie die ATP auf Twitter verkündet. Wie bereits erwähnt, das Thema bleibt präsent.

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