Nach Wawrinka-Lektion Murray nach Wawrinka-Lektion: «Wahrscheinlich die schlimmste Niederlage meiner Karriere»

SB10

28.9.2020

Andy Murray verlor in der ersten Runde der French Open gegen Stan Wawrinka glatt in drei Sätzen mit 1:6, 3:6 und 2:6. Ein Debakel, welches dem dreifachen Grand-Slam-Sieger zu denken gibt.

Wawrinka brauchte nur 97 Minuten, um Murray abzufertigen. Die sechs Games, die sein Gegner am Ende auf seinem Konto hatte, waren historisch. Murray hatte zuvor in 237 Grand-Slam-Spielen nur einmal so eine deftige Niederlage kassiert; in Paris verlor der Schotte 2014 gegen den Sandkönig Rafael Nadal und buchte ebenfalls nur sechs Games – doch das war immerhin im Halbfinal und nicht in der Startrunde, die er notabene nur per Wild Card erreichte.

«Ich muss lange und gründlich nachdenken», so Murray, der nach zwei Hüftoperationen nur noch auf Rang 111 liegt, «und versuchen zu verstehen, was passiert ist.» In der Tat muss die Pleite Murray zu denken geben: Einerseits war dies natürlich Wawrinka geschuldet, der zeitweise an seine besten Tage erinnerte, andererseits am bedauernswerten Murray selbst, der eine inferiore Leistung zeigte.

Dies war auch für Wawrinka überraschend: «So einen Ausgang hatte ich nicht erwartet. Wir kennen uns seit vielen, vielen Jahren und hatten einige fantastische Duelle. Wir haben tatsächlich am ersten Tag meiner Ankunft hier zusammen trainiert. Und es war ein hartes Training, also erwartete ich ein hartes Spiel.»



Murray sagt nach der Tennis-Lektion: «Für mich ist es nicht die Art von Match, die ich einfach beiseiteschieben und nicht darüber nachdenken würde. Es gibt offensichtlich Gründe für eine solche Leistung. Ich könnte mich irren, aber ich glaube, es ist resultatmässig wahrscheinlich die schlimmste Niederlage meiner Karriere bei einem Grand Slam. Ich sollte das genau analysieren und versuchen zu verstehen, warum die Leistung so war.»

Der zweifache Olympiasieger weiter: «Ich habe nicht das Gefühl, dass die Bedingungen eine Entschuldigung dafür sind. Ich habe nicht das Gefühl, dass das ein triftiger Grund ist. Vielleicht kann man die Spiele nicht so sehr geniessen wie sonst, aber deine Leistung sollte es in keiner Weise beeinflussen.»

Murray: «Vielleicht die schlimmste Niederlage meiner Karriere»

Murray: «Vielleicht die schlimmste Niederlage meiner Karriere»

28.09.2020

Harte Kritik von Wilander

Der Eurosport-Experte Mats Wilander, selbst siebenfacher Grand-Slam-Sieger, sagt: «Ich mache mir Sorgen um Andy Murray. Ich würde gerne von ihm hören, warum er da draussen ist und uns eine falsche Hoffnung gibt, dass er eines Tages zurückkommen wird. Ich werde immer wieder ein wenig mehr enttäuscht. Ist es sein Recht, da draussen zu sein und so etwas zu tun? Warum?»

Der Schwede begründet seine Ansicht durch seine eigene Erfahrung: «Ich habe es getan und hätte es nicht tun sollen – es war der grösste Fehler, den ich in meiner Karriere gemacht habe. Ich denke, Andy Murray sollte aufhören, an sich selbst zu denken, und anfangen, darüber nachzudenken, wer er war. Hat er das Recht, da draussen zu sein und Wildcards von den jungen Spielern zu nehmen?» Murray gab auf seinem Instagram-Kanal gleich selbst Antwort auf die Kritik von Wilander – «ich liebe es», kommentierte er, dazu gab es ein «Daumen hoch».

Der dreifache Grand-Slam-Sieger, der es (bisher) am meisten geschafft hat, die grossen Drei zu ärgern, zeigt sich realistisch: «Es wird schwierig sein, auf dem gleichen Niveau wie vorher zu spielen. Ich bin jetzt 33 Jahre alt, und ich war die Nummer eins der Welt. Es ist also schwierig mit all den Problemen, die ich hatte. Aber, ja, ich werde weitermachen. Mal sehen, was die nächsten Monate bringen. Ich rechne damit, dass ich bis zum Ende des Jahres nicht mehr so ein Spiel spielen werde.»


Zurück zur StartseiteZurück zum Sport