Nach langer Verletzungspause gibt Anna Tatishvili in Roland Garros ihr Comeback, bleibt im Startspiel aber chancenlos. Wegen «fehlendem Engagement» wird ihr gar das komplette Preisgeld entzogen.
Insgesamt neun Spielerinnen finden sich nach den ersten Runden an den French Open auf einer vom internationalen Tennisverband (ITF) veröffentlichter Bussenliste wieder. Für kleinere oder grössere Regelverstösse setzt es für die Betroffenen Geldstrafen in Höhe von 1000 bis 3000 Dollar ab – mit einer Ausnahme: Anna Tatishvili.
Die Amerikanerin muss nach ihrer Auftaktniederlage 51’520 Dollar bezahlen und damit auf ihr gesamtes Preisgeld verzichten. Ihr Vergehen: Tatishvili hat zu wenig Gegenwehr geleistet. Was ist passiert?
Die ehemalige Weltnummer 50 bestritt bis zum Turnier in Paris seit Oktober 2017 wegen einer Knöchelverletzung kein einziges Spiel und bangt zwischenzeitlich um die Fortsetzung ihrer Karriere. Nach insgesamt drei Operationen kehrt sie erst vor kurzem auf den Tennisplatz zurück. Dank dem «geschützten Ranking», das Spielerinnen den Einstieg nach Verletzungen erleichtern soll, schafft sie es dennoch direkt ins Hauptfeld der French Open, obwohl sie eigentlich gar nicht mehr in der Weltrangliste figuriert.
Nur wettkampffähige Spielerinnen sollen antreten
In ihrem ersten Spiel seit eineinhalb Jahren kommt sie gegen die aufstrebende Griechin Maria Sakkari dann gehörig unter die Räder, verliert diskussionslos 0:6 1:6 und hat vor dem Service auffallend viel Mühe mit dem Ballwurf. Auf Stoppbälle der Gegnerin reagiert sie zum Teil gar nicht. Prompt wirft ihr der Stuhlschiedsrichter in einem nach der Partie eingereichten Bericht «mangelndes professionelles Verhalten» vor.
Daraufhin kümmern sich gleich vier «Supervisors» um diesen Fall und kommen nach Videostudium zum Schluss, dass die 29-Jährige gar nicht in der Lage war, auf diesem Niveau anzutreten. So habe sie einer anderen Spielerin den Platz im Tableau weggenommen – und weil das Reglement mittlerweile verlangt, dass nur wirklich wettkampffähige Spielerinnen zu einem Grand-Slam-Turnier antreten dürfen, wird ein solcher Verstoss hart bestraft.
Vier Games gegen Bacsinszky – reicht das?
Zu hart? Bezüglich der Angemessenheit des Urteils gehen die Meinungen weit auseinander. Tatishvili kann gegen den Entscheid rekurrieren und sich so bei guter Argumentation einen Teil des Preisgeldes zurückergattern. Ihrer Form läuft sie derweil auch eine Woche nach dem deutlichen Aus in Paris hinterher.
Beim Challenger-Turnier im kroatischen Bol setzt es gegen die Schweizerin Timea Bacsinszky, die an den French Open übrigens keinen Platz im Hauptfeld genoss und bereits in der Qualifikation scheiterte, eine fast so klare 2:6 2:6-Niederlage ab. Ob vier Games für die Amerikanerin reichen, um das Preisgeld diese Woche behalten zu dürfen?