Ausraster Tennis-Star vs. Schiedsrichter – Djokovic ist nicht der Erste, der die Beherrschung verliert

Von Jan Arnet

7.9.2020

Djokovic schiesst Linienrichterin ab und wird disqualifiziert

Djokovic schiesst Linienrichterin ab und wird disqualifiziert

Novak Djokovic wird am US Open disqualifiziert – nicht wegen eines positiven Covid-19-Falls, sondern weil er im Frust nach einem Aufschlagverlust eine Linienrichterin mit einem Ball getroffen hat.

06.09.2020

Novak Djokovic schiesst am Sonntagabend an den US Open eine Linienrichterin ab und wird disqualifiziert. Absicht war es nicht, trotzdem muss sich der Serbe den Vorwurf gefallen lassen, sich manchmal nicht unter Kontrolle zu haben. Genauso wie fünf andere (ehemalige) Tennis-Stars, die in Vergangenheit einen Unparteiischen attackiert hatten.

1
Wie Djokovic, nur schlimmer: Denis Shapovalov

Wie Djokovic wurde auch Denis Shapovalov Anfang 2017 ein frustriertes Wegschlagen des Balles zum Verhängnis. In der Davis-Cup-Partie gegen Grossbritannien verliert der damals 17-Jährige nach einem Fehler die Beherrschung und pfeffert einen Ball mit voller Wucht durch die Luft. Weit kommt Shapovalov aber nicht: Er trifft den Stuhlschiedsrichter am Auge. Wie bei Djokovic kann man dem Blondschopf keine Absicht unterstellen, dennoch wird er folgerichtig disqualifiziert. Der Schiedsrichter muss sich danach sogar am Auge operieren lassen.

2
David Nalbandian verletzt Linienrichter

Ganz doof gelaufen ist es auch für David Nalbandian im Endspiel von Queens 2012. Trotz Satzführung gegen Marin Cilic lässt sich der Argentinier nach einem verlorenen Punkt zu einem unüberlegten Wutausbruch hinreissen: Er tritt in eine Werbeabdeckung direkt neben dem Spielfeld – und vergisst dabei wohl, dass sich direkt dahinter ein Linienrichter befindet. Nalbandian trifft den Unparteiischen am Schienbein, das zu bluten beginnt. Nalbandian entschuldigt sich sofort, aber auch hier ist klar: Der Stuhlschiedsrichter muss die Partie abbrechen.

3
Xavier Malisse rastet komplett aus

Der belgische Heisssporn Xavier Malisse hat sein Temperament 2005 in Miami nicht mehr im Griff, als er mit den Entscheidungen einer Linienrichterin nicht einverstanden ist. Er wirft einen Ball in ihre Richtung und beleidigt sie, worauf die Linienrichterin Malisses Verhalten dem Schiedsrichter meldet. Als er bestraft wird, tickt Malisse komplett aus und scheint kurz davor zu sein, dem Supervisor an den Kragen zu gehen. Der Belgier wird schliesslich disqualifiziert und später für vier Wochen wegen «schlimmen Benehmens» gesperrt. 

4
Medvedev und Pliskova schlagen gegen Stuhl

Mit einem blauen Auge – beziehungsweise einem Punktverlust – kommt Daniil Medvedev zu Beginn dieses Jahres davon, als er beim ATP Cup im Spiel gegen Diego Schwartzman zweimal auf den Stuhl von Schiedsrichter Mohamed Lahyani eindrischt.

Eklat beim ATP-Cup: Medvedev attackiert den Schiedsrichter

Eklat beim ATP-Cup: Medvedev attackiert den Schiedsrichter

Daniil Medvedev brennen beim ATP Cup (wieder einmal) die Sicherungen durch. Der junge Russe schlägt sein Racket gleich zweimal gegen den Schiedsrichterstuhl und sorgt so für einen veritablen Eklat.

09.01.2020

Nicht zwei, sondern gleich dreimal schlägt Karolina Pliskova im Mai 2018 auf den Schiedsrichterstuhl ein, nachdem die damalige Weltnummer 1 ihre Partie gegen Maria Sakkari verloren hat. Pliskova ärgert sich grün und blau wegen einer falschen Entscheidung beim Stand von 5:5 und 30:30 im dritten Satz, der Stuhl hat nach dem Wutanfall sogar ein Loch.

5
Emotionale Ausbrüche von Serena Williams

Schimpftiraden sind im Tennis wahrlich keine Seltenheit und es grenzt eigentlich auch an ein Wunder, dass Spieler wie John McEnroe, Nick Kyrgios oder Victor Troicki in dieser Liste keinen Platz finden. Doch wenn es um emotionale Ausbrüche geht, ist es wie bei den Grand-Slam-Titeln: Serena Williams ist die Nummer 1. Unvergessen ist ihre Bedrohung gegenüber einer Linienrichterin im Halbfinal der US Open 2009: «Ich schwöre, dass ich dir einen dieser verdammten Bälle in den Hals schiebe.» Dies hat ein Punktabzug zur Folge – und weil Gegnerin Kim Clijsters Matchball hat, ist das Spiel gleich zu Ende.

Neun Jahre später setzt Williams am gleichen Ort noch einen drauf: Im Final gegen Naomi Osaka bezeichnet sie Schiedsrichter Carlos Ramos als «Dieb» und «Lügner», weil er der US-Amerikanerin nach wiederholter Unbeherrschtheit einen Punkt abgezogen hat. Als Ramos darauf sogar noch eine Spielstrafe ausspricht, platzt Serena endgültig der Kragen. Sie wirft dem Schiedsrichter Sexismus vor, da sie Männer kenne, die für viel schlimmere Dinge auf dem Platz nicht bestraft worden wären. Nach dem verlorenen Final kündigt Williams an: «Ich werde meinen Kampf für Frauen und für Gleichberechtigung fortsetzen.»


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