Sam Querrey verstiess bei den St. Petersburg Open im Oktober nach einem positiven Test gegen die Coronavirus-Protokolle und setzte sich ins Ausland ab. Nun erklärte der Amerikaner seine Beweggründe.
Die Empörung in der Tennisszene war gross: Sam Querrey war im Oktober beim Turnier von St. Petersburg positiv auf das Coronavirus getestet worden. Anstatt sich wie vorgeschrieben in Isolation zu begeben, verliess er Russland zusammen mit seiner Ehefrau und dem sieben Monate alten Sohn in einem Privatjet und reiste nach London ab, wo er sich für zwei Wochen in einem Airbnb einquartierte und dort zwei Wochen blieb.
Der Amerikaner kam für seinen Verstoss gegen die Anti-Corona-Regeln mit einem blauen Auge davon. Der 33-Jährige wurde von der ATP mit einer Busse von 20'000 Dollar belegt, die jedoch auf Bewährung ausgesprochen wurde. Nur wenn er sich in den kommenden sechs Monaten nochmals einen ähnlichen Verstoss leisten sollte, muss er zahlen.
Trotz der milden Strafe hat natürlich der Ruf des Tennisspielers unter der Episode – welche an einen Spionage-Thriller erinnert – grossen Schaden genommen. In seinem ersten Interview nach dem unrühmlichen Vorfall erläutert Querrey gegenüber «Sports Illustrated» seine Motive für die abrupte Abreise.
Die einfachste Option sei gewesen, die 10- bis 14-tägige Quarantäne im Hotel in Russland abzusitzen und dann nach Hause zu fliegen, so Querrey. «Das wollte ich die ganze Zeit machen. Und diese Option wurde mir weggenommen.»
«Ich musste tun, was ich für richtig halte»
Nachdem sie positiv getestet worden seien, hätten sie sich sofort im Hotel isoliert. Nach zwei Tagen habe ihnen dann ein ATP-Funktionär mitgeteilt, dass sie nicht länger im Hotel willkommen seien und zwei Ärzte (je einer für ihn und seine Frau) sowie ein Kinderarzt auf ihr Zimmer kommen werden. Wenn dann rauskomme, sie seien symptomatisch, müssten alle drei für mindestens zwei Wochen in ein Krankenhaus, hiess es. «Ich hatte das Gespräch über Lautsprecher, also geriet meine Frau in Panik.»
Was es genau für Ärzte sind, habe man ihm nicht mitteilen können. «Ich habe keine Ahnung, von wem sie sind, zu welchem Krankenhaus sie gehören, was hier los ist», so Querrey. Ausserdem sei der Sohn zu dem Zeitpunkt am Zahnen gewesen und habe sowieso ein bisschen Fieber gehabt. «Ich wusste nicht, ob die Ärzte das Fieber gleich als symptomatisch analysieren würden.»
Niemand habe ihnen versichern können, an einem gemeinsamen Ort behandelt werden zu können, hält die Weltnummer 56 fest. Sie hätten fast keine Symptome gehabt und sich zuvor im Hotel strikt an die Vorgaben gehalten. Zudem sei er stets im Austausch mit der ATP gewesen. In der Situation («ich fühlte ich mich sehr unwohl bei dieser Sache») hätten sie beschlossen, ein Flugzeug für 40'000 Dollar zu chartern und abzureisen.
«Wir wussten, dass die Gefahr bestand, sich mit Covid anzustecken, und dass die Regel lautete, im Hotel in Quarantäne zu gehen – und das war für uns in Ordnung (...) Aber wir dachten nicht, dass jemals mehr als die Quarantäne in einem Hotelzimmer zustande kommen würde», fasst Querrey seine Sichtweise zusammen. «Ich hatte das Gefühl, dass es als Vater und Ehemann ein menschliches Element in dieser Sache gibt, und ich musste tun, was ich für richtig halte.» Er sei frustriert gewesen über die negative Berichterstattung, weil es den Anschein erweckte, als hätte «ich einfach Covid bekommen und wäre abgehauen».