Stan Wawrinka startete beim ATP-Turnier in Doha mit einem 6:3, 6:4-Sieg gegen Jérémy Chardy in die neue Saison. Es soll nicht seine letzte sein, denn er hat noch viel vor.
Auch mit bald 35 Jahren will sich Stan Wawrinka keine Limiten setzen. Im Nahen Osten nahm er am Dienstag seine 18. Profisaison in Angriff – und seine Ziele sind nach wie vor hoch. «Ich habe noch Potenzial in mir, viel sogar», betonte der Waadtländer in Doha im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Sowohl physisch als auch mental. Davon bin ich hundert Prozent überzeugt.» Illusionen macht sich der dreifache Grand-Slam-Champion aber keine. «Ich weiss, dass sich die Sache in meinem Alter schnell ändern kann.»
Das weiss Wawrinka spätestens seit den zwei komplizierten Knieoperationen im Sommer 2017. Sein Niveau von davor hat er zwar noch nicht wieder erreicht, die letzte Saison war aber mit der Rückkehr bis auf Platz 15 der Weltrangliste ein grosser Schritt nach vorne. Zwar hängten im vergangenen Jahr mit Tomas Berdych, Marcos Baghdatis und Nicolas Almagro gleich drei Aushängeschilder des Jahrgangs 1985 ihre Schläger an den berühmten Nagel, und auch die gleichaltrigen Fussballer Tranquillo Barnetta und Philippe Senderos beendeten ihre erfolgreiche Karriere.
Doch beim Lausanner ist der Appetit aufs Tennis mindestens so gross wie bei den jungen Wilden. «Ich strebe die Qualifikation für die ATP Finals in London an», sagt er ohne falsche Bescheidenheit. Von 2013 bis 2016 war er er beim Gipfeltreffen der besten acht am Ende des Jahres immer dabei. «Ich weiss natürlich, dass dies schwierig zu schaffen ist.» Es soll aber auch nicht der letzte Anlauf sein, denn ein Rücktritt steht aktuell nicht zur Diskussion. «Ich setze mir dafür kein Datum.»
Auch 2020 kein neuer Grand-Slam-Champion
Wawrinka rechnet mit einer aufregenden Saison, in der sich die etablierten Stars aber nochmals gegen die aufstrebenden Herausforderer durchsetzen werden. Die Ablösung der «Big 3» werde noch nicht stattfinden. «Mein Gefühl ist, dass wir 2020 noch keinen neuen Grand-Slam-Champion sehen», glaubt er. «Die drei (Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic) werden nicht nachlassen.»
Sich selber sieht der Sieger des Australian Open 2014, des French Open 2015 und des US Open 2016 nicht auf Augenhöhe mit Federer, Nadal und Djokovic. «Mein letzter Grand-Slam-Titel liegt mehr als drei Jahre zurück, danach hatte ich meine Knieoperationen», ruft er in Erinnerung. «Es ist schwierig, mein aktuelles Niveau mit dem vor der Verletzung zu vergleichen. Aber meine Saisonvorbereitung war gut und ich denke, mein Niveau ist stark genug, um mir hohe Ziele zu setzen.»
Wegen des gleichzeitig stattfindenden ATP Cups ist das Niveau beim Turnier in Doha, bei dem Wawrinka vor zwölf Jahren den Final erreichte und in drei Sätzen gegen Andy Murray verlor, im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich tiefer. Der Romand ist vor Andrej Rublew und Jo-Wilfried Tsonga als Nummer 1 gesetzt und trifft im Viertelfinal auf den Slowenen Aljaz Bedene (ATP 58).