Stan Wawrinka verpasst wegen gesundheitlicher Probleme auch die US Open. Doch es ist nicht nur sein Körper, der ihm in den letzten Jahren Sorgen bereitete.
Im Spätsommer 2016 stand Stan Wawrinka zuletzt ganz oben. Damals gewann der Waadtländer die US Open nach einem epischen Viersätzer gegen Novak Djokovic im Final. Er war die Nummer 3 der Welt und sowohl physisch wie auch psychisch auf seinem Höhepunkt.
Im Folgejahr hielt der Lauf noch bis zum French-Open-Final an. Danach folgte ein langer Leidensweg mit unzähligen Operationen an Knien und Füssen. Seine Comebacks verliefen durchzogen. Zwar erreichte er noch einige Grand-Slam-Viertelfinals, zur absoluten Weltspitze konnte der 36-Jährige aber nicht mehr aufschliessen.
Dieses Jahr ist für Stan Wawrinka jetzt eines, das es komplett zu vergessen gilt. Bei den Australian Open scheiterte er bereits in der zweiten Runde, alle weiteren Grand Slams und auch die Olympischen Spiele musste er wegen weiterer Operationen absagen.
Ein stetiger mentaler Kampf
Eine schwere Zeit, die beim Romand auch psychisch Spuren hinterlassen hat, wie er in einem Interview mit Yonex verriet. «Ich denke, es gibt viele Dinge, die man über Athleten nicht weiss. Darüber, was sie durchmachen. Denn man sieht sie immer im TV, wenn sie spielen und ihr Bestes geben. Man sieht nur die gute Seite. Aber es ist schwierig für viele von uns, auch für mich», so Wawrinka.
Wawrinka spricht von «grossen Tiefpunkten», die er auch mental immer wieder wegstecken musste. Um diese zu bewältigen, hat er immer wieder versucht, sich auf das Gesamtbild zu konzentrieren. «Ich habe probiert, auf das grosse Ganze zu schauen, einen Schritt zurück zu machen. Um zu erkennen, was ich schon geleistet habe, wie ich in meiner Karriere gespielt habe und alles. Man kann daraus nur Positives ziehen.»
Keine Gedanken ans Aufgeben
Aus diesen Gedanken zieht Wawrinka die Motivation, auch jetzt wieder auf den Trainingscourt zurückzukehren und an sich zu arbeiten. Ein Karrieren-Ende steht derzeit trotz aller Strapazen nicht im Raum, auch wenn er Anfang des Jahres bereits laut darüber nachdachte.
Vor seinem Australian-Open-Einsatz sagte er: «Ich hoffe, wieder hier zu sein, aber in meinem Alter und in diesem Stadium meiner Karriere ist es wirklich schwierig zu wissen, was in ein oder zwei Jahren passieren wird. Also werde ich versuchen, so viel wie möglich im Jahr 2021 zu pushen.»
Es blieb beim Push-Versuch. Doch wer Wawrinka kennt, weiss, dass er ein Kämpfer ist. Nicht viele Spieler auf der Pro-Tour sind derart leidensfähig wie der dreifache Grand-Slam-Champion. Die Art macht ihn auch bei vielen internationalen Fans extrem beliebt und es bleibt nur zu hoffen, dass Wawrinka 2022 nach diesem Seuchenjahr nochmal alles geben kann.