Swiss Indoors Wawrinka: «Vielleicht bin ich gar nicht so schlecht im Tennis»

Von Chris Geiger, Basel

22.10.2019

Ist inzwischen wieder die Nr. 17 der Welt, Tendenz steigend: Stan Wawrinka.
Ist inzwischen wieder die Nr. 17 der Welt, Tendenz steigend: Stan Wawrinka.
Bild: Keystone

An das Turnier in Basel hat Stan Wawrinka nicht die besten Erinnerungen. Das soll sich in diesem Jahr ändern. Vor seiner Auftaktpartie gegen Pablo Cuevas spricht der Romand mit «Bluewin» über seine Ambitionen und die Rückkehr an die Weltspitze.

Stan Wawrinka, Sie haben am Sonntag den Final in Antwerpen gegen Andy Murray knapp verloren. Schmerzt die Niederlage noch?

Klar hatte ich das Spiel in meinen Händen. Aber die Niederlage tut mir nicht mehr weh, denn mein Niveau war zu Beginn des Spiels sehr gut. Nur wenig hat gefehlt zum wahrscheinlich vorentscheidenden Doppelbreak im zweiten Satz. Andy schaffte es, einen Gang hochzuschalten, während ich einfach auf meinem Niveau geblieben bin. Der letzte Satz war insgesamt auf einem hohen Niveau. Ich hätte sicher auch gewinnen können und hatte viele Chancen. Leider war mein Aufschlag nicht gut genug und wenige Punkte haben gefehlt, um das Match zu beenden. Aber die Woche in Antwerpen bleibt ein Erfolg. Ich hatte nicht erwartet, dass ich dort so gut spielen und mich bewegen würde.

Vor Belgien haben Sie das Turnier von St. Petersburg und die Asien-Tour verletzungsbedingt verpasst. Was war genau das Problem?

Ich leide seit den US Open an Entzündungen an beiden Füssen und Fersen. Diese Verletzungen sind eigentlich nicht gravierend, aber sie brauchen Zeit, um zu heilen. Als Tennisprofi akzeptiert man, mit Schmerzen zu spielen, das ist quasi Teil unserer Karriere. Nach New York wurde es jedoch zu schmerzhaft. Also musste ich mir die nötige Zeit nehmen, um diese Wunden heilen zu lassen. Die Schmerzen sind zwar immer noch da, aber ich habe beschlossen, in Antwerpen, Basel und Paris-Bercy zu spielen, damit die Pause vor 2020 nicht zu lang wird. Ich werde mir am Saisonende die nötige Zeit nehmen, um die Schmerzen dauerhaft wegzukriegen.



Über zwei Jahre sind seit Ihrer Knieoperation vergangen. Was fehlt, um zu Ihrem höchsten Level zurückzukehren?

Man kann das nicht vergleichen. In den vergangenen Jahren kamen andere Spieler hinzu und machten Fortschritte. Meiner Ansicht nach war mein Tennisniveau in dieser Saison zeitweise so hoch wie vor der Verletzung. Ich bin immer noch der 15. im Champions Race – es bleibt also immer noch ein tolles Jahr. Wenn Leute sehen wie Federer, Nadal oder Djokovic nach einer Verletzung zurückkehren, verstehe ich, dass man denkt, man müsse nur mit den Fingern schnippen, um wieder Grand Slams zu gewinnen. So einfach ist es leider nicht.

Trotz mangelnder Matchpraxis haben Sie im Viertelfinale gegen Gilles Simon in Antwerpen ein grosses Match abgeliefert. Wie erklären Sie sich diese Leistung?

Vielleicht bin ich gar nicht so schlecht im Tennis! (lacht) Vielleicht ist mein Jahr nicht so schlecht und all die Arbeit, die ich seit meiner Verletzung vor zwei Jahren geleistet habe, zahlt sich aus. Bleibe ich fit und mache die richtigen Dinge, kommen auch die Resultate.



Was erwarten Sie an den Swiss Indoors?

Von dem Moment an, wo ich einen Tennisplatz betrete, weiss ich, dass ich den Gegner auf der anderen Seite schlagen kann. So kann ich alle Gegner schlagen. Ich bin derzeit in der Lage, gut zu spielen und auch die besten Spieler der Welt zu bezwingen. Ich denke, ich kann es auch hier in Basel oder in Paris-Bercy tun. 

Was erwartet Sie am Mittwoch bei ihrem Auftaktspiel gegen Pablo Cuevas?

Es wird ein hartes Spiel. Ich habe unsere letzte Schlacht auf Sand in Monte Carlo verloren. Ich habe letzte Woche auch mit ihm in Antwerpen trainiert und er hat wirklich super gespielt. Er ist ein Spieler, der sich sehr gut bewegt, eine feine Klinge führt und überaus talentiert ist. Allerdings ist er besser auf Sand, weil er da mehr Zeit hat, sein Tennis aufzuziehen. Auch gelang es ihm nicht, das ganze Jahr über stabil zu bleiben. Aber es ist immer noch eine erste Runde und wir spielen in Basel – einem Ort, wo ich noch nie mein bestes Tennis auspacken konnte. Ich war hier immer ein wenig angespannt und zögerlich. Nun liegt es an mir, alles zu tun, um dieses Spiel zu gewinnen.

Wie erklären Sie sich Ihre Schwierigkeiten bei den Swiss Indoors? 

Je mehr du erlebt hast und je älter du wirst, desto vorsichtiger bist du bei gewissen Dingen. Die Erfahrung wirkt sich auch positiv aus. Einerseits stellst du dir keine Fragen mehr. Du kennst die Auswirkungen bestimmter Punkte zu bestimmten Zeiten während einer Partie besser. Andererseits sind die Spielbedingungen hier in Basel nicht ideal für mich, der Platz kommt mir nicht wirklich entgegen. All diese Gründe erklären, warum es nicht immer funktioniert. Aber der Wunsch, gut zu spielen, ist natürlich gross. Ich habe enormen Spass, in der Schweiz zu spielen, weil ich dafür das ganze Jahr über keine Gelegenheit hatte.

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