Australian Open Wawrinkas Erfolg nach Retraite: «Man darf sich nicht anlügen»

Von Syl Battistuzzi, Melbourne

27.1.2020

Stan Wawrinka kehrt einen 1:2-Satzrückstand und schlägt seinen bisherigen Angstgegner Daniil Medvedev. Der Schweizer steht damit im Viertelfinal der Australian Open und hat Lust auf mehr.

Auch Stan Wawrinka war einer der Sport-Stars, der sich an der Pressekonferenz tief betroffen zeigte vom Tod von Kobe Bryant: «Ich war sehr traurig, als ich die News mitbekam. Er hat nicht nur den Sport geprägt, sondern eine ganze Generation.» Solche Dramen könne es halt immer geben, das sei das Leben, so der 34-Jährige. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking holte er sogar gemeinsam mit Severin Lüthi ein Autogramm, was er sonst nur sehr selten tut.

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RIP LEGEND 🙏🏻💔 #kobebryant

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Nichtsdestotrotz startete der Romand rasant ins Spiel gegen US-Open-Finalist Medvedev – der ihn zuvor in beiden Duellen bezwingen konnte – und entschied den ersten Satz klar für sich. «Man muss sich auf das Match konzentrieren, egal was vorher ist», erläutert Wawrinka nach dem Match. Und fügt hinzu, dass ihn die schlechte Bilanz gegen den Russen nicht kümmerte: «Wenn ich den Platz betrete, will ich gewinnen.»

Gegen Medvedev habe er ein hartes Match erwartet. Tatsächlich dauerte es fünf Sätze und knapp dreieinhalb Stunden, ehe sein Sieg feststand. «Der Schlüssel war, dass ich stets versucht habe, aggressiv zu sein», meint der Australian-Open-Champion von 2014. Auch die Weltnummer 4 zollte ihm Respekt: «Stan hat grossartig gespielt und verdient gewonnen, deshalb kann ich nicht enttäuscht sein», so Medvedev.



Wieder auf Top-Level

«So ein Match auf einem solchen Niveau habe ich letztmals vor meiner Operation abgeliefert», meint ein sichtlich stolzer Wawrinka. Neben harter Arbeit mit seinem Team in der Saisonvorbereitung sei er auch mit sich selber ins Gericht gegangen, als er ein paar freie Tage hatte. Er habe dabei seine Ziele für nächstes Jahr bestimmen wollen, etwa die Rückkehr in die Top 10. «Man darf sich dabei nicht anlügen, man muss ehrlich zu sich selber sein», erklärt Wawrinka und hält fest: «Wenn man weiss, was man will, dann steckt man auch Arbeit rein.»

Die aktuelle Nummer 14 sagt: «Ich weiss, auf welchem Niveau ich spielen kann und wozu ich fähig bin.» Er sei inzwischen auch genug erfahren, um zu wissen, was es brauche, so Wawrinka.



Der dreifache Grand-Slam-Sieger erreicht zum 18. Mal ein Viertelfinal bei einem Major: «Das zeigt, dass ich eine schöne Karriere hatte.» Am Geld liege es nicht, dass er noch weiterspiele. «Tennis ist meine Leidenschaft: Ich darf rund um die Welt reisen, vor vielen Leuten spielen. Ich mag aber etwa auch, in Trainings an den Details zu feilen, einfach viele Sachen. Ich habe nicht mehr viele Jahre als Profi, deshalb will ich es so gut wie möglich geniessen.»

Sein nächster Gegner dürfte vom neuen «alten» Stan jedenfalls gewarnt sein. Mit Alexander Zverev (ATP 7) wartet im Viertelfinal erneut ein Gegner, der aktuell eine 2:0-Bilanz gegen Wawrinka vorweist. Dass das nicht viel bedeuten muss, durfte heute auch Daniil Medvedev am eigenen Leib erfahren.

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